Warum wird man als Rollstuhlfahrer immer so komisch behandelt /angegafft?
Hi
Also ich bin seit 13 Jahren Querschnittsgelähmter (C5) und sitze deswegen im Rollstuhl.
Ich habe einen Aktivrollstuhl mit elektronische Unterstützung, weil ich nur eingeschränkt meine Schultern, Ellenbogen und meine Handgelenke bewegen kann. Meine Finger kann ich selber nicht bewegen.
Ich habe auch viele Probleme mit dem Atmen und habe deswegen ein Tracheostoma, atme aber tagsüber selbständig.
Mir ist schon bewusst, dass ich dadurch nicht sehr unauffällig bin. Ich komme auch damit zurecht, wenn ich in der Öffentlichkeit von vielen Menschen kurz angeschaut werde, aber leider ist das eher selten.
Ich werde eher angegafft und angestarrt, was wirklich extrem nervig ist, weil diese Menschen (nicht gerade wenig) sehr lange zu einem schauen und einen fast stalken.
Es ist egal ob jung oder alt, es sind wirklich fast alle Menschen (bestimmt 80%),die mich oder Freunde beobachten, weil ich im Rollstuhl sitzte.
Es kommen auch immer öfters plötzlich Fragen, als würde ich jetzt jeden mein Leben erzählen
Privatsphäre gibt es nicht und die Fragen sind auch nicht gerade so sachlich und nett formuliert, das man noch denkt „okay, darauf kann man jetzt nett antworten“.
Ich frage mich, was in den Köpfen solcher Leute passiert, damit die so einen angaffen und Fragen stellen, die teilweise sogar extrem intim sind.
Zu Corona darf ich mir auch fast täglich anhören, wenn ich draußen unterwegs bin, warum ich keine Makse trage.
Warum kümmern sich die Menschen nicht um dessen eigenen Probleme und Bedürfnisse?
Und wenn es einem so interessiert, warum recherchieren die Menschen nicht?
Die Körnung sind aber die, die einen wie ein Gegenstand bezeichnen und einen sogar anfassen und fragen „spürst du das“?
12 Antworten
Diese Situation kenne ich nur zu gut.
Ich bin von Kopf abwärts gelähmt, werde durch ein Tracheostoma beatmet, habe eine Magensonde durch die Bauchdecke und einen Blasenkatheter ebenfalls durch die Bauchdecke. Ich liege mit vielen Gurten fixiert in einem Lagerungsrollstuhl. An meinem Rollstuh sind viele medizinische Geräte befestigt (Beatmungsgerät, Sauerstofftanks, Absauggerät, Inhaliergerät, Pulsoxy, Ernährungspumpe, Perfusor, Kommunikationscomputer, usw...)
Wenn ich mit meinen Pflegern und Assistenten draussen unterwegs bin, ziehe ich automatisch die Blicke auf mich, das lässt sich nun mal nicht vermeiden. Aber mich stört das wenig eigentlich. Das einzige was mich nervt wenn die Leute plötzlich wie angewurzelt vor einem stehen bleiben und die ständig fast auf mich drauf fliegen wenn mein Pfleger, oder wer auch immer mich gerade schiebt, denen in die Hacken fahren, denn zum abbremsen ist es oft zu spät.
Bei mir kommt es selten vor, das die Leute mich oder meinen Begleitern irgendwas Fragen, dazu sind sie wohl immer zu sprachlos.
Einer meiner Assistenten hat auf einer Seite eines Tischtennis Schläger "Bitte nicht Füttern" drauf geschrieben. Und jedesmal wenn er dabei ist, hält er das Schild hoch wenn Leute mich anstarren. Das hilft.
Ein Pfleger von mir sagt immer zu den Leuten beim Vorbei gehen "Autogramme gibt es Später"
Was das Thema mit der Maske angeht, wurde ich das ein und andere mal auch schon darauf aufmerksam gemacht von solchen Securities.
Komischerweise das ich keine Maske trage sehen sie, aber das ich künstlich beatmet werde durch den Hals da sind die blind, obwohl das absolut nicht zu übersehen ist. Ich finde das richtig putzig.
OK 🤔😳 wenn Du Durch das Tracheostoma atmest was bringt dann BITTE eine Mund und Nasen Bedeckung wenn da eh keine Luft rein bzw Raus kommt??
Das Tracheostoma ist ja im Hals also müsstest Du da ein Schutz hin machen wehre sinnvoller!!
Warum meine Hände in einer Faust sind, warum ich so "komisch" und leise spreche etc.
