Was haltet ihr vom deutschen Schulsystem? Ist es veraltet?

5 Antworten

Ja. Und damit meine ich nicht das viel zitierte: Oh, die lernen nicht wie man ein Konto eröffnet. -> Dafür ist die Schule auch nicht da. Das ist der Job der Eltern bzw. sollte man von einer erwachsenen Person erwarten können, dass sie die nächste Bankfiliale alleine findet und nachfragt wie das geht...

Was veraltet ist ist das stumpfe auswendiglernen von Wissen. Es müsste viel mehr analytische Fähigkeiten, logisches Denken und Problemlösungsfähigkeiten im Vordergrund stehen.

In Geschichte muss man nicht den Zeitstrahl auswendig können, sondern Wissen warum welche Ereignisse stattgefunden haben.
In Mathe sollte man eine Formel selber erstellen und nicht bloß in die Formel aus dem Tafelwerk einsetzen können.
Auch das Denken nach logischen Regeln sowie das Wissen um typische Fehllogik ist etwas, was der breiten Bevölkerung durchaus zum Vorteil gereichen würde...

Sport, Musik und Kunst sind in Maßen wichtig, sollten aber gerade in den höheren Klassen ihren Zweck als kreativer/körperlicher Ausgleich nicht verlieren. Musik ist das definitiv nicht mehr, wenn man die Werke eines Komponisten in der richtigen Reihenfolge aufzählen können muss.

Einfache Informatik sollte viel stärker in andere Fächer integriert werden. Der Umgang mit Word und Excel muss genauso zum Standard gehören wie Stift und Papier. Dafür beschäftigt sich Informatik dann mit tieferen Themen wie Automatisierung von Prozessen. Der digitale Analphabetismus ist ein riesiges Effizienzproblem in der deutschen Wirtschaft.

Es gibt Suchmaschinen und Wikipedia nun schon seit Jahrzehnten. Sprachgesteuerte Assistenten wie Alexa und automatisierte Suchhilfen wie Google Lense machen die Suche noch einfacher und KIs, die dir deine individuelle Frage direkt beantworten stehen schon in der Tür. Kurz: Alles was nicht als Grundlage für den Aufbau weiteren Wissens dient muss man nicht mehr auswendig können.

Und zu guter Letzt: Bis auf die zentralen Fächer sollte der Stoff schon viel früher in Wahlfächer aufgehen. Außerdem muss das Benotungssystem bundeseinhetlich geregelt werden und wieder mehr "aussieben".

LottasLebenNr9 
Fragesteller
 31.07.2023, 13:08

Größtenteils stimme ich dir zu. Finde aber Kunst und Musik total wichtig, auch in der Oberstufe. In Kunst könnten die ja auch einfach ihre eigenen Ideen umsetzen. Z. B. einen Nachtschrank vom Sperrmüll aufarbeiten und künstlerisch gestalten. Ein Anderer möchte vielleicht plastisch arbeiten und der nächste macht Makramee. Die Menschen verlernen sonst mit ihren eigenen Händen Dinge zu schaffen. Musik könnten die Schüler unkonventionelle Instrumente mitbringen und vorstellen.

1

Es kommt den Anforderungen der heutigen Zeit nicht mehr nach. Es ist materiell, finanziell und vor allem personell unterversorgt.

Wie so viele andere öffentliche Einrichtungen ist die Infrastruktur über lange Jahre etwas verlottert und solange man versucht, neue probleme mmit alten Methoden zu lösen, müssen selbst die engagiertesten Lehrkräfte mit ansehen, dass all ihre Bemühungen nicht ausreichen.

LottasLebenNr9 
Fragesteller
 31.07.2023, 11:36

Ich finde es auch zu starr. Es sollte auch schon früh auf die individuellen Stärken der Kinder eingegangen werden. So erfahren die Kinder Erfolge, auch wenn sie für andere Dinge vielleicht länger brauchen als die Schule sich das wünscht.

0
5432112345  31.07.2023, 12:28
@LottasLebenNr9

Eine sehr beliebte Forderung, die ich kritisch sehe. Schule ist dafür da aus den Menschen geeignete Arbeitskräfte zu formen und nicht um sich selbst zu Verwirklichen.

Klar, man soll den Fisch nicht nach seiner Fähigkeit beurteilen auf Bäume zu klettern, aber wenn die Gesellschaft nunmal Bananenpflücker braucht ist es wenig relevant ob der Fisch gut schwimmen kann.

