Warum sind die Iraner in Deutschland häufig keine Muslime?

6 Antworten

Mein Vater und seine Eltern und Geschwister konnten 1979 grade noch so aus Persien flüchten, meine Urgroßeltern wurden wie alle anderen, die zu spät dran waren oder nicht weg wollten, ermordet. Die Täter waren die sunnitische Minderheit aus der Region, die die angebliche Häresie zum Anlaß und die durch die islamische Revolution herrschende Unruhe und Unordnung als Gelegenheit genutzt haben, den verhassten alevitischen Nachbarort dem Erdboden gleichzumachen.

Wo der Islam aber so viel Liebe lehrt, ist es kein Wunder, wenn sich die Opfer dieser Liebe vom Islam abwenden, oder?

Auch dürften es überwiegend gebildete Iraner sein, die Du da kennst; je höher die Bildung, desto niedriger die Indoktrinations-Wirkung. Wo aber der Verstand zugelassen wird, können religiöse Glaubenssätze, die der Wissenschaft widersprechen, immer weniger leicht ignoriert werden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich kenne keine Perser, die sich auch nur annähernd als Muslime bezeichnen würden. Sie alle sind der Überzeugung, dass ihnen der Islam von den Arabern aufgezwungen wurde, und jetzt nach dem Sturz des Schahs mit Gewalt aufgezwungen wird. Sie sind stolz auf ihre viel ältere Kultur des Zoroastrismus und haben für den Islam nur Verachtung über.

Interessanterweise höre ich von Persern häufig die Ansicht, der Schah hätte versucht, sich mehr von den USA zu emanzipieren, deswegen hätten die Amerikaner die Rückkehr des Ajatollah Khomenei aus dem Pariser Exil inszeniert. Unter dem Schah war Persien vergleichsweise weltlich orientiert.

Nach übereinstimmenden Berichten von Iranern hat der Islam in diesem Land keinen wirklichen Rückhalt in der Bevölkerung.

die iraner sind ja eigentlich ein muslimisches Volk...

Im persischen Raum haben bevor der Islam aufkam auch schon andere Religionen existiert. Judentum, Christentum auch Zoroastrismus.

Und diese Religionsgemeingschaften haben auch unter muslimischer Herrschaft im Rahmen des Dhîmmi-Systems tolerierter Weise fortexistiert.

Davon abgesehen, war Persien ja vor 1979 durchaus in weiten Teilen ein relativ sekulares Land, mit vorhandenen islamischen Traditionen, aber doch im Gegensatz zu heute nicht so sehr auf diesen bestehend.

Entsprechend dürften auch viele Perser/Iraner, die mit dem Mullah-System und dem Islam überhaupt nicht so viel anfangen können, 1979 und folgend von dort geflüchtet, bzw. emigriert sein.

Andere Religionen werden im Iran diskriminiert und unterdrückt. Aber es gibt Minderheiten. Christen, Bahai, Zoroasteranhänger etc. Die offizielle Zahl von 99% muslimischen Einwohnern ist geschönt und nicht richtig. Die anderen Religionen arbeiten mehr im Untergrund.

Woher ich das weiß:Hobby

Im Iran haben früher viele Juden und Christen gelebt. Leider gibt es gegen die immer mehr Repressionen. Wahrscheinlich auch gegen alle anderen Glaubensrichtungen, die mit der Obrigkeit nicht übereinstimmen. Wer sich vom Islam zu einem anderen Glauben wendet, kann deswegen hingerichtet werden. Wenn Menschen, die unterdrückt werden oder in Todesgefahr sind, der Nation den Rücken zuwenden, halte ich das für verständlich.

die iraner sind ja eigentlich ein muslimisches Volk...

Erst, seitdem der Fortschritt von Ruhollah Chomeini den Iran maßgeblich geprägt hat.