Das ganze Liegt daran das Du eine Tetraplegie hast daher wurden Deine Finger sehnen verkürzt dass dann so aussieht als wehren Deine Hände zu einer Faust ist aber NUR ein Schutz weil die meisten mit Tetraplegie in den Hand innen Flächen sehr empfindlich sind!!
Das leise Sprechen ist auch auf Deine Tetraplegie und Deinen Tracheostoma zurück zu führen daher Du durch die Tetraplegie auch körperlich schwächer bist daher und auch nicht mehr alle Muskeln hast zur Verfügung hast dann kommt auch noch die Tracheostoma dazu was das alles so stelle ich es mir vor auch in Deiner Kombination schwerer macht also eigentlich ganz Logisch das ganze!!
Achso wenn ich mal Stare wenn ich eine Person im Rolli sehe dann aber ganz SICHER nicht die Person an sondern den Rolli daher ich mich für verschiedene Rolli Sorten Interessiere aber die Person im Rolli Stare ich NIEMALS an wenn dann den Rolli wegen Hersteller, Modell und Dasein mehr aber auch nicht!!
Eine Person Anfassen mit/ohne Rolli würde ich schon aus Respekt der Person niemals Machern oder die Person erlaubt es mir z.B. ich muss ihr bei was HELFEN oder so aber sonst ist bei z.B. Fremden Personen FINGER WEG bei der Person!!
Zur eigenen Erfahrung muss ich dazu sagen das ich in Neckargemünd im Reha zur schule gegangen bin und ich dort ziemlich alle Körperlichen Behinderungen kennen lernen Durfte in den 11 Jahren, konnte ich mir viel wissen aneignen daher unter uns das Staren erlaubt wahr aber ich nicht wirklich gemacht habe außer man hat mir was gezeigt das ich mir UNBEDINGT anschauen sollte!!
Mittlerweile durch das vor wissen schaue ich eine Person Minisekunden an und verstehe vieles über die Person!!
Also liege ich bei der Diagnose 100% Richtig also das Du Tetraplegie und keine Querschnittslähmung hast??
Denn wenn ich da Richtig liege weis ich noch alle Symptome richtig zu Deuten!!
Also von Deinen Schreiben der Symptome hört es sich zumindest nach einer Tetraplegie an kann mich aber auch Ihren!!
OK aber ich habe es so gelernt das eine Querschnittslähmung im Regelfall ab Mitte bis Unterhalb des Bauches anfängt und dann z.B. die Blasenfunktion (auf die Nerven gesehen) als auch das Laufen beeinträchtigt und eine Tetraplegie ab den H? alles im Körper PLUS das von der Querschnittslähmung!!
also ich kann das auch NUR so weiter sagen wie ich das in den Jahren 1993 bis 2004 gelernt habe und das ist schon bald 20 Jahre her achso dann gibt es auch noch die Tetraspastik Die ist Nochmal andersder wie die Tetraplegie aber haben einiges von der Auswirkung gemein was das Körperliche an geht das weiß ich Durch mein Schatz den die hat Tetraspastik Nicht zu verwechseln mit Tetraplegie oder einer Querschnittslähmung!!
Solche Erfahrungen habe ich auch schon gemacht. Ich habe krumme Füße und die Leute schauen auch immer so hin, wenn ich im Sommer manchmal mit Sandalen herumlaufe. Wenn es nicht aufdringlich ist, ist es mir aber mittlerweile egal.
Wen ich dich sehen würde, würde ich dich evtl auch mal anschauen, bestimmt weil ich denken würde, dass es bekackt ist, dass du das hast/du nicht laufen kannst. Ich würde mir wohl kurz einfach nur sowas wie "sch..." denken. Dann würde ich mir vielleicht die Frage stellen inwiefern du dich damit arrangiert hast. Ich könnte mir vorstellen, dass ich dich unter Umständen ansprechen würde schauen. Das wäre aber Situationsabhängig und auch davon abhängig, ob ich gerade mit dir sprechen wollte bzw dich sonst noch irgendwie interessant fände. Verutlich würde ich dich darauf ansprechen und schauen, was ich selbst von dir und deiner Sichtweise mitnehmen/lernen könnte und was ich einbringen könnte. Vielleicht hast du diese Krankheiten, bist aber in vielen Dingen entspannter drauf als ich oder umgekehrt. Das liegt auch daran, dass ich Leute mit schweren Schicksalen oft interessanter finde, weil andere oft Angst vor solchen Themen haben.
