Was sagt das ökologischer Potenz und der Toleranzbereich bei einer Toleranzkurve aus?

2 Antworten

Moin,

du kannst zwischen der physiologischen Potenz und der ökologischen Potenz unterscheiden.

Die physiologische Potenz gibt an, innerhalb welcher Grenzen ein Organismus (oder eine Art) gegenüber einem ausgewählten Umweltfaktor existenzfähig ist.

Dabei betrachtet man dann die Individuenzahl (wenn man eine Art untersucht) oder die Lebensaktivität (bei der Untersuchung eines Individuums).

Im Kurvenverlauf siehst du dann das Minimum / Maximum, was zum Überleben benötigt wird. Dann siehst du zwei Pessimabereiche (in dem überlebt werden kann, aber kaum Aktivität herrscht), einen Bereich, in dem ein aktives Leben geführt werden kann und dann noch einen Präferenzbereich mit einem Optimum.

Die ökologische Potenz zeigt dagegen, wie gut eine Art (oder ein Lebewesen) in Konkurrenz mit anderen Arten (oder Lebewesen) zurecht kommt.

Ökologische Potenzkurven können sich sehr von physiologischen Potenzkurven unterscheiden. Aber die Grenzen der physiologischen Potenz können niemals über- oder unterschritten werden.

Stell dir einfach folgendes vor: Eine Birke hat einen gewissen Anspruch an den Boden. Aber Birken sind da nicht besonders wählerisch. Sie können auf sandigem (und dadurch trockenem und nährsalzarmem) Boden ebenso überleben, wie auf feucht-nassem (und nährsalzreichem) Boden. Aber auf Geröllböden oder sumpfig-nassem Boden kann eine Birke nicht existieren. Am liebsten hat es eine Birke auf mittelfeuchtem Boden. Dort gedeiht sie am besten.

Eine Buche hat auch Ansprüche an den Boden. Sie ist da aber schon eingeschränkter im Vergleich mit einer Birke. Sie verträgt keinen Geröllboden, keinen sandigen Boden, keinen feucht-nassen und erst recht keinen sumpfig-nassen Boden. Sie braucht einen feuchten, nährsalzreichen Boden.

Nun hat die Buche gegenüber der Birke aber Konkurrenzvorteile. Das können ganz verschiedene Dinge sein. Sagen wir, die Buche wächst höher und hat eine dichtere Krone, so dass sie der kleineren Birke mit ihrer lichteren Krone das Sonnenlicht wegnimmt. Aber ohne Sonnenlicht kann die Birke keine Fotosynthese betreiben, also auf Dauer nicht überleben.

Wenn nun beide Bäume im gleichen Gebiet vorkommen, treten sie in Konkurrenz zueinander. Da die Birke konkurrenzschwächer ist, wird sie von der Buche verdrängt. Könnte sie nun genau wie die Buche ausschließlich auf feuchtem Boden wachsen oder gäbe es in dem gesamten Gebiet nur feuchte Böden, würde sie in diesem Gebiet nicht überleben (Konkurrenzausschlussprinzip).

Da es aber wahrscheinlich am Rand trockenere Böden gibt und vielleicht irgendwo auch einen See, in dessen Nähe der Boden feucht-nass bis sumpfig-nass ist, hat die Birke die Möglichkeit, in solche Gebiete auszuweichen, weil ihr die Buche dorthin nicht folgen kann. Das geschieht im Grunde nach dem Motto: „Lieber in einer schlechten Gegend König als in einer perfekten Gegend Bettler!” (Stichwort: Konkurrenzvermeidung).

Dann findet man die Birke nicht in ihrem physiologischen Präferendum, sondern am Rand ihrer physiologischen Potenz (in einer Kurve mit zwei Hügeln statt eines Berges). Die Buche als konkurrenzstärkere Art wird in ihrer ökologischen Potenzkurve wie in ihrer physiologischen Potenzkurve aussehen.

Mit anderen Worten, die ökologische Potenzkurve zeigt auch die Konkurrenzstärke einer Art im Vergleich mit (mindestens) einer anderen Art. Dabei können sich (scheinbar) neue Präferenzbereiche ergeben, wenn konkurrenzstärkere(n) Art(en) die konkurrenzschwächeren an Randbereiche der jeweiligen physiologischen Potenzen drängen.

Alles klar?

LG von der Waterkant

jonas142 
Fragesteller
 12.03.2021, 19:13

Alles klar, danke :) Ich würde Ihnen gerne das Stern verleihen;)

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DedeM  12.03.2021, 19:18
@jonas142

Freut mich, dass ich helfen konnte. Und über einen Stern freue ich mich natürlich auch immer...

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Wie tolerant ein Tier gegenüber einem bestimmten Umweltfaktor ist.

Drini275  12.03.2021, 15:59

*oder mehreren

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