0
LottasLebenNr9 
Fragesteller
 31.07.2023, 13:36
@5432112345

Doch, Selbstverwirklichung steht den Kindern zu. Beruf heißt auch Berufung. Wenn die Fische beim Bananenpflücken zum Pflegefall werden und der Elefant denkt er ist dumm und aus Frust lieber kifft, dann kostet das den Staat am Ende noch mehr.

0

Ist gut.

Nur die Lehrpläne sind Schrott.

Früher hieß es "nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen wir's"

War auch so.

Mittlerweile abstruse Theorien, Stochastik, Median.

Aber wie die Leute n Bafög Antrag ausfüllen, oder den Bedarf für Laminat ausrechnen, oder wie man Paket schreibt, das lernen sie nicht

LottasLebenNr9 
Fragesteller
 31.07.2023, 11:32

Also ich glaube, dass es mit dem System auch keinen Spaß macht zu lernen. Kinder sind von Natur aus wissbegierig. Die wollen lernen. Aber nicht immer nach strengen Vorgaben.

0
klimamoerder  31.07.2023, 12:18
@LottasLebenNr9

Und GENAU deswegen hat jeder Depressionen.

Immer wird der Arsch abgewischt "prinzesschen" du darfst alles,musst nix".

Tja, und wenn sich das Leben als kein Ponyhof erweist, geht das grosse geplärre los

0
PhotonX  31.07.2023, 11:36
Aber wie die Leute n Bafög Antrag ausfüllen, oder den Bedarf für Laminat ausrechnen, oder wie man Paket schreibt, das lernen sie nicht

Hat man das denn "früher" (wann auch immer das war) gelernt?

0
klimamoerder  31.07.2023, 11:52
@PhotonX

Doch ja. Bafög evtl nicht ( war vor den geschenkten abis, und dass jeder studiert) aber anträge z.b. Steuer und andere haben wir hingelegt bekommen und wurde besprochen.

1
klimamoerder  31.07.2023, 12:17
@PhotonX

Realschule.

Fach weiss ich nicht mehr, 30jahre her.. Wirtschafts und Sozialkunde? Deutsch?

0

Vermurkst würde wohl eher passen - unser Schulsystem war früher führend.

Mit Zwang zum Erfolg.

Durch die diversen Reformen in den Jahren wurde es schlechter und schlechter, bis sich heute kaum noch ein Leerer (Lehrer) ins "System" wagt.

Eine Schule, in der noch Interesse an Schülern, und dem Wissen, das vermittelt werden soll, existiert die muss man heute fast schon mit der Lupe suchen...

LottasLebenNr9 
Fragesteller
 31.07.2023, 11:43

Genau. Es fehlt der Zugang zwischen Lehrer und Schüler und das gegenseitige Interesse.

1
Huflattich  31.07.2023, 11:59
@LottasLebenNr9

...und den Grund z.B. einen guten Schulabschluss zu bekommen. den sieht man als Schüler zu diesem Zeitpunkt erst recht nicht ein .

1
LottasLebenNr9 
Fragesteller
 31.07.2023, 12:08
@Huflattich

Es sollte niemand einen schlechten Schulabschluss bekommen müssen. Kein Kind kommt ohne Begabung auf die Welt. Ich finde wenn ein Kind in Mathe Klasse 9 nicht mitkommt ist das ok. Die die was lernen vergessen es auch wieder. In so einem Fall könnte man doch den Schüler entscheiden lassen, was er in der Zeit lernt. Und wenn es ne praktische Arbeit ist, hat das den selben Wert.

0
Huflattich  31.07.2023, 12:18
@LottasLebenNr9

Hier ging es ja um "die Qualität des deutschen Schulsystems" und nicht um das, was wie, wann, gelernt wird, oder gelernt werden kann.

Im europäischen Schulvergleich ist Deutschland oft schon längst abgehängt...

0
LottasLebenNr9 
Fragesteller
 31.07.2023, 13:17
@Huflattich

Ob es abgehängt ist finde ich gar nicht so relevant. Es sollte kein Wettbewerb mit den andern Ländern stattfinden.