Ansprechen würde ich dich aber vermutlich nur, wenn ich dich mehrfach gesehen hätte oder ich jetzt z.B. super lange mit dir irgendwo warten müsste (z.B. zufällig im Wartezimmer).
Anfassen oder ähnliches geht gar nicht.
"People are people" würde ich sagen. Manche nerven total und sind total dreist und unreflektiert. "Die Menschen" kannst du und ich leider nicht ändern, nur lernen mit denen besser umzugehen, die einem auf die Nerven gehen. Was in deren Köpfen vorgeht, wenn sie dich richtig "angaffen" und intime Fragen stellen (bestimmt, ob es bei dir wegen der Lähmung zwischen den Beinen funktioniert oder irgend sowas..) kann ich dir nicht sagen. Viele haben eben einfach keinen Anstand, kein Schamgefühl und sind schlicht und ergreifend etwas schlichter im Denken was oft mit Dreistigkeit einhergeht.
Ja, gerade beim Thema "Corona" kommt die Blockwartmentalität hervor, denn die haben Angst, denken überhaupt nicht rational, wobei letzteres nicht jedermanns Stärke ist und fühlen sich zudem durch Medien und Politik dazu aufgerufen andere zu Maßregeln. Hier kann jeder mal Polizist spielen und hat gefühlt die Mehrheit/Wahrheit im Rücken. Wenn es ihnen wirklich wichtig wäre, könnten sie sich eine Top-Maske kaufen und diesbezüglich mehr für ihre eigene Sicherheit sorgen. Du hast bestimmt ein Attest. Es ist auch lustig, wenn Pauline Müller im Laden X dann dein Attest einfordert, ohne jegliche Berechtigung und sich zum Spezialisten (Arzt) erklären will, die deine Situation jetzt mal einzuschätzen vermag.
Wie geschrieben, kannst du viele Menschen nur schwer ändern und einiges wird dir wohl, aufgrund dieser entscheidenden Merkmale, noch öfters passieren. Das hängt vermutlich auch etwas mit dem jeweiligen Alter der Personen zusammen.
Vielleicht ist dir geholfen, wenn du dir andere "Abwehrstrategien" ausdenkst. Wenn jemand so anfängt, fragst du einfach irgendetwas total intimes zurück. Sagst eben, dass du ihn das zuerst fragen wolltest o.ä. Das geht natürlich nicht immer. Irgendetwas total unerwartetes, was aus dem Rahmen ist eben.. Was irgendwie schräg kommt.. Das solltest du natürlich etwas an die Umstände/Situation anpassen. Vielleicht kannst du in einigen Situationen auch etwas cooler werden und einfach gar nichts sagen und dich auch nicht erklären. Einfach indem du versucht die damit verbundenen emotionen etwas "gehen" zu lassen und das nicht so an deinen Kern lässt.. Du bist ja auch niemandem eine Erklärung schuldig. Da kann ja jeder kommen. Meines Erachtens könntest du dir zumindest teilweise, auch einen Riesenspaß draus machen... Es fragt sich nur, wie du das klug umsetzt.
Tut mir leid, ich weiß eigentlich nicht, warum "die Leute" so sind, wie sie sind.
Schönen Gruß
Anger
Danke für deine Antwort
Also bist du eher die Person, die schon etwas neugierig ist und auch am liebsten ein paar Informationen bekommen möchte?
Ja, solche Fragen sind typisch, oder Fragen über den Toilettengang, umziehen etc, fragen zum Tracheostoma etc.
Warum meine Hände in einer Faust sind, warum ich so "komisch" und leise spreche etc.
Sowas ist zwar nicht intim, aber solche Fragen sind doch schon selbsterklärend
Ja ich habe ein Attest. Ja, meistens sind es dann die Virologen, die beim Supermarkt arbeiten, die das alles studiert haben. Erst letztens beim Ikea erfahren. Ohne Makse kein Zutritt, aber das ich durch das Tracheostoma atme, ist egal. Hauptsache ich Schütze alle mit der Maske 🤦♂️
Viele sind dann sogar so, dass die dann sogar empört sind, wenn ich oder meine Assistenten diese Menschen ignorieren
Nein, das schwankt so etwas hin und her. Ich bin oft tendenziell gleichgültig, aber komme auch schnell mit jemandem ins Gespräch. Anstarren würde ich dich sehr wahrscheinlich wohl nicht, zumindest auch nicht im Vorbeigehen, gerade auch weil man sowas ja schon in unterschiedlichen Formen gesehen hat. Neugierig auch nicht unbedingt auf jedes Detail der Erkrankung. Ich bin auch eher der Typ, der nicht nur fragt, sondern auch Sachen von sich Preis gibt. Einfach nur Informationen bekommen eher nicht, sondern eher auf Austausch ausgerichtet. Häufig interessiert mich mehr, wie andere die Welt wahrnehmen und das im Vergleich zu mir und meinem eigenen Dasein. Quasi ein "sich selbst im anderen Erfahren"...
