Warum wurden die Indianerkriege und der Vietnamkrieg nicht als Völkermord eingestuft?

2 Antworten

Kriege sind unglaubliche Verbrechen, die meist beinhalten, dass man auch Zivilisten tötet (als "Kollateralschaden"), weil man die Kämpfer ausschalten will - oder die Bevölkerung demoralisieren (was eigentlich nie klappt: die Menschen rücken dadurch nur mehr zusammen gegen den Feind). Meist wird das im Laufe eines Krieges schlimmer, die moralischen Bedenken kleiner.

Es geht beim Völkermord nicht um Morde oder auch Massenmorde an den Menschen eines Volkes, sondern um den Versuch ein Volk auszulöschen. Das ist beim Vietnamkrieg nicht gegeben. Die Amerikaner haben nicht in Vietnam gekämpft um die Vietnamesen auszurotten. Selbst der Abwurf der Atombomben in Japan diente nicht der Ausrottung der Japaner.

Wenn jemand den letzten Mohikaner töten will, weil er die Mohikaner auslöschen will, dann könnten man wohl vom Tatbestand eines Völkermordes sprechen.

Oft wird dies mit Massenmord durch einen Staat oder eine staatliche Institution verwechselt. Ein Völkermord ist praktisch immer ein staatlich angeordneter Massenmord und damit das wohl schlimmste Verbrechen überhaupt. Aber nicht jeder durch staatliche Institutionen beauftragte Massenmord ist auch ein Völkermord (was das Verbrechen dadurch nicht schmälert). Grundlegen ist das Ziel, eine Volksgruppe auszulöschen.

Hitler wollte die Juden - zumindest auf dem von ihm kontrollierten Gebiet - komplett auslöschen. Das ist Völkermord. Die radikalen Huti töten 800.000 Tutsi in Ruanda und löschten das Volk beinahe aus. Auch das war Völkermord.

Das eigentlich Verbrechen ist immer der Massenmord. Das Versuch der Auslöschung einer Volksgruppe führte aber unweigerlich zum Massenmord.

Nichts wird vertuscht. Nach 1968 wurde alles aufgetischt, was Imperialisten, Kolonialisten, Stalinisten, Maoisten, Nazis und Faschisten verbrochen haben. Der Völkermord an den Armeniern wird noch mit internationalen Samthandschuhen behandelt.