Was sagen Muslime zu der Sure 9,29?

2 Antworten

Die Erklärung ist sehr einfach, wenn man so darüber nachdenkt: Was ist die Rechtfertigung des Krieges nach Q.9:29? Es gibt drei mögliche Antworten: Entweder ist es die Absicht, Krieg zu führen (ḥirāba), jizya nicht zu bezahlen, oder es ist Unglaube. Also, welches ist es?

Nehmen wir an, dass es Unglauben ist, dass die Rechtfertigung des Krieges nach Q.9:29 Unglauben war. Wenn das dann der Fall wäre, dann wäre Jizyah nicht von ihnen akzeptiert worden. Seit sie Jizya geben, ist es laut Q.9:29 verboten, sie ins Visier zu nehmen. Doch wenn sie Jizyya geben, sind sie immer noch Ungläubige. Der Grund für den Krieg kann also kein Unglaube sein.

Nehmen wir nun an, dass die Rechtfertigung für den Krieg nicht darin bestand, Jizya zu bezahlen, das heißt, dass jeder, der den Jizya nicht bezahlt, bekämpft werden sollte, einschließlich Kinder, Frauen... Dennoch waren sich alle muslimischen Juristen einig, dass es auch in Kriegszeiten verboten ist, Kinder, Frauen, alte Menschen, Mönche ... (Bürger im Allgemeinen) ins Visier zu nehmen, und sie stimmten auch zu, dass Kinder, Frauen, alte Menschen, Mönche ... von der Zahlung von Jizya befreit sind. Daher ist die Rechtfertigung für den Krieg nicht, "Jizya nicht zu bezahlen".

Dies lässt nur eine Option: dass die Rechtfertigung des Krieges laut Q.9:29 die Absicht ist, Krieg zu führen (ḥirāba). Und das ist die Meinung der überwiegenden Mehrheit der muslimischen Juristen. Und wie der Vers im selben Kapitel besagt:

Wie könntest du nicht gegen ein Volk kämpfen, das seinen Eid gebrochen hat, der versucht hat, den Boten (Muhammad Frieden über ihm) zu vertreiben, das dich zuerst angegriffen hat? Hast du Angst vor ihnen? Es ist Gott, den Sie fürchten sollten, wenn Sie wahre Gläubige sind.

Qurʾān – 9:13

Darüber hinaus gibt es eine sehr wichtige Unterscheidung, die nicht-arabische Sprecher nicht machen, nämlich das Wort qitāl (قتال) und nicht qatl (قتل). Letzteres impliziert die Einleitung des Kampfes, während Ersteres bedeutet (wenn sie "qātaltu (قاتلت) ihn" gesagt haben), wenn sie sich deren Willen/Anstrengung, ihn durch gegenseitigen Kampf zu bekämpfen, oder wenn Sie ihn dabei verhindert haben, damit er Sie nicht unwissentlich anwidert.

Ich bin kein Muslim, sage aber folgendes:

Bereits in den frühen Werken zum islamischen Recht wurde eine grundsätzliche Zweiteilung der Welt entwickelt, die bis ins 20. Jahrhundert hinein mit Modifikationen Grundlage der Erörterungen war. Dem islamischen Herrschaftsgebiet (dar al-Islam, „Haus des Islam“), auf dem die Normen der Scharia durchgesetzt werden, stand der grundsätzlich als feindlich und rechtlos angesehene Rest der Welt als „Haus des Krieges“ (dar al-harb) gegenüber. Dauerhafte Friedensschlüsse ließ die klassische Doktrin nicht zu, sondern nur zeitlich begrenzte Waffenstillstände im Falle der eigenen Unterlegenheit. Im Übrigen blieb der – von den Schriftgelehrten zweifellos vor allem militärisch verstandene – Einsatz zur Ausbreitung der der Religion (Dschihad) im Sinne der Erweiterung muslimischen Herrschaftsterritoriums religiöse Pflicht einer hierfür hinreichenden Zahl von Gläubigen (fard kifaya). Einschränkungen des Dschihad auf diejenigen von Nicht-Muslimen beherrschten Gebiete, die sich im Konflikt mit der islamischen Herrschaft befanden, konnten sich nicht durchsetzen. Die klassische Lehre bezog sich hierbei nicht auf diejenigen Koranverse, die eine nur defensive Ausrichtung gegen Angriffe erkennen lassen, sondern betrachtete diese durch die „Schwertverse“ in Sure 9,29 ff. als abrogiert (vgl. zur Abrogation oben II.I). Wohl nicht zufällig wurde diese Lehre in der Zeit militärischer Expansion unter den Umaiyaden und den frühen Abbasiden entwickelt.
Die Verse, die zu einem Kampf gegen die "Ungläubigen" bzw. "Bilderverehrer" aufrufen, werden heute allgemein als (nur) auf die heidnischen Mekkaner zu Lebzeiten Muhammads bezogen angesehen. Das vorhandene Schriftmaterial bedarf der Interpretation, wobei die Haltung der Interpreten von entscheidender Bedeutung ist, die maßgeblich von den unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen geprägt wurde und wird.

