Warum war der Völkermord “fabrikmäßig” organisiert?

5 Antworten

Ein Grund dafür war, dass Himmler erkannt hatte welche Belastung die massenhaften Erschiessungen für die SS-Männer bedeuteten.

Reichsführer-SS Heinrich Himmler, der selbst Erschiessungen von Juden durch die SS beigewohnt hatte, war sehr wohl bewusst, dass das massenhafte Töten für die SS-Angehörigen eine extreme psychische Belastung darstellte, z.B. die Schreie und das Wimmern derjenigen Opfer, die bei Erschießungen nicht sofort tot waren Himmler thematisierte dies deutlich in einer seiner Posener Reden:

https://de.wikipedia.org/wiki/Posener_Reden

"Von allen, die so reden, hat keiner zugesehen, keiner hat es durchgestanden. Von Euch werden die meisten wissen, was es heißt, wenn 100 Leichen beisammen liegen, wenn 500 daliegen oder wenn 1000 daliegen. Dies durchgehalten zu haben, und dabei – abgesehen von menschlichen Ausnahmeschwächen – anständig geblieben zu sein, das hat uns hart gemacht und ist ein niemals geschriebenes und niemals zu schreibendes Ruhmesblatt unserer Geschichte."

Die SS erwarb – aus Sorge vor den Gefahren des Alkoholmissbrauches – auch mehrere Mineralwasserkonzerne, so etwa die Heinrich Mattoni AG und die Apollinaris Brunnen AG.[25]"

Letzterer Hinweis ist interessant, weil er reflektiert dass unter den SS-Mannschaftsgraden Alkoholmissbrauch ein häufiges Vorkommnis war. Angesichts dessen, was sie dort sahen und taten nicht weiter verwunderlich.

Die industrialisierte Form des Tötens durch Zyklon B entband die SS-Männer vom direkten Töten durch Erschießen und reduzierte dadurch die psychische Belastung. Die Opfer verhielten sich im Allgemeinen ruhig und diszipliniert, weil sie annahmen es würde eine Entlausung durchgeführt. Das anschließende Entfernen der Leichen aus den Gaskammern und Verbrennen in den Krematorien besorgten KZ-Häftlinge, sodass die SS-Männer in den Vernichtungslagern deutlich mehr Abstand zum Prozeß des Tötens hatten.

Ein weiterer Grund war, dass die Verantwortlichen Nationalsozialisten es extrem eilig hatten mit der Umsetzung der "Endlösung", und daher brauchten sie die hohe Effizienz der Vernichtungslager. Hitler fürchtete Widerstand aus der Bevölkerung, besonders in Friedenszeiten.

Hinzu kommt, dass die geraubten Wertgegenstände und Goldzähne bares Geld in die Kriegskasse Adolf Hitlers spülten. Die Transaktionen des Goldes wurden über die Schweiz abgewickelt, die sicherlich nicht danach fragte wo das Gold herkam:

https://de.wikipedia.org/wiki/Schweiz_im_Zweiten_Weltkrieg

Das Deutsche Reich bzw. die Deutsche Reichsbank, konnte etwa 75 Prozent ihrer ins Ausland gehenden Goldtransaktionen (Deviseneintausch) über das Schweizer Bankensystem abwickeln, das der wichtigste Umschlagplatz für Gold aus dem Machtbereich des Dritten Reichs wurde

Es konnte daher gar nicht schnell genug gehen. Also fuhr man zweigleisig:

  • die industrialisierte Tötungsmaschinerie in Vernichtungslagern für europäische Juden inklusive der besetzten Gebiete Frankreich, Niederlande, Polen, die man logistisch gut erfassen konnte
  • die Tötung von Juden unmittelbar hinter der Front in den baltischen Staaten, Russland, Weißrussland, Ukraine durch die hierfür eigens zusammengestellten Einsatzgruppen, weil die Überführung dieser Juden in die Vernichtungslager zu große logistische Probleme aufgeworfen hätte

https://de.wikipedia.org/wiki/Einsatzgruppen_der_Sicherheitspolizei_und_des_SD

An der Wannseekonferenz am 20. Januar 1942 wo die Ziele und die die vorgesehene organisatorische Durchführung der "Endlösung der Judenfrage" vorgestellt wurde, nahmen nur 15 Personen teil.

https://de.wikipedia.org/wiki/Wannseekonferenz

Durch Soldaten an der Ostfront, die z.B. Zeuge von Erschießungen von Juden durch die sog. Einsatzgruppen wurden, sickerten jedoch langsam Informationen durch.

