Warum wurde Helmut Kohl immer so als "Witzfigur" dargestellt?

3 Antworten

Unabhängig vom Politischen:

Sein Äußeres, das Gewicht und der pfälzische Dialekt.

Einige ungeschickte Formulierungen wie "Entscheidend ist, was hinten rauskommt!".

Er schrieb seine Doktorarbeit über die Entstehung der BRD, nannte aber bei einer Rede das falsche Jahr dafür.

Seie schlechten Englischkenntnisse mit fürchterlicher Aussprache, ähnlich wie Öttinger heutzutage.

Man sagte ihm nach, dass er die Probleme immer aussitzt, anstatt als Kanzler etwas zu tun.

In der Parteienbestechungsaffäre hatte er keine Erinnerung an die Spender, aber die Erinnerungen reichten für eine längere (mehrbändige?) Biografie.

Die 80er-Jahre waren eine Zeit, in der die Politiker generell mehr Humor hatten als heute. Späße über Politiker gehörten zum guten Ton, und die hat auch niemand krumm genommen.

http://www.bilderbein.de/kohl-witze.html

Zitat aus dieser Webseite:

Arbeitsminister Norbert Blüm trat bei Rudi Carell im Fernsehen auf, prägte den Satz "Spaß muß sein" und nahm mit großer Freude den "Orden wider den tierischen Ernst" des Aachener Karnevalsvereins entgegen. Außenminister Hans-Dietrich Genscher ließ eine Karrikatur mit seinen riesigen Ohren das offizielle Briefpapier des Auswärtigen Amtes zieren, um damit Humor und Bürgernähe zu zeigen.

Ich mochte ihn wirklich und er war mir auch sympathisch, aber er hat für dieses spezielle Image teilweise auch selbst (u.a. durch seine Erscheinung und sein sehr deutliches pfälzisches Idiom, das gern parodiert und von vielen als bäuerlich empfunden wurde) gesorgt und immer wieder mal einfach unglückliche oder vielleicht auch rhetorisch "eigenartige" Auftritte in der Öffentlichkeit gehabt, von den Spiegel-TV hier einige gesammelt hat.

https://www.youtube.com/watch?v=bmisW-igJqQ

Dabei hatte er wirklich was zu sagen, wenn man ihn mal zu Wort kommen ließ - zum Beispiel 1996 bei Alfred Biolek, den ich ebenfalls sehr schätze.

https://www.youtube.com/watch?v=u0OtzD2rxqI

Allerdings war die Gesellschaft damals noch nicht so schamlos hinter allem her, was "anders" war und wäre Helmut Kohl heute unser Kanzler, rein hypothetisch, wäre er wahrscheinlich der dauernde Gegenstand von Parodien. Damals blieb es mangels der Flut an Medien zwar bei einem gelegentlichen Cover des Titanic-Magazins ("Helmut Kohl muss Hauptstadt bleiben"), musikalischen Parodien, Gags etwa wie von Thomas Freitag (der damit sehr erfolgreich gewesen ist) und manchen Seitenhieben politischer Gegner aus dem linksgrünen Milieu, heute wäre wohl jeder unlustige Comedian und jeder Böhmermann mit Feuereifer dabei, ihn komplett bei jedem irgendwo gesagten Wort auf geschmacklose Weise zu demontieren. Kohl war aber nicht allein: Später war dann u.a. Edmund Stoiber an der Reihe, der zuweilen ähnliche Auftritte hinlegte und dessen bayrisch-konservativer Charme nicht überall ankam -----> unvergessen ist zum Beispiel sein Statement zum Transrapid (glaube, da ging's um den Flughafen Pasing).

https://www.youtube.com/watch?v=f7TboWvVERU

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung