Warum wird die psychische Belastbarkeit eines Menschen so oft in Frage gestellt?
Lasst mich erklären was ich meine:
Der Absender sagt etwas, was er nicht beleidigend meint und der Empfänger ist hierdurch verletzt.
Ich habe gestern z.B. eine Frage zu Rassismus gestellt und hier ging der Grundtenor eher in die Richtung: "Wenn jemand sich beleidigt fühlt: sein Problem". Und diese Haltung verstehe ich ehrlich gesagt nicht so ganz.
Hierzu mal ein Beispiel:
Ich war mal Teil einer Gruppe von denen einer immer "Globox " genannt wurde. Das ist eine Figur aus einem Videospiel, welche eine sehr "besondere" Körperstatur" hat. Besagte Person sah diesem wohl ähnlich, daher wurde er so genannt. Die Absender meinten das gar nicht böse sondern aus Spaß "Hey Globox, wie geht's" hieß es dann zum Beispiel.
Als ich mal allein mit ihm war verriet er mir, dass ihn das wirklich störte, er aber nicht den Mut aufbrachte es anzusprechen, aus Angst, dass es von den anderen heruntergespielt wird.
Nach Auffassung der Menschen, die das Problem nicht beim Absender sehen hätte ich meinem Freund nun sagen können "stell dich nicht so an, das Leben ist kein Ponyhof!" Ich habe ihm aber geraten es anzusprechen, da ich nicht finde, dass man sich so etwas gefallen lassen muss.
Genau dieses Problem sehe ich auch bei Rassismus und anderen Diskriminierungen von marginalisierten Gruppen: Das deren psychische Befindlichkeit als "lächerlich" abgestempelt wird und somit eine Selbstreflektion des eigenen Verhalten ausbleibt. Ich meine: man weiß ja nicht was besagte Person durchgemacht hat. Warum ist dies so? Das soll nun wirklich kein Angriff sein, ich möchte es nur verstehen.
Danke für eure Antworten
2 Antworten
Warum ist dies so?
Weil damit das eigene Fehlverhalten marginalisiert bzw. relativiert wird. Sage ich zu einem Türken eine beleidigende Bezeichnung, weiß ich, dass ich falsch gehandelt habe. Damit ich (mir) das nicht eingestehen muss, schaffe ich als Begründung "Kanake ist nicht als Beschimpfung gemeint sondern steht in der XY Sprache von 1625 für die Bezeichnung Mensch". Das ist Relativierung bzw. Marginalisierung.
Erstaunlicherweise sind aber die Absender erstaunlich dünnhäutig, wenn man sie - ebenfalls nicht beleidigend gemeint - als Rassisten tituliert.
Alex
Das ist bodyshaming und natürlich verletztend..andererseits gibt es auch oft "rassistische" Äußerungen bei denen ich nur die Augen verdrehen kann, dass es als rassistisch angesehen wird..wie Zigeunerschnitzel oder so. Bei sowas finde ich es einfach lächerlich.
Wenn es in keiner Weise wirklich beleidigend ist oder gemeint ist (wie zb Zigeunerschnitzel) dann sollte man das auch nicht so auffassen...meistens sind die, die sich über sowas beschweren auch nicht diejenigen, die es betreffen würde. Jemanden direkt zu beleidigen, wie in deinem Beispiel, und dann so zu tun als wäre es nicht beleidigend gemeint ist was anderes.
Gemeint ist es ja sowohl in meinem Beispiel als auch bei der Sauce nicht.
Es gibt aber doch geschichtlich Begriffe die nun nicht unbedingt auf Produkte gehören weil diese einfach veraltet sind und gewisse Diskriminierung in sich tragen.
Klar gibt es hier auch wieder die die nur "Aufschreien", nur damit Sie was zu meckern haben, aber die die es wirklich betrifft gibt es ja auch.
Bezüglich der Sauce hatte ich da mal ein Interview mit jemanden der Roma-Angehörig war gesehen, und der hatte erklärt warum das beleidigen ist.
Nun ist es ja auch bei vielen Produkten geändert und ich finde immer: Selbst wenn auch nur die MÖGLICHKEIT besteht, dass es verletzend sein kann muss man doch nicht diskutieren und macht es einfach, so wird dann einfach niemand verletzt.
Oder sehe ich da was falsch?
