Was bedeutet diese Bibelstelle: 2. Johannes 10?

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Im Bibelkommentar von Dr. John F. Walvoord steht zu 2. Johannes 10-11:

"Doch das Bleiben in der Wahrheit von Jesus Christus erfordert auch eine klare Absage an diejenigen, die falsche Lehren verbreiten. Deshalb setzt Johannes hinzu: Wenn jemand zu euch kommt und bringt diese Lehre nicht, so nehmt ihn nicht ins Haus und grüßt ihn auch nicht. Zu Lebzeiten des Johannes waren Wanderphilosophen und umherziehende religiöse Lehrer ein vertrauter Anblick. Auch die christlichen Prediger reisten von Ort zu Ort und waren von der Unterstützung und Gastfreundschaft der verschiedenen Ortsgemeinden abhängig (3Joh 1,5-8).

Doch die Leser des 2. Johannesbriefes werden dringend dazu aufgefordert, in solchen Fällen genau hinzusehen und zu -hören. Wenn jemand (in der Rolle eines Wanderapostels) zu ihnen "kommt", ohne ihnen die gesunde Lehre (didachEn) zu bringen, so soll ihm keine Hilfe gewährt werden. Das griechische Verb für "bringen" ist pherO ("tragen"), ein Wort, das ebenfalls das Motiv des Reisens aufnimmt. Wenn die Wahrheit nicht zum "Reisegepäck" gehört, so soll dem Reisenden von denen, die dieser Wahrheit treu bleiben, die Gastfreundschaft verweigert werden.

Einem Verführer aber soll man nicht einmal den Willkommensgruß bieten, denn das würde bedeuten, an seinen bösen (ponErois; vgl. to ponEron, "der Böse", 1Joh 2,13-14 ) Werken teilzuhaben. "Grüßt ihn" (2Joh 1,10-11) heißt wörtlich "begrüßt ihn". Das griechische Wort an dieser Stelle ist chairein, das mit chairO, "sich freuen, glücklich sein", verwandt ist. Chairein war der übliche herzliche Willkommens- oder Abschiedsgruß, etwa im Sinne von "ich freue mich, dich zu sehen" oder "Alles Gute" (vgl. Apg 15,23; 23,26; Jak 1,1). Für unsre heutigen Ohren klingt diese Anweisung unangemessen hart und engstirnig.

Doch der Abschnitt darf auch nicht überinterpretiert werden. Johannes ging es um Irrlehrer, die sich aktiv dafür einsetzten, falsche Vorstellungen zu verbreiten. In dieser Tätigkeit sollen sie keinesfalls unterstützt werden. Schon ein simpler Gruß gab ihnen vielleicht ein Gefühl des Akzeptiertseins, das falsch verstanden werden konnte. Durch ihr abweisendes Verhalten sollten die Leser klarmachen, dass sie solchen Männern in keiner Weise in die Hände arbeiteten. Dieser Rat hat seine Gültigkeit bis heute nicht verloren. Johannes spricht die Frage, welche Bemühungen unternommen werden sollten, um diese Leute für die Erkenntnis der Wahrheit zu gewinnen, zwar nicht an. Doch es ist klar, dass alles getan werden muss, dass sie nicht durch eine Art Billigung ihres Irrtums noch tiefer in ihn hineingetrieben werden."

chrisbyrd  10.12.2020, 16:55

Vielen Dank für den "Stern", ganz liebe Grüße und Gottes Segen!

0

Es gab zur damaligen Zeit bereits Irrlehren. Insbesondere eine bestimmte Gruppe (deren Namen ich jetzt nicht parat habe) lehrte, dass Jesus nicht "im Fleisch", d.h. körperlich gelebt hat. Dies ist nicht die wahre Lehre, sondern eine Verfälschung. Sie geht von Satan aus und treibt die Christen in die Irre. Davor warnt Johannes in seinen beiden Briefen.

Diese Warnung ist heute ebenso aktuell und wichtig wie damals!

verreisterNutzer  22.11.2020, 22:55
Insbesondere eine bestimmte Gruppe (deren Namen ich jetzt nicht parat habe) 

Du meinst wohl die Gnostiker.

LG

0
Avena  22.11.2020, 23:06
@verreisterNutzer

Hab jetzt mal nachgesehen. Der Gnostizismus wurde erst viel später bekannt, kann also nicht gemeint sein. Es geht hier wohl um die Häretiker. Ein gewisser Cerinthus hat sich offenbar mächtig hervorgetan mit dieser Lehre.

1

Oh, es wird religiöse Strömungen geben (2.Kor.4,4; Offb.12,9),

die den Tod Jesu verleugnen (2.Joh.1,7-9)

und gerne die "Mutter Gottes" als "Erlöserin" anbeten (2.Kor.11,14; Offb.17,1-6).

Woher ich das weiß:Recherche

Man soll sich nicht von allen nichtchristen fern halten, sondern von denen die einen im Glauben angreifen wollen und von anderen Dingen überzeugen wollen. Damit ist auch nicht gemeint das man nicht an die Wissenschaft "glauben" soll, sondern denen nicht glauben soll die eben nicht im Dienst von Gott sondern direkt im Dienste desen stehen was gegen Gott und somit Jesus Christus ist.

Der Autor warnt seine Adressaten vor den selben Irrlehrern, wie im 1.Johannesbrief (4,1f), jedoch schärfer als zuvor, weil die Situation wohl dringlicher wurde.

Es gab zu der Zeit eine Strömung (die man zur Gnosis zählt), in der man der Überzeugung war, dass Jesus nicht als Mensch, sondern als eine Art Geisterscheinung auf Erden war ("Verführer [...] die nicht bekennen, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist."). Dies widerspricht der Lehre der johanneischen Schule, dass das Wort Fleisch wurde (Joh 1,14).