Warum leben in Ostdeutschland so wenig Ausländer?

17 Antworten

@Bswss - "Hinzu kommt eindeutig auch eine größere Ausländerfeindlichkeit im Osten" - Blödsinn. Da waren auch zu DDR-Zeiten schon viele Ausländer. Das ist also nichts Neues. Und Neo's gibts auch in den alten Bundesländern genug, die Krawall machen. Nur bringt RTL Schlechtes immer lieber vom Osten - Meinungsmache - und wie man sieht, es funktioniert. Oder ist dir noch nicht aufgefallen, dass 1-Euro-Jober immer nur sächsisch sprechen oder Autobrände in Berlin immer nur in Ostberlin sind. Nee, da muss man schon etwas weiter aus dem Fenster schauen, um mitreden zu können. - Ich kann nur sagen, schlaf aus und dann nochmal von vorn.

Zu DDR-Zeiten kannte ich nicht einen einzigen Ausländer. Es waren welche da, aber die lebten abgeschirmt. In unserer Stadt waren Arbeiter aus Angola, für die waren extra Wohnungen vorgesehen. In der Nähe war die Sowjetarmee. Die hatten gar keinen Kontakt zum Volk.

Nach der Wende gab es keine Arbeitsplätze im Osten. Und mittlerweile hat man auch von der Ausländerfeindlichkeit hier gehört. Da ziehen die Ausländer sicher lieber in den Westen.

In Ost-Deutschland leben 3,3% der Menschen mit Migrationshintergrund, die übrigen 96,7% leben in Westen, davon über 65% in Ballungszentren mit mehr als 100 000 Einwohner. Von den 3,3% sind knapp 40% "freiwillig" im Osten, die übrig 60% sind Menschen die man dort in Heimen und Lagern zusammenpfercht. Generell gilt unter uns Ausländern, dass wir unsere Kennzeichnung nicht mehr sichtbar an unsere Kleidung tragen müssen, da wir uns ja sowieso durch unsere Hautfarbe und Harrfarbe und Mehrsprachigkeit selbst kennzeichnen. Nur, dass im Osten die Hemmschwelle, seine Mordlüsternheit zu kontrollieren, nicht vorhanden ist. Für uns ist Faschossi-Land eben ein Kriegsgebiet, wo wir Freiwild sind. Die Polizei intressiert sich nicht, da sie ja sich selbst verhaften müsste, um der Situation Abhilfe zu schaffen. Die Justiz zeichnet sich einerseits durch rigorose Statistik-Fälschung aus, indem sie die politische Hintergründe für die vielen Morde nicht anerkennen wollen und zum andererseits Fraternisieren sie mit den Nazis und Neo-Nazis (Mörder kommen mit 2000 Euro oder 2 Monaten Knast aus, wenn sie einen Ausländer erfolgreich eliminiert haben: das ist eine klare Beifall-Bekundung seitns der Justitz). In Deutschland besteht 20% der Bevölkerung aus Menschen mit Migrationshintergrund; angesichts der Tatsachen, dass die Justitz und die bewaffneten stattlichen Verbände (Polizei und Armee) tatkräftig die Tötungen unterstützen, dass ein signifikanter teil der Bevölkerung mit der Aggressoren tag-täglich beruflich und freundlich interagiert wissend, dass diese mörden würden und Morde als gerechtfertigt empfinden, dass die die Jornalisten genauso diese Bevölkerung widerspiegeln, d.h. Hetze betreiben, muss man eben unter der Nenner Deutschland und insbesondere Ostdeutschland als ein großer Konzentrationslager betrachten, wo unzählige Zivilisten als Möchtegern-Wärter auffallen möchten. Wieso leben so wenige Ausländer in Ost-Deutschland? Weil diese dort ermordet werden.

Weil nach der "Wende" die industriellen Arbeitsplätze in der Ex-DDR fast komplett verschwunden sind, wodurch natürlich kein Interesse seitens der "Gastarbeiter" daran bestand, in den Osten Deutschlands zu ziehen. Die Arbeitslosigkeit ist / war auch bei der deutschen Bevölkerung in den neuen Bundesländern schon sehr hoch. Hinzu kommt eindeutig auch eine größere Ausländerfeindlichkeit im Osten.

Die Ausländer, die seit Jahrzehnten in der Bundesrepublik leben, teilen im Allgemeinen die Wahrnehmung Ostdeutschlands als Vorhof Sibiriens, als ein trostloses Entwicklungsland, das dem Niveau ihrer Herkunftsländer noch weit hinterherhinkt. Ich erlebe das immer wieder, wenn sich ehemalige Gastarbeiter in meine Heimatstadt verirren und dann ungläubig mit dem Verdacht ringen, einer Fata Morgana zu begegnen. Einfach schockierend: Schöne Häuser, gute Straßen, herrliche Landschaft - alles da. Die zweite Reaktion besteht dann darin, zu fluchen, dass hier die Infrastruktur besser sei, als in weiten Bereichen Westdeutschlands. Was Wunder - nach der Wende wurden hier ja auch die Blühenden Landschaften infrastrukturell vorbereitet, extensiv reproduziert, wie die Kommunisten sagen würden. Was dabei nicht mithielt, war die Entwicklung des Primärproduktionsstandortes Ostdeutschland. In der überwiegenden Zahl aller Fälle wurden auch neu errichtete Industrie- und Produktionsstätten nur als verlängerte Werkbank des Westens geduldet, wenn überhaupt. So, dass das in den Osten investierte Geld eben nicht gewinnbringend zurückfließen konnte und versickerte. In Summa: ein Disneyland ohne nennenswerte Attraktionen. Das kriegen die von Dir zitierten Ausländer auch mit und deshalb ist ihre allgemein dritte Reaktion: Sie setzen sich in ihre Automobile und fahren wieder nach Hause. Der Eindruck, den sie mitnehmen ist: Sie sahen einen Palast mitten in der Wüste, der sofort zusammenbricht, wenn man ihm nicht ständig unter die Arme greift. Also kein begehrenswerter Standort für den Lebensmittelpunkt. Das ist in etwa, das, was ich in den letzten 20 Jahren beobachten konnte.