Danke für deine Antwort jedenfalls
Ach ich weiß nicht..bis zu einem gewissen Grad hast du vielleicht recht aber manchmal denke ich mir auch; Lasst euch halt mal Eier wachsen (sorry für die Formulierung:D) es ist ja nicht so, dass es ein täglich gebrauchtes Wort oder ein diskriminierendes Produkt wäre oder es irgendwie jemanden persönlich angreifen soll. Einen Sinti oder Roma mit "Zigeuner" zu betiteln ist dann wieder was anderes.
Ich wundere mich immer nur, ob die Leute keine richtigen Probleme haben, wenn sie sich über sowas aufregen. Das selbe mit uncle Ben's ...es ist halt ein schwarzer auf der Tüte der uncle Ben genannt wurde...wenn dort "N+gger Ben" stehen würde wäre es auch wieder verständlich sich darüber aufzuregen aber an den Haaren Probleme herbeizuziehen die eigtl überhaupt keine sind finde ich nicht zielführend und bringt die Allgemeinbevölkerung eher dazu, solche Dinge, vorallem wenn sie dann WIRKLICH rassistisch oder beleidigend sind nicht mehr ernst zu nehmen. Weist du wie ich das meine ?
Ja definitiv, aber ich glaube das ist immer eine Frage der Perspektive: Für dich und mich ist nur das N-Wort schlimm, für andere sind es, in unserem Verständnis "laschere Worte" und für wider rum andere ist nicht mal das N-Wort schlimm und die verstehen die Debatte gar nicht.
Deswegen bin ich da eher so "Im Zweifel für den Angeklagten" also hier für den Empfänger. Ich mein man kann sich ja die Konsequenzen beider Vorgänge mal vor Augen halten:
Was passiert wenn ich x/y sage: Eventuell verletze ich den anderen. Wie schwer hängt immer von der eigene Lebenssituation ab. Vielleicht passiert auch nichts weiter und er findet es ok, aber um dieses "vielleicht" geht es mir hier ja.
Was passiert wenn ich es bleiben lasse? Naja nichts, ich lasse es eben bleiben. Keiner hat einen Nachteil. So ist meine Denke hier, weißte?
Aber schön, dass man mit dir so schreiben kann :) danke für deine Einwürfe
wie Zigeunerschnitzel oder so
Das wird von nicht wenigen Sinti und Roma als abwertend angesehen. Also lässt man das bleiben. Wenn doch nur alles so einfach wäre. Oder woher kommt dieser Tourette, der viele Leute geradezu dazu zu zwingen scheint, solche diskreditierenden Worte benutzen zu müssen?
Ist nicht meine Aufgabe auf Eierschalen zu laufen, falls sich wieder irgendjemand durch irgendwas angegriffen fühlt, das absolut nichts mit denen zu tun hat. Wenn ich in ein anderes Land reise und es gibt dort die "Nazi-Schweinshaxe" dann könnte ich beleidigt sein oder es einfach witzig finden und mich nicht angesprochen fühlen weil ich mich nicht als Nazi identifiziere...genau so wenig wie sich sinthi und Roma als Zigeuner identifizieren also warum regen sie sich darüber auf.
Ist nicht meine Aufgabe auf Eierschalen zu laufen,
Richtig. Deine Aufgabe ist es nicht, Rücksicht darauf zu nehmen, wie und was andere fühlen und empfinden :-(
Bis zu einem gewissen grad schon. Achtsamkeit ist was anderes. Aber ich lasse mich nicht von Leuten manipulieren die wegen jedem Scheiß rumheulen und aus jeder Sache ein Problem machen nur um sich schön in die Opferrolle zu drängen, oder die des weißen Ritters damit sie sich endlich wichtig fühlen...da mache ich nicht mit. Wie gesagt ich werde keine Mitglieder eines Wandervolkes Zigeuner nennen wenn es sie beleidigt, ich werde keine schwarzen als ""N*ger" betiteln, ich werde auch keine Einwanderer als "Kan*cken" bezeichnen aber wenn sich jemand beleidigt fühlt weil ich Zigeunerschnitzel oder "Frau" statt "menstruierende Person" sage, dann ist das deren Problem.
Achtsamkeit ist was anderes.
Ah, das definierst du also. Zigeuner, N*ger und Kanake hast du als beleidigend festgelegt, andere Begriffe haben gefälligst nicht als beleidigend zu gelten.
Wow..in Interpretation hattest du sicher eine 5. Ich wusste nicht, dass ich jegliche beleidigende Begriffe auzählen musste damit du es verstehst. Da habe ich, ehrlich gesagt, nicht wirklich Zeit und Lust zu.
Aber was wenn die betroffene Person durch diese Begrifflichkeit wirklich eine psychische Befindlichkeit hat? Wie will man dies ausloten?