Was meint , Christian Morgenstern in Strophe 3 vom den Gedicht "Berlin"?

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Der letzte Glanz erlischt in blinden Scheiben;
in seine Schachteln liegt ein Spiel geräumt;
gebändigt ruht ein ungestümes Treiben,
und heilig wird, was so voll Schicksal träumt.

Es geht um eine Abendstimmung in der tagsüber lauten, chaotischen Riesenstadt.
Der letzte Glanz des Tages vergeht in den Fenstern der ärmlichen, unsauberen Mietskasernen. Das unbändige Getriebe der Großstadt lässt nach, das Spiel der Millionen, der Arbeitenden, Kaufenden und Herumhastenden endet langsam, weil die Menschen sich in ihre Behausungen, die "Schachteln" zurückziehen.

Am Ende ein neuer Gedanke, der aus Morgensterns Weltanschauung stammt: In der Nacht, fern vom oberflächlichen und ablenkenden Treiben, ist die Zeit des Traums, in dem der Massenmensch endlich zu sich kommt und edlere, gar heilige Gedanken aufsteigen.