Warum sind Plattenbauten so verpönt?
Warum nennt man sie hässlich und warum denken viele, dass da nur Assis hausen?
5 Antworten
Plattenbauten sind oft viel besser als ihr Ruf. Doch es gibt große Unterschiede.
Es kommt entscheidend auf die Gegend an. Ich kenne sowohl triste, graue, unansehnliche Plattenbausiedlungen wie auch schön aufgemotzte Außenringe mit Fahrstühlen, renovierten Fluren, vergrößerten Wohnungen und Blick auf den Park.
Logisch, dass die Mieten in den grauen Einheitsblocks niedriger sind, so dass man dort überwiegend Menschen mit wenig Einkommen antrifft.
In einigen Gegenden gibt es aber auch Plattenbauten, bei denen schon beim Bau auf ein angenehmes Äußeres Wert gelegt wurde. Sie sind mit Klinkern verschönert worden, mit Ornamenten, hatten großzügige Balkons, teilweise zweistöckige Wohnungen und es gab große Innenhöfe mit Spielplätzen.
In so einer Plattenbausiedlung habe ich als Jugendlicher und junger Familienvater gelebt. Dort haben wir uns wohl gefühlt, die Nachbarn waren nett, wir hielten zusammen, halfen uns gegenseitig. Wir hatten kurze Wege zum einkaufen, sogar einen Boulevard gab es und die großen Innenhöfe waren wie Parks angelegt.
Entgegen weitläufiger Meinung liegt Schönheit nicht allein im Auge des Betrachters, sondern folgt festen Regeln. Eine Regel besagt, dass wir gern Abwechslung sehen. Verschiedene Formen, Farben und Details machen etwas interessant, je gleicher und farbloser etwas ist um so uninteressanter und langweiliger wirkt es auf uns.
Daher ist eine historische Altstadt mit vielen verschiedenen Hausformen und Farben interessanter als Reihenhäuser. Daher ist ein prunkvoll verziertes Gebäude interessanter als ein klobiger Behördenbau.
Und jetzt denken wir mal an die Plattenbauten:
farblos? check
eintönig? check
-> langweilig und uninteressant -> hässlich
Dass da nur Assis wohnen kann man so nicht bestätigen, es kommt auch auf die gegend an wo der Plattenbau steht. Ein einzelner renovierter Plattenbau mit Spielplatz und farblich gestalteter Fassade steht einer Alt- oder Neubauwohnung in nichts nach.
Aber in den Gegenden wo sich ein Plattenbau an den anderen reiht, alle Fassaden grau sind und die letzte Modernisierung der Außenanlagen bei deren Fertigstellung stattfand - da will keiner wohnen. Niedrige Mieten lockt dann Klientel in diese Gegenden, die man nicht so gern als Nachbarn hat und die Gegend wird noch unbeliebter. Dadurch entwickelt sich ein Teufelskreis der langfristig zu einer Ghettoisierung dieser gegenden führt. Und da sich nach der Wende so gut wie keine Gemeinde um dieses Problem gekümmert hat waren sehr viele Plattenbaugegenden zu eben solchen Sammelbecken für sozial Abgestiegene verkommen.
Das mit der Farblosigkeit und Eintönigkeit trifft auch auf viele heutige Neubauten zu -> Grauer Betonklotz!
Plattenbauten sind oft riesige Wohnkomplexe. Da geht es nicht um "Schönheit" sondern eher um Zweckmäßigkeit. Klar kann man das schön finden. Mir gefällt es nicht.
Dass in solchen Häusern nur "Assis" wohnen stimmt eher nicht. Klar gibt es welche dort, weil sich viele Leute nichts besseres leisten können. Oft sind das halt arbeitslose, Ausländische Mitbürger und co. man kann nun nicht sagen dass die ALLE der Unterschicht angehören, aber einige doch. Meist wollen aber Leute die nicht so sind dort nicht wohnen, ziehen bald wieder weg. Andere nehmen die Wohnung dankend an. So ballt sich das oft.
Na ja, ästhetische Meisterwerke sind das nicht.
Aber ich kenn einen mit hohen Bäumen nah dran, schöner Aussicht und gut instand. Da sind die Mieten auch hoch und da wohnen keine "Assis", sondern eher sehr spießige Durchschnittsbürger.
Hallo Hildweib,
das ändert sich mit dem Mietmarkt.
Gerade in Berlin wohnen - ob gezwungenermaßen oder nicht - mittlerweile in Plattenbauten Leute, die man der traditionellen "Mittelschicht" zurechnen muss. Mit denen wird dann umgekehrt eine gewisse Verschönerung der Plattensiedlung lohnend.
Und an dieser Stelle stellt sich die ganze Debatte dann als zynisch heraus.
Alles Gute in deiner Platte. Ich hab auch lange Jahre in einer hässlichen gewohnt, obwohl ich sogar genug Kohle hatte. Nette russische und türkische Mitbewohner.