Warum Salzwasserfische bunter als Süßwasserfische?

6 Antworten

Es gibt auch sehr viele Gruppen bunter Süßwasserfische, z. B. die ozeanischen Regenbogenfische, in Südamerika v. a. verschiedene Salmlerarten und in Afrika die Prachtkärpflinge oder die vielen Arten von Buntbarschen (Cichlidae) in den tiefen Seen im ostafrikanischen Grabenbruch (Victoria-, Malawi- und Tanganjikasee). Und auch im Meer gibt es etliche Arten von Fischen, die sehr unscheinbar gefärbt sind, Heringe, Makrelen und Sardinen etwa. Dass Seewasserfische bunter sind als Süßwasserfische, stimmt also nicht zwangsläufig.

Trotzdem hast du natürlich recht, dass in den tropischen Korallenriffen, z. B. im Great Barrier Reef vor Australien oder auch in den Riffen der Karibik im Atlantik, sehr viele auffällig bunte und gemusterte Fischarten leben. Warum die Fische im Riff bunt sind, hat sicher verschiedene Gründe.

  • Die tropischen Korallenriffe gehören zu den artenreichsten Lebensräumen auf der Erde überhaupt. Nicht umsonst werden sie auch die "tropischen Regenwälder der Meere" genannt. Wo viele verschiedene Arten auf engem Raum leben, ist es schwierig, Artgenossen zu erkennen, wenn alle gleich gefärbt wären. Wenn jede Art hingegen einzigartig aussieht, dann erkennt man z. B. potentielle Fortpflanzungspartner viel leichter. Und da viele Fischarten in erster Linie über die Optik kommunizieren, ist das die leichteste Methode, auf sich aufmerksam zu machen.
  • Viele Rifffische, z. B. die Feuerfische (Pterois sp.) sind giftig, um sich zu schützen. In ihren Rückenflossenstacheln befinden sich Giftkanäle, die bei Gefahr ein sehr schmerzhaftes Gift in einen Angreifer injizieren. Durch ein auffälliges Muster aus roten, schwarzen und weißen Streifen signalisieren sie Angreifern: "Komm mir nicht zu nahe, du schadest dir damit nur selbst!" Diese auffällige Form von Warntracht nennt man Aposematismus und man kennt sie z. B. auch von Wespen, Feuersalamandern oder von den Blauringkraken (Hapalochlaena sp.)
  • Viele Rifffische haben auffällige rote oder orange Muster, z. B. die Anemonenfische (Amphiprion percula). In einem so bunten Lebensraum wie einem Korallenriff kann genau das aber eine gute Form der Tarnung (Krypsis) sein. Hinzu kommt, dass die verschiedenen Lichtanteile im Wasser unterschiedlich herausgefiltert werden. Langwelliges (rotes) Licht wird zuerst herausgefiltert, kurzwelliges (blaues) Licht erst in größerer Tiefe. Deshalb sehen die roten Fische des Riffs in Wirklichkeit gar nicht auffällig aus, sondern sind kaum zu sehen und aufgrund ihrer Färbung gut verborgen. Erst wenn sie von einem Taucher mit künstlichem Licht angestrahlt werden, sind sie gut zu sehen.
  • Eine ganze Reiher von Lippfischarten der Gattung Labroides (z. B. L. dimidiatus) hat eine sehr auffällige Zeichnung aus einem hellen blau und einem (oder mehreren) dunklen Längsstreifen. Diese Färbung ist so etwas wie eine Uniform. All diesen Arten ist nämlich gemeinsam, dass sie im Riff Putzstationen betreiben. Andere Fische, z. B. Haie, Mantas oder Zackenbarsche, suchen die Putzstationen auf und lassen sich von den Lippfischen bereitwillig Parasiten abputzen, von denen die Lippfische sich ernähren. Die Lippfische schwimmen sogar ins Maul der Haie und Zackenbarsche und reinigen dort die Mundhöhle von Speiseresten. Für gewöhnlich würde ein Hai zuschnappen, denn ein Fisch, der einem Hai bereitwillig ins Maul schwimmt, ist leichte Beute. Durch die Zeichnung weist sich der Lippfisch aber als Putzerfisch aus und deshalb schnappt der Hai nicht zu, denn der Putzerfisch erweist dem Hai ja auch einen großen Dienst.
  • Der Falsche Putzerfisch (Aspidontus taeniatus) ist auf den ersten Blick ganz ähnlich gefärbt wie ein echter Putzer-Lippfisch. Er ist aber kein Putzerfisch, sondern in Wirklichkeit ein Parasit, der so tut, als wäre er harmlos, um unbehelligt an einen ahnungslosen Fisch heranzukommen. Im richtigen Moment beißt der Falsche Putzerfisch dann zu und reißt aus seinem Opfer ein Stück Fleisch heraus. Diese Form der Täuschung, so zu tun, als wäre man eine harmlose Art, um potentielle Beutetiere anzulocken, wird auch als Peckham'sche Mimikry bezeichnet.
  • Apropos Mimikry, es gibt noch eine weitere Form von Mimikry, die man im Ozean beobachten kann, nämlich die Bates'sche Mimikry. Eine harmlose Art kann nämlich auch so tun, als wäre sie gefährlich. Der Mimik-Oktopus (Thaumoctopus mimicus) etwa beherrscht die große Kunst, gleich mehrere verschiedene Bewohner des Meeres täuschend echt zu imitieren, darunter Muränen und auch den giftigen Feuerfisch. Ein potentieller Angreifer denkt dann, dass er es mit dem "Original" zu tun hat und meidet den Mimik-Oktopus. Auf diese Weise profitiert der Oktopus von der Schutzwirkung der Warntracht des Feuerfisches, ohne selbst giftig zu sein.
Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Die müssen dort im Salzwasser ihre Partner besser anlocken. Weil alles so groß ist, würden sie sich vielleicht nicht finden.

Im Süßwasser kommt das nicht vor. Da ist alles in der Nähe.

Das liegt eher daran, dass an Korallenriffen die Anzahl der Arten und die numerische Zahl sehr groß ist und sich deshalb die diversen Arten abgrenzen müssen und das geht am einfachsten mit Farben. Wenn du schan mal am Great Barrier Riff getaucht bist oder dort mit einem Glasboot gefahren bist, so hast du das ja gesehen.

Hast du dir schon einmal die Farbenpracht und die Farbenvielfalt der Barsche in den Großen Ostafrikanischen Seen angeschaut? Das sind Süßwasserfische ...

Auch die vielen vielen Salmler sind bunt und ganz verschieden - eben nur sehr sehr viel kleiner als viele Bewohner der Korallenriffe.

Und auch viele viele andere Süßwasserfische sind wunderbar gefärbt - man muss nur hinschauen ...

Bunte Farbmuster können in Wahrheit tarnen, aber auch Warnfunktion haben, der innerartlichen Kommunikation dienen, Beute anlocken oder Feinde abschrecken. Den Korallenfischen hilft ihre Farbenpracht zu überleben. Und uns Aquarianern und Naturinteressierten macht sie das Leben schöner.

Warum sind Korallenfische so bunt? - DATZ
Nathi4424  15.05.2021, 14:12

Im Grunde könnten aber all diese Nutzen auch für Süßwasserfische von Vorteil sein.

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