Quelle: Das islamische Recht: Geschichte und Gegenwart von Prof. Dr. Mathias Rohe, 3. Auflage 2011, Seite 149

Die meisten Muslime lehnen Gewalt gegen Andersgläubige ab und sind säkular ausgerichtet. Kein Problem also.

johann77  16.06.2019, 18:15
Die meisten Muslime lehnen Gewalt gegen Andersgläubige ab und sind säkular ausgerichtet. Kein Problem also.

Ja, gefährlich sind nur die wahren Muslime

5
CorporalClegg  28.06.2019, 10:54
@johann77

Den Koran schon mal gelesen?:

GOTT UNTERSAGT EUCH NICHT AN DENJENIGEN, DIE EUCH NICHT IM GLAUBEN BEKÄMPFTEN UND EUCH NICHT AUS EUREN HÄUSERN VERTRIEBEN, GÜTIG MIT IHNEN ZU SEIN, UND GERECHT AN IHNEN ZU HANDELN. DENN GOTT LIEBT DIE GERECHT HANDELNDEN. Sure 60,8

5
johann77  29.06.2019, 07:58
@CorporalClegg

Das ist für die Ungläubigen nicht tröstlich, wenn Allah UNTERSAGT EUCH NICHT AN DENJENIGEN, DIE EUCH NICHT IM GLAUBEN BEKÄMPFTEN ...GÜTIG MIT IHNEN ZU SEIN, weil an vielen Stellen befiehlt Allah, die UNGLÄUBIGEN ZU BEKÄMPFEN UND ZU TÖTEN.

Sure 9.5 Und wenn die verbotenen Monate verfloßen sind, dann tötet die Götzendiener, wo ihr sie trefft, und ergreift sie, und belagert sie, und lauert ihnen auf in jedem Hinterhalt. Bereuen sie aber und verrichten das Gebet und zahlen die Zakat, dann gebt ihnen den Weg frei. Wahrlich, Allah ist allverzeihend, barmherzig.

Sure 9.29 Kämpfet wider diejenigen aus dem Volk der Schrift, die nicht an Allah und an den Jüngsten Tag glauben und die nicht als unerlaubt erachten, was Allah und Sein Gesandter als unerlaubt erklärt haben, und die nicht dem wahren Bekenntnis folgen, bis sie aus freien Stücken den Tribut entrichten und ihre Unterwerfung anerkennen.

0
Baran003  24.05.2021, 22:21
@CorporalClegg

Wow, zum ersten Mal sehe ich jemanden, der kein muslime ist, aber den Islam und den Koran RICHTIG versteht

1
verreisterNutzer  19.11.2019, 02:56

Ha - denkste auch nur. - Geschwurbel für die Masse der unwissenden naiven Nichtmslime. - Die erste mekkanische Offenbarung war noch vergleichsweise friedlich, wurde dann aber ca. 20 Jahre später komplett durch die 2. medinische Dschihad-Offenbarung ersetzt.

Erdogan:

https://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Erdogan-nicht-willkommen/Erdogan-Die-Moscheen-sind-unsere-Kasernen-die-Minarette-unsere-Bajonette/posting-33131183/show/

Rund 70 % der in Deutschland lebenden Türken/Kurden haben Erdogan gewählt - soviel zu den angeblich so säkularen Muslimen.

1
feelinginthesky  08.07.2020, 13:24
@verreisterNutzer

Das, was du erzählst, ist vollkommen falsch und stimmt nicht. Und anscheinend kennst du die Bedeutung des Wortes sakulär nicht.

0