Was ist die Bedeutung von Freiheit in Arnold Gehlens Menschenbild?

1 Antwort

Der Terminus "Mängelwesen" wurde von Arnold Gehlen geprägt und findet in seinem erstmalig 1940 veröffentlichten Hauptwerk "Der Mensch. Seine Natur und seine Stellung in der Welt" Eingang in die Philosophische Anthropologie.

"Der Grundgedanke ist der, daß die sämtlichen ‚Mängel‘ der menschlichen Konstitution, welche unter natürlichen, sozusagen tierischen Bedingungen eine höchste Belastung seiner Lebensfähigkeit darstellen, vom Menschen selbsttätig und handelnd gerade zu Mitteln seiner Existenz gemacht werden, worin die Bestimmung des Menschen zu Handlung und seine unvergleichliche Sonderstellung zuletzt beruhen." (Arnold Gehlen (1986): Der Mensch, S.37)

Dieser Begriff zeichnet den Menschen gegenüber anderen Spezies als physisch und morphologisch unterlegen. Gehlen postuliert, dass diese Defizite biologische Anpassungsprobleme des Menschen an seine natürliche Umwelt darstellen. Um dennoch zu überleben, fungiert der Mensch nach Gehlen als eine Art "Prometheus", der Kultur als eine Art Ersatz-Natur oder "zweite Natur" schafft.

Apfelmus4196 
Fragesteller
 17.12.2023, 16:49

Danke für die Antwort. Aber könntest du mir vielleicht erklären was für eine konkrete Bedeutung "Freiheit" in seinem Menschenbild hat?

0
Merlin128  18.12.2023, 08:55
@Apfelmus4196

Da der Mensch bei Gehlen als ein "Mängelwesen" betrachtet wird, bedarf der Mensch gesellschaftlicher Institutionen, die eine primäre Entlastung darstellen, um frei zu sein. Denn der Mensch sei auf gesellschaftliche Institutionen existenziell angewiesen, um überhaupt sein Freiheitspotenzial ausleben zu können. Denn andernfalls würde er ohne Institutionen im täglichen Daseinskampf ein Sklave seiner täglichen existenziellen Bedürfnisse sein. Adorno hingegen kritisierte diese Position Gehlens und verwies darauf, dass die Instutionen die Menschen von sich selbst entfremden und ihre ureigenen Bedürfnisse nach Freiheit unterdrücken, indem sie sich dem Konformitätsdruck gesellschaftlicher Verhältnisse unterwerfen und verinnerlichen, so dass sie quasi fremdgesteuert werden.

1