Viele der von dir aufgeführten Fragen erübrigen sich ja auch, denn man sieht ja offensichtlich, dass du krank bist bzw eine Behinderung hast. Und wenn du einen "Assistenten" hast, ist ja auch klar, dass du jemanden hast, der dir bei einigen Sachen helfen muss..
Ja, viele Leute sind halt oft ziemlich eingeschränkt im Denken, ich will mich auch nicht ganz ausnehmen.
Das ist doch echt schön, das du oft schnell ins Gespräch kommst. Das gefällt der anderen Person bestimmt auch gut, wenn es einen im Gespräch gibt, der das gut kann.
Ja, es gibt schon sehr viele Sachen, wo ich sehr viel Hilfe brauche.
Aber ich versuche das Beste daraus zu machen und versuche auch so viel wie möglich selbst zu machen, auch wenn es nicht sehr viel ist.
Zum Beispiel habe ich es nach vielen Jahren atemtherapien geschafft, tagsüber alleine atmen zu können, ohne künstlich beatmet werden zu müssen. Außerdem habe ich es geschafft meinen Ellenbogen und meine Schulter ein wenig bewegen zu können.
So ganz kleine Sachen bringen mir schon echt viel Selbständigkeit, die ich früher nicht hatte.
Auch die Kommunikation ist in den letzten Jahren viel besser geworden. Als ich noch ganz klein war, konnte ich so gut wie gar nicht kommunizieren
Super! Ich habe weitaus weniger schlimme Dinge und kenne das aus eigener Erfahrung. Auch wenn es manchmal schwer ist, bringt einem sowas wie zB in deinem Fall Athemterapie, Physiotherapie o.ä. oft leichte Besserungen und es geht wieder vorwärts. Sich aufgeben ist dann manchmal viel, viel leichter und die negative Gedankenspirale zu verfolgen ist oft leichter, als das positive zu kultivieren und in dem Rahmen zu wachsen, den einem das Leben zu Verfügung stellt. Es ist eben manchmal schwer das Schicksal oder einzelne Schicksale zu akzeptieren und anzunehmen, wie etwa wenn dich Leute doof anstarren oder blöde Fragen stellen. Du kannst es vielleicht als Herausforderung ansehen und schauen, wie du lernen könntest, besser damit umzugehen. ZB Techniken entwickeln wie es nicht mehr so an dich herankommt und/oder es so abwehren, dass du nicht gefrustet bist. Jeder ist irgendwo ein bisschen ein Sonderling, du ragst für viele Leute wohl ziemlich heraus... Das wirst du und ich nicht ändern können.. Jetzt kannst du in einem persönlichen Krieg mit der Welt/den Leuten sehen oder besser damit umgehen. Manchmal könnte das Motiv auch nicht unbedingt bösartig sein, sondern auch einfach Unbeholfenheit/Unsicherheit o.ä. Schau vielleicht mal, was du da so erkennen kannst. Wenn dir das auffällt, dann könnte das vielleicht auch einen Unterschied in deiner Beurteilung und diesbezüglichen Gefühlen machen.
Ich sitze selber im Rollstuhl Querschnittsgelähmt und Weiss wie es dir geht ich zeige mich aber als ganz normaler Mensch[will nicht bezweifeln dass du das auch tust] und wenn mich Leute länger anstarren frage ich sie ob sie ein Problem haben oder warum sie mich so anstarren
Hoffe das hilft dir LG ellie
Wenn ich mal etwas länger schaue, dann weil ich etwas interessant finde. Die Technik die dort mit dran hängt zum Beispiel. Ich schaue höchstens böse (oder werde es auch) wenn man mir in die Beine fährt weil ich mich nicht schnell genug in Luft aufgelöst habe (in Köln schon oft passiert)
Ach okay.
Gut, so ein Beatmungsgerät, Absauggerät kann schon sehr interessant sein.
Oder so ein Schlauch am Hals. Ja, da gucken viele.
Danke für deine Antwort. Also ich weiss warum ich so leise spreche.. Ich wollte damit nur widerspiegeln, was ich für Fragen bekomme.