Was wäre passiert, wenn man sich geweigert hätte der Hitler Jugend beizutreten?

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Anfangs wäre es so gewesen, wie heute mit den Pfadfindern: Es wäre okay gewesen, nicht mitzumachen.

Jedoch entwickelte sich die Organisation zunehmend als politische - und daraus als gesellschaftliche - Jugendorganisation. Es wurde also (auch von den eigenen Nachbarn) immer kritischer beäugt, wenn die eigenen Kinder nicht Mitglied waren oder gar werden wollten.

So wurden beispielsweise Beamte dienstverpflichtet, ihre Kinder in die HJ zu schicken. Und wer sich standhaft weigerte, wurde als Außenseiter betrachtet und musste zunehmend mit Repressionen (durch Staat und Nachbarschaft) rechnen.

Ab 1939 war es dann eine Pflichtorganisation. Es gab keinen Weg der Weigerung mehr. Die Kinder wurden zwangseingezogen.

Damit hat man sich in der Gesellschaft kenntlich gemacht, als einer der das System nicht bejubelt. Das wäre zuerst nicht wirklich schlimm. Doch das wäre auch nicht das Ende der Geschichte. Es würden weitere Anfragen folgen und die wären gewürzt mit bohrenden Fragen. Man würde ganz genau wissen wollen warum man nicht in die HJ eintritt und warum man das System ablehnt. Mit jedem Wort konnte man sich damals um Kopf und Kragen reden, denn die Fragen würden auch das Elternhaus, die Verwandtschaft und die Freunde betreffen. Man würde wissen wollen was die anderen vom Eintritt in die HJ halten und wie sie zum neuen Regime stehen. Was sie gesagt haben und warum sie das gesagt haben. Als Kind durchschaut man die Zusammenhänge nicht immer und weiß nicht wie gefährlich eine ehrliche Antwort sein kann.

Ist man einfach in die HJ eingetreten, dann gab es auch keine gefährlichen Fragen. So waren viele aus Angst da drin, weil sie nicht durch diese Mühle der vielen Fragen hindurch wollten. Sie haben lieber mitgemacht, als sich kenntlich zu machen.

Ab März 1939 gab es die Jugenddienstpflicht. Verstöße konnten zu Jugendarrest oder sogar Jugend KZ führen.

Aber in der Regel war das gar nicht nötig. Die soziale Ächtung durch andere Jugendliche, die Benachteiligungen in der Schule oder gegenüber der Familie im täglichen Leben genügten normalerweise schon.

Abgesehen davon waren die HJ Verantwortlichen zwar Nazis aber keine Amateure im Umgang mit Jugendlichen. Neben der weltanschaulichen Schulung, gab es attraktive Freizeitangebote, die es für viele junge Leute durchaus attraktiv machten, der HJ beizutreten.

Was hätte dann passieren sollen?

Mal abgesehen davon, dass man da nicht beitrat, sondern die Eltern die Kinder bei der HJ oder dem BdM anmeldeten.

Das zu unterlassen, hatte für sich genommen erstmal keine negativen Konsequenzen, außer dass man sich damit tendenziell zum Außenseiter innerhalb der Gesellschaft machte.

Das bedeutet aber nicht, dass es nicht möglich gewesen wäre die Kinder da nicht hin zu schicken.

Die Goebbels als zum engesten Kreis um Hitler gehörig, z.B. schickten ihre Kinder nicht in HJ und BdM.

Kurz gesagt: Je nach Umfeld wäre man selbt und auch die Eltern mehr oder weniger gemobbt worden.