aycawolf  03.11.2011, 06:52

Super Antwort. Echt. DH. - Aber das ändert sich grade. Schau mal die Löhne, die werden immer mehr angepaßt. Naja, und wenn da einer für 4,60 arbeitet, selber schuld. Die zahlen genauso viel wie im Westen oder vielleicht besser, der Westen zahlt so schlecht wie die im Osten. Ist echt der Hammer. Im Osten geht grad eine rasante Entwicklung auch industriell nach oben. (Zweites Porsche-Werk wird in Leipzig gebaut) - Man sollte schauen, dass man auf den Zug des "neuen und noch besseren München" aufspringt.

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Bajun  03.11.2011, 08:15
@aycawolf

Liebe aycawolf, Dank für den DH - im Großen und Ganzen sehe ich das genauso. Ich bin gelernter Ossi und habe immer großes Vertrauen in das Potential des Ostens gehabt - besonders in Hinblick auf das von mir als Preußen so geliebte Sachsen (Ich muss krank sein, oder...? ;-)) Und auch ich habe immer an das Modell München 1972 geglaubt. Wer sprach vor den Olympischen Spielen 1972 von München? Was war München? Wer kannte es, außer ein paar verschrobene Künstler aus Schwabylon und dem Blauen Reiter? Leider gelang es Ostdeutschland bis dato noch nicht so recht, diese Lokomotive losdampfen zu lassen. In der Mark Brandenburg, in der ich lebe, wurden Prestige- und Zugpferdobjekte wie der Lausitzring, die Zeppelinfabrik Brandt, die Chipfabrik in Frankfurt (Oder) grandios vor die Wand gefahren. Von weiten Landstrichen in Sachsen Anhalt und Meck-Pomm will ich gar nicht reden. Meine Heimatstadt Brandenburg an der Havel ist das allerbeste Beispiel für einen Osten, der nicht mit dem Ar... an die Wand kommt: Erstens kennt's keiner, obwohl es die Mutter der Mark und Berlins ist. Zweitens liegen in riesigen Industriebrachen, u.a. in einem der wertvollsten Industriegrundstücke Deutschlands, hervorragende Straßen mit 1A-Belägen und Nebenbauten - umweht von trostlosem Wildgras und gähnender Leere, während Du in den Wohngebieten Nord, Hohenstücken, Quenz... infrastrukturell und als Fußgänger, Fahrradfahrer, Automobilist um das nackte Überleben kämpfst (inklusive Überleben Deiner Stoßdämpfer, Reifen, Karosserien, Rahmen, ) Will sagen: Alles da - aber keiner kommt. Statt dessen schließt man einen seit hundert Jahren arbeitenden Flugplatz (Briest EDUB) statt ihn auszubauen und verzichtet damit auf die letzten Zukunftschancen. Solche Sachen machen mich irgendwann depressiv. Die großen Geld- und Warenströme fließen nach wie vor den Rhein rauf und runter. Ist leider so. Und Berlin, der Moloch, meine zweite Heimatstadt, strahlt nicht aus, Berlin saugt auf. Leipzig ist dagegen eine hervorragende Wahl. Um Leipzig kommt keiner rum, er mag die Nase noch so hoch tragen. Leipzig, Halle, Dresden, Erfurt (Thür.) drängen wieder unaufhaltsam nach oben - ist auch gut so. Der Rest? Insch'allah! Gruß Kotofeij

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babulja  03.11.2011, 20:35
@Bajun

DH - Bajun! Man könnte noch sehr viel mehr dazu sagen, aber möge man in den "gebrauchten" Bundesländern zunächst darüber nachdenken (vielleicht erst mal in Kreisen, wo Nachdenken noch ernsthaft praktiziert wird!).

Gruß aus Sachsen in die Mark!

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Bajun  03.11.2011, 22:04
@babulja

Gruß zurück ins liebliche, goldene, nonchalante, bienenfleißige und kaffeedürstende Sachsen!

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babulja  03.11.2011, 23:42
@Bajun

Bajun, du hast die schönsten Mädchen der Welt vergessen, die hier auf Bäumen wachsen!! (Angeblich!)

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Bajun  04.11.2011, 07:41
@babulja

Ich will meine subjektiven Empfindungen natürlich nicht zum allgemeinen Maßstab erheben - so vermessen bin ich nicht. Aber - unter uns Pastorentöchtern - da liegst Du verdammt richtig. Polinnen und Sächsinnen - was da unter der Warschau-Dresdner Krone heranwächst, verschlägt einem mitunter schier den Atem. Eine sehr enge Freundin von mir, Dermatologin in Dresden und Ur-Dresdnerin, ist nicht nur eine Seele von Mensch, ihre physische Erscheinung stützt die von Dir zitierte These absolut überzeugend und es ist mir eine Ehre, diese Dame preisen zu dürfen.

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aycawolf  06.11.2011, 15:17
@babulja

Was heißt hier angeblich. Ich darf doch wohl bitten ;-((

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