Warum sagen oder schreiben so viele Leute "ein" anstatt "einen"?

12 Antworten

Auch Kindern aus einem Elternhaus mit wenig Bildungshintergrund kann die deutsche Sprache so beigebracht werden, dass sie diese mehr oder weniger fehlerfrei anwenden können. Das ist (wäre) Aufgabe der Lehrer.

Es ist ein Problem unseres Bildungssystems, dass kein besonderer Wert mehr auf Deutsch gelegt wird, besonders bei denen, deren Deutsch im späteren Leben kaum eine Rolle spielt.

Grundschüler, die von vorn herein dazu verdammt sind, irgendwann einmal Arbeiten zu verrichten, wenn überhaupt, brauchen die deutsche Sprache nur dazu, um sich verständigen zu können.

Grammatikalisch und stilistisch einwandfreies Deutsch wird auf dem Gymnasium gelehrt und kommt den Kindern zugute, deren Herkunft die Beherrschung der deutschen Sprache rechtfertigt.:)

"Unterschichtkinder" sollen "Unterschichterwachsene" werden, auch wenn das Gesetz gleiches Recht auf Bildung für alle garantiert.

Um dieses Recht jedoch in Anspruch nehmen zu können, braucht es noch die Voraussetzungen dazu: u.a. die finanziellen Möglichkeiten der Eltern, ohne die nichts geht.
Ein Kreislauf, der von wenigen Ausnahmen durchbrochen werden kann!

Deponentiavogel  06.10.2016, 19:25

Grammatik korreliert nicht mit Bildung. Und wenn sie es doch tut, dann so, dass besonders Gebildete besonders ungrammatisch sprechen. 

Die Ungebildeten halten ihren Verstand nicht für so gigantisch und glänzend, dass sie glaubten, man könnte sein Sprachgefühl damit übertrumpfen. 

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Grammatik lernt man im Kindergarten, die Aufgabe der Schule ist es, den Kindern ein ordentliches Schriftbild einzutrichtern. Wo sie tatsächlich versagen. Nur hat Orthographie und Standardsprache eben nichts mit Grammatik zu tun. 

Übrigens ist es nicht notwendig, dass alle Menschen gleich gebildet sind. Es gibt andere Ziele, als Erbauungsliteratur lesen und verstehen und im besten Falle schreiben zu können. 

Die meisten Leute sind mit einem Job gut bedient und haben weder Zeit noch Muße, zu schmökern.

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N0Nentity  06.10.2016, 20:21
@Deponentiavogel

Übrigens ist es nicht notwendig, dass alle Menschen gleich gebildet sind. Es gibt andere Ziele, als Erbauungsliteratur lesen und verstehen und im besten Falle schreiben zu können.

Das hat auch niemand gesagt. Gleiche Bildung für alle ist nicht machbar, da das die unterschiedlichen Voraussetzungen an persönlichem Portenzial nicht hergeben.

Viele Menschen jedoch, die über dieses Potenzial verfügen, können es nicht ausschöpfen, da ihnen das System und somit die Gesellschaft dies nicht ermöglichen. Das ist nicht gerecht, aber gewollt!

Grammatik lernt man im Kindergarten, die Aufgabe der Schule ist es, den Kindern ein ordentliches Schriftbild einzutrichtern. Wo sie tatsächlich versagen. Nur hat Orthographie und Standardsprache eben nichts mit Grammatik zu tun. 

Im Kindergarten! Das ist ganz neu und macht verständlich, dass das Deutsch der Kinder so grottenschlecht ist, weil es so viele Kindergärten gibt...:(Ironie aus)

Ein ordentliches Schriftbild ist sicherlich nett anzusehen, aber wohl das Unwichtigste, was man sich vorstellen kann, denn damit kaschiert man keineswegs das mangelnde Beherrschen der Sprache.
Eigentlich selbstverständlich!

Dass Orthographie und Standardsprache nichts mit Grammatik zu tun haben, ist eine Erkenntnis, die leider nur der Wirklichkeit entnommen ist, aber mit einem Lehr- und Lernziel, wie es für eine vernünftige Grundbildung eines jeden Kindes notwendig wäre, absolut nichts zu tun hat.
Mundart zu sprechen, in der grammatikalische Fehler vorkommen, ist das eine. Keinen vernünftigen schriftlichen Satz formulieren zu können - das andere. Genau dieses Problem wurde hier angesprochen.

Die meisten Leute sind mit einem Job gut bedient und haben weder Zeit noch Muße, zu schmökern.

Wer als gebildeter Mensch mit einem guten Sprach- und Sprechvermögen einen Job ausführen muss, der unter seinem Niveau ist, nimmt sich die Zeit und schmökert, das einzige, was ihm bleibt. :)

Weitere Ausführungen dazu würden abrutschen in eine andere Thematik.

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Das frage ich mich auch jedesmal wieder. Und ich bin nicht der Meinung, dass das etwas mit "Dialekt" zu tun hat...weil das hier andere geschrieben haben.

Meiner Meinung nach lässt das einen Rückschluss auf die Bildung derjenigen Person zu.

Schlimmer finde ich die Unsitte, anstelle von ein, einer, einem etc. einfach nur "1" zu schreiben. *grusel*

Kickflip99  06.10.2016, 14:06

Das meint aber keiner ernst. Sätze wie "Ich kauf mir ein Fußball." meinen die Leute ernst.

