Warum lässt mich alles so kalt?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo werter (Leidens-?)Genosse!

Deine Situation erinnert mich so sehr an mich selbst vor einigen Jahren, dass ich UNS mal einfach in eine Schublade stecke. Warum? Ich hol mal eben ein bisschen aus…

Ich war 18, als mein Vater durch einen Unfall gestorben ist und irgendwie verurteilte ich mich selbst, „nicht ausreichend zu trauern.“ Ja, einer der wichtigsten Menschen im Leben ist tot, das ist Sch****, aber ich hab nicht mal geheult! Was muss ich nur für ein gefühlskalter Vollhorst sein. (?) Durch‘s darüber nachdenken, fielen mir ebenfalls Dinge ein, wie zB. diese „verhaltene“ Anteilnahme beim letzten Beziehungsaus, der Tod meines Opas, bzw. Dinge, die bei einem „normalen“ Menschen doch stärkere Gefühle auslösen sollten.

Ich hab mich schließlich durchgerungen mit einem Kumpel darüber zu quatschen und das hat mir immens geholfen. Ich habe eine Menge daraus über mich selbst gelernt und womöglich trifft das ja auch auf dich zu:

WIR sind nicht „abnormal“, WIR sind eher diejenigen auf jene die Phrase „dickes Fell“ zutrifft. WIR kommen mit dem Tod besser zurecht als die Meisten, da wir den Lauf der Dinge „akzeptieren“, WIR sind uns einfach im Klaren darüber, dass das Leben vergänglich ist und das jeder –früher, oder später – stirbt. Dabei macht es für UNS keinen großen Unterschied, ob die Tante stirbt, oder wir in der Zeitung über ein Geiseldrama lesen. Es lässt uns gewiss nicht „kalt“, es kann auf Andere nur verstörend wirken, dass der Verlust einer Person die uns näher steht, nicht zwangsweise „schlimmer“ ist, als wenn irgendwo ein Amokläufer in einer Schule herum ballert. WIR sind Realisten. Dasselbe Prinzip sollte ebenfalls die Fragen um die Beziehung klären. (Ist jetzt alles etwas überspitzt, aber ich denke du weißt worauf ich hinaus will?) WIR können uns außerdem sehr gut in Andere hinein versetzten. WIR würden uns selbst die Phrase „Stille Wasser sind tief“ zuschreiben. WIR finden Smalltalk langweilig. WIR werden im Normalfall selbst mit unseren Problemen fertig, ohne uns Anderen anzuvertrauen. (Auch wenn uns das, dass ein, oder andere Mal durchaus helfen könnte^^) WIR können gut Lügen. WIR sind nicht verklemmt, wenn es um heikle Themen geht. WIR gehen sachlich und unvoreingenommen an Dinge heran, handeln überlegt und können auch bei Gefahr einen kühlen Kopf bewahren. Außerdem ist es nicht ganz einfach unser Vertrauen zu gewinnen.

– Was mich gleich zu einer möglichen Ursache führt: Irgendjemand, der dir nahe steht/stand hat sich bei dir einen schweren Vertrauensbruch geleistet, von dem du jetzt schon weißt, dass du ihn nie vergessen wirst.

What ever… Worauf ich hinaus will: Du bist in Ordnung – eine Krankheit sieht definitiv anders aus. Und was vielleicht noch wichtiger ist: Du bist auf alle Fälle nicht allein!

Wär interessant, wie viele Volltreffer ich gelandet hab, oder ich aus deiner Sicht nur Mist schwafle. ;)

mfg

WisdomDragon  08.05.2013, 18:24

WIR sind nicht „abnormal“, WIR sind eher diejenigen auf jene die Phrase „dickes Fell“ zutrifft. WIR kommen mit dem Tod besser zurecht als die Meisten, da wir den Lauf der Dinge „akzeptieren“, WIR sind uns einfach im Klaren darüber, dass das Leben vergänglich ist und das jeder –früher, oder später – stirbt. Dabei macht es für UNS keinen großen Unterschied, ob die Tante stirbt, oder wir in der Zeitung über ein Geiseldrama lesen. Es lässt uns gewiss nicht „kalt“, es kann auf Andere nur verstörend wirken, dass der Verlust einer Person die uns näher steht, nicht zwangsweise „schlimmer“ ist, als wenn irgendwo ein Amokläufer in einer Schule herum ballert. WIR sind Realisten. Dasselbe Prinzip sollte ebenfalls die Fragen > um die Beziehung klären. (Ist jetzt alles etwas überspitzt, aber ich denke du weißt worauf ich hinaus will?) WIR können uns außerdem sehr gut in Andere hinein versetzten. WIR würden uns selbst die Phrase „Stille Wasser sind tief“ zuschreiben. WIR finden Smalltalk langweilig. WIR werden im Normalfall selbst mit unseren Problemen fertig, ohne uns Anderen anzuvertrauen. (Auch wenn uns das, dass ein, oder andere Mal durchaus helfen könnte^^) WIR können gut Lügen. WIR sind nicht verklemmt, wenn es um heikle Themen geht. WIR gehen sachlich und unvoreingenommen an Dinge heran, handeln überlegt und können auch bei Gefahr einen kühlen Kopf bewahren. Außerdem ist es nicht ganz einfach unser Vertrauen zu gewinnen.

du hast gerade meinen charakter beschrieben, gruawa.