Ein Beispiel dafür, dass selbst überzeugten Nazis Zweifel an der unmenschlichen Behandlung von Juden kamen, ist folgende Begebenheit, geschildert von Hitlers Seketärin Traudl Junge in ihrem Buch "Bis zur letzten Stunde" ISBN 3-548-60470-6(S.101):

Die Ehefrau des Reichsjugendführers Baldur von Schirach fragte bei einer Teerunde den "Führer":

"Mein Führer, ich habe kürzlich in Amsterdam einen Zug deportierter Juden gesehen. Es ist entsetzlich, wie diese Menschen aussehen sie werden sicher sehr schlecht behandelt. Wissen Sie das, und erlauben sie das?"Hitler verabschiedete sich und am nächsten Tag wurde die Dame in den nächsten Zug nach Wien gesetzt."

https://de.wikipedia.org/wiki/Henriette_von_Schirach

"In der Nacht zum Karfreitag 1943 sprach Henriette von Schirach auf dem Berghof Hitler auf die Judendeportationen in Holland an. Goebbels notierte 1943 in sein Tagebuch, dass „die Schirachs ihr Mitgefühl erst entdeckt hätten, nachdem fast 60.000 Juden gleichsam vor ihrer Haustür deportiert worden seien“.

Die Nationalsozialisten zogen es daher vor die Bevölkerung sowei möglichst im Unklaren zu lassen über das tatsächliche Geschehen, daher befanden sich die Vernichtungslager außerhalb des Reichsgebiets, der unverwechselbare Geruch der verbrannten Leichen in den auf Hochtouren laufenden Krematorien hätte sonst die Tötung der Juden verraten.

Man darf hierbei nicht vergessen, dass gerade die Gräueltaten an den Juden an der Ostfront beim Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg bewirkt haben sollen, dass er sich nicht mehr durch seinen Eid auf Adolf Hitler gebunden fühlte und sich dem Widerstand anschloß.

Heinrich Himmler, der Mann für die Umsetzung der Liquidierung der „Untermenschen“ hat sich persönlich ein Bild davon gemacht, wie eine, von ihm befohlene Massenerschießung ordnungsgemäß so abläuft.

Diese Massenhinrichtung hat den „harten Hund“ doch etwas mitgenommen und er hat auch etwas Hirnmasse ins Gesicht gespritzt bekommen.
Danach suchte er einen Weg, um den SS-Leuten die „Arbeit“ etwas zu erleichtern und dabei „anständig“ zu bleiben.
Ein mobiler Gaswagen, der schon bei der Ermordung von sogenannten „Schwachsinnigen“ eingesetzt worden war, wurde herbeigeschafft und experimentiert, wie das Morden so zu händeln sei.

Himmler:

———— Zum Erschießen braucht man Leute, die erschießen können, und daß dieses auf die Leute schlecht einwirke.
Daher wäre es doch am besten, die Menschen durch Anwendung von ,Gaswagen' zu liquidieren,……

Es gab zahlreiche Völkermorde. Einer, der "fabrikmäßig" organisiert wurde, war der Mord an den Juden im 2. Weltkrieg, für den eigens Vernichtungslager errichtet wurden, um mehr Menschen in kürzerer Zeit und günstiger zu töten.

weil man feststellte, das 1 Patrone pro Mensch zu teuer und zu ineffizient ist.

Das hat man wohl so organisiert, weil in diesen Tötungsfabriken die "deutschen" Tugenden am besten einsetzbar waren, und weil die Täter sich selbst nicht schuldig fühlten, wenn sie Befehle verfolgten.