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RomanAtwood  06.10.2016, 14:11
@Girschdien

@Girschdien ich glaube, du hast Kickflip99s Kommentar missverstanden. Ich sehe das wie er/sie. 1 schreibt man aus welchen Gründen auch immer, aber ganz sicher nicht deshalb, weil man meint, dass es korrekt wäre. Wer jedoch "ein" statt "einen" schreibt, macht das aus Überzeugung.

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Girschdien  06.10.2016, 14:14
@RomanAtwood

Beides tut in den (meinen) Augen weh. 

Sprache entwickelt sich. Auch wenn uns das nicht immer gefällt. Kaum jemand benutzt den Genitiv noch korrekt, er wurde vom Dativ verdrängt. Vielleicht passiert dies auch mit dem oben genannten Beispiel. 

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Stört mich auch unglaublich. Bei "ein" und "einen" fängt es an, geht bei "seit" und "seid" weiter und hört auch bei "wie" und "als" und "der einzig(st)e" noch nicht auf. Die Schreibhefte und Unterrichtsmappen von den meisten Schülern lesen sich selbst bei Gymnasiasten der Oberstufe heutzutage wie das Malbuch eines Sechsjährigen. 

Und ich ahne auch, woran das liegt: in den Schulen wird immer weniger Wert auf Rechtschreibung gelegt. Grammatik wird nur am Rande unterrichtet und nicht mehr intensiv geübt. Außer im Fach Deutsch darf nirgends die Rechtschreibung als Formnote mit in die Bewertung einfließen (was ich eigentlich auch richtig finde). 

Nicht einmal bei Präsentationen, noch nicht mal bei solchen, die der Öffentlichkeit zugänglich sind, wird auf korrekte Orthographie gelegt, wie ich jüngst am letzten Tag der offenen Tür an unserer ortsansässigen Schule feststellen durfte: beinahe jedes Plakat, welches die Schüler von Klasse 5 bis 10 ausgestellt hatten, wies mehr als zehn Rechtschreib- und Grammatikfehler auf. Das kann man meiner Meinung nach nur als erbärmlich und als eine Schande für eine deutsche Realschule bezeichnen. Und nein, ich möchte nicht polemisieren oder habe gar übertrieben, es war eine ganz neutrale Beobachtung gepaart mit meinen persönlichen Gedanken dazu.

Woran liegt es nun, dass sie Schüler so schlecht in Deutsch geworden sind und es ihnen sogar völlig gleichgültig ist? Das ist natürlich weder die Schuld der "faulen" Schüler noch der "unfähigen" Lehrer, sondern ganz klar den Lehrplänen geschuldet, die nun andere Prioritäten setzen als noch vor 15 Jahren. Dass unsere Kinder hierdurch den Bezug zu ihrer Muttersprache völlig verlieren und bei fehlender Beherrschung dieser als ungebildet und faul erscheinen, ist den Zuständigen entweder nicht klar, völlig egal oder sogar geplante Absicht. Ein dummes Volk regiert sich leicht, könnte man spitz sagen.

Ein weiterer Grund, vielleicht der noch entscheidendere, dürfte aber die ständige Nutzung von Kommunikationsgeräten sein: Schon sehr junge Menschen kommunizieren heute die meiste Zeit über nicht verbal, sondern mittels mobiler Nachrichtendienste wie Whatsapp. Da hier keine Rechtschreibordnung gilt und jeder schreibt, wie es ihm beliebt, wird das, was in der Schule noch vom Rechtschreib- und Grammatikunterricht übrig geblieben ist, schnell wieder verlernt - weil man es eben nicht braucht. Wenn jeder so schreibt und die gleichen Fehler macht, fallen diese Fehler erstens nicht auf und zweitens auch nicht ins Gewicht. 

Es müssen dringend Konzepte und vor allem zuerst ein Bewusstsein geschaffen werden, dass die Beherrschung der Muttersprache in Wort und Schrift etwas Grundlegendes und Selbstverständliches und ein wesentlicher Bestandteil unserer Kultur ist. Ohne dieses Bewusstsein werden wir sie auf lange Sicht nämlich verlieren. 

ma9rtin  06.10.2016, 16:21

Ich finde deine Antwort gut, allerdings stimme ich dir bei den Kommunikationsgeräten nicht zu. Klar, es gibt Leute die schreiben wie 3. Klässler, aber wenn ich mal von mir aus gehe, übe ich eher die Rechtschreibung und mache sie nicht kaputt. Es gibt natürlich auch Autokorrektur, und so was. Aber zum Beispiel Kommasetzung, da hatte ich letztens in einem Deutsch-Test eine 1, weil ich sie beherrsche. Und das nicht zuletzt am Deutschunterricht selbst. ;) Das kommt eher vom vielen Schreiben.

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MarkusKapunkt  06.10.2016, 17:22
@ma9rtin

Dann liegt das einzig und allein daran, dass es dich schert wie es aussieht, wenn andere dein Geschreibsel lesen. Diese Einstellung ist löblich, aber so wie ich das sehe bist du einer von zwanzig.

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Ich sehe das auch so, aber was willst du machen.
😂😂😂Welcome to 2016!!😬😬