Warum wurde Helmut Kohl von manchen so gehasst?

7 Antworten

Kohl hatte in den Augen von vielen mehr Glück als Verstand!

-Er hat in großen Teilen einfach die Politik von Schmidt fortgeführt, für die dieser keine Unterstützung seiner Partei hatte.

-Er hatte Glück mit der wirtschaftlichen Entwicklung, mit der Schmidt Pech hatte.

-Ihm ist die Einheit in den Schoß gefallen, für die er nicht gekämpft hat.

-Dabei hat er sich für unhaltbare Versprechen feiern lassen.

-Bei seiner Antrittsrede hat er von einer geistig-moralischen Wende gesprochen und 2 Jahre später ging es ihr, und der FDP wg. der Flick-Steuer/Bestechungs-affäre fast an den Kragen.

-1998 hat er quasi allein bestimmt, noch mal zu kandidieren, obwohl seine Zeit vorbei war!

-2000 stellt sich raus, dass er und die ganze CDU-Führung mit schwarzen Kassen jongliert haben, um sich die Macht zu sichern! Die einzige, die damit nyx zu hatte war Merkel, die dadurch ganz nach vorn gespült wurde!

Gehasst ist jetzt überzogen.

Aber realisitsch betrachtet, haben sein ewiger Stillstand und Reformstau dazu beigetragen, dass unter Schröder dann so radikal eingschnitten würde, wie das eben passierte.

Besser wäre gewesen in Sachen der Kosten der Wiedervereinigung reinen Tisch zu machen, die Sache trotzdem durchzuziehen, die Treuhand vernünftig arbeiten zu lassen und die Reformen des Rentensystems und die Verkleinerung der Armee sofort anzugehen, um die Kosten direkt aufzufangen, zu verteilen und den Zusammenbruch im Osten abzufedern.

Es kommt ganz darauf an, ob Du Konservative oder Linke fragst. Für viele Konservative war er sicherlich der beste Kanzler der letzten Jahrzehnte. Er betonte das christliche Erbe Europas, lebte seinen katholischen Glauben öffentlich und stand für konservative, humanistische Werte. Das ist natürlich das Gegenteil von dem, was sich eine eher linke Wählerschaft wünscht.

Nach der Einheit war Helmut Kohl bei vielen beliebt. Danach begann langsam eine Enttäuschung. Viele Ostdeutsche fühlten sich (vielleicht zu Unrecht?) betrogen, da sich die Lebensqualität im Osten nur langsam verbesserte. Viele ostdeutsche Betriebe mussten schließen, die Arbeitslosigkeit wuchs. Die Bundesrepublik ließ den Ostdeutschen ein ordentliches Sümmchen Geld als Geschenk zukommen. Das kurbelte die Wirtschaft kurzfristig mächtig an und lenkte die Ostdeutschen ab, aber die eigentlichen Probleme konnten damit nicht gelöst werden. Der Osten orientierte sich zunehmend nach rechtsaußen. Dass in Ostdeutschland die Linke erfolgreich war, erscheint nur auf den ersten Blick paradox. Rechter und Linker Populismus unterscheiden sich gar nicht so sehr. Beides lebt vom Hass auf das "System".

Nachdem die Spendenaffäre bekannt wurde, war Helmut Kohl bei vielen erstmal abgeschrieben und er wurde zum Verhassten. In letzter Zeit jedoch besinnt man sich wieder auf sein europäisches Erbe.

Ich hasse dieses Schwarz-Weiß-Denken. Weder war Helmut Schmidt der Messias, noch hat Helmut Kohl Deutschland "zerstört". Es gibt viele Probleme, die Helmut Kohl nicht angegangen ist und dafür '98 zurecht abgewählt wurde

(v.a. hohe Arbeitslosigkeit/von der später ans Licht gekommene Spendenaffäre mal ganz zu schweigen).

Dennoch hat er beispielsweise die europäische Einigung maßgebend ermöglicht, dieses Verdienst kann man ihm nicht absprechen.

Außerdem war er durch seine diplomatische Begabung in aller Welt sehr geschätzt und hat Deutschlands Ansehen damit bestimmt nicht verschlechtert.

Ich bin wahrscheinlich das genaue Gegenteil eines CDU-Sympathisanten, dennoch sollte man seine persönliche Antipathie gegenüber einem Politiker nicht in eine neutrale Bilanz hereinmogeln.

Wichtige sachliche Punkte wurden hier bereits genannt.

Ein weiterer Aspekt: gegenüber dem weltgewandten Helmut Schmidt, der aus dem Stegreif Reden auf Englisch halten konnte, galt Helmut Kohl als provizieller Gegenentwurf. Helmut Kohl sprach weder Englisch noch konnte er aufgrund eines leichen Sprachfehlers "Deutschland" richtig aussprechen, er kreirte daher die ihm eigene Wortschöpfung "in diesem unseren Lande", was von Kabarretisten wie Dieter Hildebrandt bis zum Erbrechen zitiert wurde.

Ich wage mal die These, dass die Deutschen in ihrem Hass auf Helmut Kohl gleichzeitig auch ihre eigene Provinzialität hasten.

Das Blatt wendete sich mit dem Fall der Mauer, weil Helmut Kohl, der ausgesprochene Instinkt-Politiker, entschlossen die notwendigen Schritte zur Einheit tat, wo ein Intellektueller gezögert und gezaudert hätte. Dass Helmut Kohl mit seinem Bild der "Blühenden Landschaften" letztlich falsch lag, ist eine wirtschaftliche Fehleinschätzung, mehr nicht, die seine historische Leistung in keiner Weise mindert.

TheCruiser90 
Fragesteller
 05.01.2020, 10:24

Er lag aber wahrscheinlich zunächst nur an seinem pfälzischen Dialekt, wie er bestimmte Dinge aussprach. Außerdem hatte er 2008 einen Schädel-hirn Trauma, wodurch er ebenfalls nicht mehr richtig sprechen konnte.

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