Was passiert in diesem Teil von dem Lied?

1 Antwort

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Es wird tatsächlich dem E-Dur-Akkord eine Septime hinzugefügt. Das ändert allerdings seine Funktion: E-Dur ist wohl zunächst Tonika, in dem Moment jedoch, in dem die Septime hinzukommt, wird es zur Zwischendominante zum nachfolgenden A-Dur.
Der Begriff Zwischendominante wird hier gut erklärt.

Wie wirkt sich diese harmonische Wendung aus? Das folgende A-Dur wird vorbereitet und dadurch etwas stabilisiert, es klingt nicht nur 'im Hindurchgehen' an. Damit bekommt die plagale Wendung in den Takten 60 und 61 mehr Gewicht, damit auch die gesamte Schlusskadenz des Liedes: S → T → D → T → D → T. Es wird am Ende die Wirkung großer Ruhe erzielt.


Idontknow456690 
Fragesteller
 07.09.2023, 16:46

Vielen Dank. Ich hab da mal etwas geschrieben, bin allerdings noch nicht ganz zufrieden mit dem Inhalt und der Länge des Textes. Könntest du dir das vlt mal anschauen und evtl verbessern? Das wäre sehr nett und hilfreich :)

Aufgabe: Analysiere Schummans Vertonung des Gedichts „Mondnacht“ von Takt 44 bis zum Schluss.

a) Analysiere dazu den harmonischen Verlauf

Ab Takt 44 wird die Kadenz von D-Dur erweitert und es entstehen Dominantseptakkorde (A-Dur7). In Takt 56 wird dem E-Dur-Akkord eine Septime hinzugefügt. Dies ändert seine Funktion, E-Dur ist zunächst die Tonika des Liedes, aber in dem die Septime hinzukommt, wird es zur Zwischendominante und somit zum nachfolgenden A-Dur. Diese Zwischendominante löst sich allerdings in den nachfolgenden Takten zur Tonika E-Dur auf. So kommt es zum Plagalschluss (IV-I). Wird die Grundtonart E-Dur schließlich erreicht, kommt es zu einem Nachspiel, welches ebenfalls die Abwärtsbewegung des Vorspielt enthält, diesmal aber in der Tonika, die nur zum Schluss durch eine Zwischendominante mit dem Leitton ais unterbrochen wird. Die Schlusskadenz fängt mit der Subdominante A-Dur an, führt dann zur Tonika, zur Dominante H-Dur, zurück zur Tonika, wieder zur Dominante und endet schließlich auf der Tonika E-Dur. 

b) Stelle einen Bezug zwischen Text und Harmonik (bzw. Vertonung allgemein) her und beschreibe die dadurch entstehende Wirkung.

Dadurch, dass in Takt 56 die Tonika zur Zwischendominante wird, wird das an sich schon zart und heimliche Lied noch ruhiger. Dieses Phänomen stimmt auch mit dem Text überein, in dem „die Seele nach Hause fliegt“, das lyrische Ich somit heimkehrt. Im Nachspiel sollen die Töne immer leiser gespielt werden, was den Eindruck vermittelt, als ob etwas langsam entwindet, sich immer weiter entfernt und schließlich ganz verschwunden ist. So könnte man interpretieren, dass die Seele in die Unendlichkeit und das Ewige entschwindet, wodurch auch ein Bezug zum Text hergestellt wird. 

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Arlecchino  07.09.2023, 23:24
@Idontknow456690
Ab Takt 44 wird die Kadenz von D-Dur erweitert 

Achte auf die 4 Kreuze: Es gibt hier kein D-Dur. Auch A7 sehe ich auf der ganzen Seite nicht.

E-Dur ist zunächst die Tonika des Liedes...

E-Dur ist grundsätzlich die Tonika des Liedes. Hier: E-Dur ist in den Takten 56 bis 58 Tonika, bevor...

aber in dem die Septime hinzukommt, wird es zur Zwischendominante und somit zum nachfolgenden A-Dur. 

Richtig: wird es zur Zwischendominante zum nachfolgenden A-Dur. 

Diese Zwischendominante löst sich allerdings in den nachfolgenden Takten zur Tonika E-Dur auf. 

Das ist falsch. Die Zwischendominante führt nach A-Dur.

So kommt es zum Plagalschluss

Da es noch nicht das Ende ist, hatte ich von einer plagalen Wendung geschrieben.

Stelle einen Bezug zwischen Text und Harmonik (bzw. Vertonung allgemein) her...

Das ist mit Schulwissen außerordentlich schwer, wenn nicht gar unmöglich, denn Schülern fehlt die Erfahrung und der Vergleich.

Einen unmittelbaren Bezug Wort zu Note oder Wort zu Harmonie gibt es hier nicht. Man muss das etwas flächiger verstehen, es geht um die Stimmung des Schlusses. Durch die schwebende Tonika (mehrfach mit der Quinte im Baß) und das mehrfache Verlassen der Tonika (zur Subdominante und zur Dominante) wird die Harmonie in der Schwebe gehalten, bevor erst in T 65 die die Grundstellung der Tonika nicht mehr verlassen wird.

Deine letzten Sätze ab "dieses Phänomen" finde ich sehr gut.

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