Die Qualität der Systems spiegelt sich doch in der Lernbereitschaft wieder. Die Schüler sollten Freude daran haben. Ich hab Kinder getroffen, die Schon in der 2 Klasse die Lust verloren haben und dabei ganz viele Talente hatten. Das ist doch traurig

0
LottasLebenNr9 
Fragesteller
 31.07.2023, 13:28
@Huflattich

Wenn es schon früh die Möglichkeit gibt die eigenen Talente zu fördern, dann ist auch der Abschluss gut. Es werden dann eben auch andere Dinge benotet und als herausragend dargestellt. Nicht nur Mathe, Deutsch, Physik, Chemie. Wenn ein Schüler schon früh zeigt, dass er mit Werkzeug umgehen kann, dann repariert er vielleicht lieber selbstständig den Wasserabschluss oder den Lehrertisch. Er war vielleicht schon immer ein Hausmeister und das ist was Gutes. Dann kann er doch ein für ihn weniger wichtiges Fach, dass ihm schwer fällt irgendwann abwählen. Er bekommt dann in dem Fach keine schlechte Note, dafür wird sein herausragendes Talent im Handwerk erwähnt. Nicht jedes Kind ist Arzt, Rechtsanwalt oder was auch immer.

1
Huflattich  31.07.2023, 13:33
@LottasLebenNr9
Die Qualität der Systems spiegelt sich doch in der Lernbereitschaft wieder. Die Schüler sollten Freude daran haben. Ich hab Kinder getroffen, die Schon in der 2 Klasse die Lust verloren haben... 

Schau mal hier bei Max & Moritz:

Also lautet ein Beschluß:
Daß der Mensch was lernen muß.
Nicht allein das Abc
Bringt den Menschen in die Höh,
Nicht allein im Schreiben, Lesen
Übt sich ein vernünftig Wesen;
Nicht allein in Rechnungssachen
Soll der Mensch sich Mühe machen;
Sondern auch der Weisheit Lehren
muss man mit Vergnügen hören.

https://www.wilhelm-busch.de/werke/max-und-moritz/alle-streiche/vierter-streich/

1

Ich denke schon. Vor allem das der Föderalismus in der Bildungspolitik führt dazu, dass jedes Land seine eigene Schulpolitik betreibt. Das finde ich , sollte abgeschafft werden.

LottasLebenNr9 
Fragesteller
 31.07.2023, 11:40

Ein Grundmodell das überall einheitlich ist befürworte ich auch. Könnte mir aber auch eine flexible Arbeitsweise und nicht so einen engen Zeitplan vorstellen. Dann hätten die Lehrer die Möglichkeit ihren Unterricht immer wieder neu an ihre Schüler anzupassen.

2
Lexa1  31.07.2023, 11:47
@LottasLebenNr9

Den Unterricht selbst können die Lehrer ja trotzdem individuell gestalten. Solange sie sich an den Lehrplan halten. Aber ich finde, dass auch die Lehrpläne total überarbeitet werden sollten und der heutigen Zeit angepasst werden müssen.

Es gibt sehr viele Videos bei YouTube, wo einige Leute anschaulich gewisse Themen beschreiben, teilweise auf spielerische Art, wo dann in den Kommentaren steht: Also jetzt habe auch ich es begriffen. Warum können die Lehrer nicht auch so einen anschaulichen Unterricht durchführen?

0
LottasLebenNr9 
Fragesteller
 31.07.2023, 11:53
@Lexa1

Ich vermute, sie sind im Denken nicht beweglich genug. Sie sind selbst durch das alte Schulsystem gegangen. Außerdem erfordert es Mut und Risikobereitschaft. Sie müssen ihre Komfortzone verlassen und auch Niederlagen einstecken.

1
Lexa1  31.07.2023, 11:55
@LottasLebenNr9

Da kannst du recht haben. Liegt wahrscheinlich auch mit an der Altersstruktur.

0
Tannibi  31.07.2023, 11:44

In den Föderalismus ist eingebaut, dass er
nie abgeschaftt werden kann.

0
Lexa1  31.07.2023, 11:48
@Tannibi

Aber man könnte sowas auch ändern, wenn man will.

0
Tannibi  31.07.2023, 11:49
@Lexa1

Den Föderalismus kann man nie abschaffen.
Und ändern nur in Winzigkeiten.

0
Lexa1  31.07.2023, 11:50
@Tannibi

Man hat es festgelegt, man kann es auch wieder ändern, gerade im Schulsystem. Ansätze gibt es ja.

0