Warum und seit wann spricht man im Deutschen von "verschütteter Milch", der man nicht nachtrauern soll?

7 Antworten

Auch wenn dir der Spruch von der verschütteten Milch, der man nicht nachtrauern soll, neu ist: Es gibt ihn schon lange, mindestens seit Kriegsende.

Und ich bezweifle, dass man damals das englische Pendant dazu einfach übersetzt hat.

Hallo,

also ich kenne dieses Sprichwort schon sehr lange. Mindestens 30-35 Jahre, ggf sogar länger. Habe das glaube ich sogar von meine Oma auch mal gehört. Ich kenne das allerdings nicht im Zusammenhang von "nachtrauern", sondern eher "jammern" oder "klagen". 

Über vergossene Milch soll man nicht klagen / jammern oder so ähnlich. 

Keine Ahnung wie der exakte Wortlaut ist. Meinen tut es, dass es Dinge gibt, die halt schief laufen, was aber nicht weiter schlimm ist. Man muss weitermachen und sich nicht an Nebensächlichkeiten aufhalten. Augen zu und durch, nicht soviel lamentieren. Es lässt sich ohnehin nicht rückgängig machen. Die Milch ist dabei Symbol für etwas Normales, alltägliches, ohne allzu große Bedeutung.

Ich hoffe das hilft ein bisschen weiter.

lg

Lutz Röhrich, "Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten", Herder 1991, 3 Bände, ca. 1900 S., schreibt dazu:

Über vergossene Milch reden: Belanglosigkeiten erörtern, längst Entschiedenes besprechen (engl. 'crying over spilt milk').
'Über verschüttete Milch weinen', Sinnloses tun, sich über Sinnloses aufhalten. 

Es ist also eine verbreitete, alte deutsche Redensart. Mir ist sie seit Jahrzehnten bekannt, habe sie vermutlich von meiner Großmutter gehört. 

linneus 
Fragesteller
 13.02.2017, 20:54

von wo aus schließt du auf "alt" und "deutsch"? Es wird ja sogar das englische Äquivalent/die englische Vorlage erwähnt, und so alt ist die 90er-Jahre-Ausgabe ja nicht...

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Rudolf36  13.02.2017, 22:58
@linneus

Das genannte umfangreiche Werk ist das "Lebenswerk" (1900 S.!) eines Professors für Volkskunde und Germanistische Philologie, der sicher nicht einmalig gehörte Ausdrücke notiert hat, sondern deutschlandweit bekannte Redewendungen. Und an der 90er Ausgabe dürfte 30 - 50 Jahre geforscht und geschrieben worden sein.

Zudem verbreiteten sich Anglizismen vor 50 und mehr Jahren bei weitem nicht so schnell wie heute im Zeitalter der Handys und Plappervereine (Facebook und Co.). 

Die engl. Version ist wohl keine Vorlage, sondern eine Parallelentwicklung, deren Wurzeln wohl im Dunst der Jahrhunderte verborgen bleiben.. 

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Seit mindestens 2003 findet man via Google Belege.  Eine Quelle bei Grimm such ich noch. 

Rheinflip  12.02.2017, 21:02

Und wenn es übernommen wäre,  wäre es eine Bereicherung.  

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earnest  14.02.2017, 06:20
@linneus

Ist nicht jede schöne Redewendung eine Bereicherung?

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Rheinflip  14.02.2017, 07:41
@earnest

Es gibt diese neurechte Haltung, Kulturen in Schneekugeln zu schliessen. Das jede Kultur immer vom Austausch gelebt hat und abgeschottete Völker immer von Verarmung bedroht waren wird da gerne vergessen. 

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linneus 
Fragesteller
 15.02.2017, 13:46
@Rheinflip

Hei Rheinflip, kannst du deine These ein wenig mit Leben füllen? Also Fakten und konkrete Beispiele nennen? Vielen Dank

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linneus 
Fragesteller
 15.02.2017, 13:47
@earnest

nein, wieso? Wenn sie doch nur kopiert ist? Wie wäre es, eine eigene Redewendung zu kreieren? Etwas zum Reichtum des Redewendungsschatzes der Welt beizutragen, statt Bestehendes zu kopieren?

Die Welt verarmt doch, wenn es bald nur noch eine Kultur gibt.

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linneus 
Fragesteller
 15.02.2017, 13:49
@linneus

Austausch ist im Übrigen etwas Wechselseitiges. Das liegt hier nicht vor. Die englischsprachige Welt liefert, der Rest der Welt kopiert. So verarmen die Kulturen der Welt. Deine peinliche politische Korrektheit verbietet dir nur, dies zu benennen. Einfacher ist es halt, sich hinter hohlen Gutmenschenphrasen zu verstecken.

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Goodquestion42  18.02.2017, 19:30

Ich kenne den Spruch von meiner 1920 geborenen Oma.

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Ich hätte einen viel älteren, gemeinsamen Ursprung vermutet, vielleicht sogar aus der Bibel?

Goodquestion42  18.02.2017, 19:29

Eine Googlesuche ergibt aber dazu nix, nur eine Predigt, die den Spruch als "Sprichwort" bezeichnet, was eher dagegen spricht.

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