0
pupil43 
Fragesteller
 09.05.2013, 00:22

Du hast zu 99,99999% ins Schwarze getroffen! Gut zu wissen, dass man nicht alleine ist! Und wirklich es stimmt einfach so gut wie alles! Sehr interessantes Thema wie ich finde. Es gibt wirklich Grundtypen vom Menschen, welche natürlich individuell 'beeinflusst ' werden. Aber das ist sehr interessant!

0

Kampfsport ist nicht gut für den Kopf- bestimmte Gehirnareale die für Emotionen zuständig sind, hab da letztens einen Artikel drüber gelesen, da ging es um Football/USA. Sei einfach vorsichtig mit deiner Gesundheit allgemein, das ist ganz wichtig, denn nur so sind Vorraussetzungen dafür da das alles funktioniert.

Ich denke man kann Empathie in gewisser Weise erlernen in dem man es übt und sich mit dem Thema beschäftigt. Ich denke du bist vom "Kopf" her durchaus fähig zu Empathie, denn du schreibst ja wie tragisch und schlimm der Tod des Onkels ist. Das Problem ist nur, das dein Gehirn irgendwie nichts in deinem Körper auslöst? Kein komisches Gefühl, Tränen, Magenschmerzen, Liebe usw. Fakt ist, diese Dinge sind alle da, du kennst sie und weißt auch wann was angebracht wäre, "nur" spürst du es nicht. Vielleicht kannst du dich selbst sensibilisieren. Menschen können über glühende Kohlen laufen und Schmerz ausschalten, dann kannst du auch Gefühle entwickeln oder lernen einen Weg zu finden die zu spüren.

Also, ich kann nur über das schreiben, was ich auch kenne. Wenn man in seinem Leben seelische Ausnahmesituationen bestehen mußte, bildet sich sozusagen "Hornhaut" um die Seele, die nicht immer wieder auf´s Neue verletzt werden möchte. Es kann aber auch eine "Gefühlslandschaft" entstehen, in der all das, was mal auf der persönlichen Werteskala wichtig und geordnet war, durcheinander gerät. Dann wird einem alles gleichgültig im Sinne von: alle Ereignisse und Situationen bekommen gleiche Gültigkeit. Diesen Zustand bezeichne ich als "Krebs der Seele", weil er sich so unmerklich heranschleichen kann. In beiden Fällen besteht die Gefahr, sich durch extremes Verhalten die "Kicks" zu holen, durch die man überhaupt noch was fühlen kann. Sie zeigen uns durch Ihre Zeilen zumindest, daß Sie Ihren Zustand der Gefühllosigkeit erleben und er Ihnen halt eben NICHT gleichgültig ist. Da man Gefühle nicht "machen" kann, gibt es kein Patentrezept. Manchmal heilt die Zeit Wunden und mit dem Abstand kehren auch Emotionen zurück. Mir hat beispielsweise der Glaube und das Beten geholfen. Wenn man erstmal an den Punkt kommt, an dem man über eigenes Versagen, über eigenes Fehlverhalten, über eigene Lebensaspekte in Tränen ausbricht, dann hat man schon wieder viel gewonnen. Ist der Tränenkanal einmal geöffnet, können angestaute Emotionen endlich abfließen und meiner Erfahrung nach "verstopft" sich dieser Kanal auch nicht wieder, weil die Seele es als so wohltuend empfindet, sich auf diese Weise so "gehen lassen" zu dürfen. Nur all das kann man weder produzieren noch verordnen. Gespräche helfen! Mit guten Freunden, im Schutz der Familie. Dazu gehört eine schon fast beichtend-ehrliche Selbstoffenbarung. Formulieren Sie so ehrlich wie es Ihnen möglich ist, was Sie emotional hemmt. Schreiben hilft! Schreiben Sie das, was Sie zunächst niemanden sagen können oder wollen, erstmal nur für sich nieder. Immer wieder. Täglich. Falls Sie es nicht tun: beten Sie und bitten Sie Gott um gnädigen Beistand. Ich persönlich ziehe dazu auch noch fast täglich die Bibel zu Rate. Knechte und Könige formulieren darin ihre eigenen seelischen Aufschreie, die tausende von Jahren später meine eigenen Worte und Gedanken sind/sein könnten. Wenn Sie immer noch ratlos sind, suchen Sie sich einen psychologischen oder seelsorgerischen Beistand, der Ihnen hilft, zu der Ehrlichkeit gegenüber Ihnen selbst zu finden, nach der Ihre Seele ruft.

Vielleicht bist du ersmal voll mit Emotionalen Ereignissen und hast schon viel davon gehabt und somit reagierst du nicht sostark.