Warum können manche Ausländer die in Deutschland leben kein deutsch sprechen?

19 Antworten

Weil sie es schlichtweg nicht brauchen, um im Alltag zurecht zu kommen.

Beispiel: ich kenne eine Frau, die während der Jugoslawienkriege in den 90ern mit ihrer Tochter nach Deutschland floh und seitdem hier lebt. Ihre Tochter ging hier zur Schule und lernte im Nullkommanichts Deutsch. Sie begann dann irgendwann, alles für ihre Mutter zu regeln und ihr sämtliche Angelegenheiten, bei denen sie Deutschkenntnisse benötigen würde, abzunehmen. Im Laufe der Zeit lernte sie auch andere ex-Jugoslawen kennen, die sie ebenfalls im Alltag unterstützen. Welchen Antrieb sollte die Dame da haben, Deutsch zu lernen?

Anderes Beispiel: in manchen deutschen Großstädten gibt es Stadtviertel, die... Sagen wir mal, für ihre "Bevölkerungszusammensetzung" bekannt sind.

Wenn ich z.B. als Libanese in einem solchen Viertel lebe, dann brauche ich keine Deutschkenntnisse. Die Familie spricht Arabisch, die Kassiererin im Supermarkt spricht Arabisch, der Frisör spricht Arabisch, in der Autowerkstatt spricht man Arabisch, ebenso beim Gemüsehändler, im Café, bei der örtlichen Behörde... Auch die Nachbarn und Bekannten sprechen natürlich Arabisch.

Wer in so einer Parallelwelt aufwächst, der hat keinen Antrieb, eine für den eigenen Lebensweg völlig nutzlose, überflüssige und obendrein völlig fremde Sprache zu lernen.

Ich persönlich definiere "Integration" nicht derart, als dass man perfekt die Sprache beherrschen muss. Es reicht schon, wenn man sich schlicht und ergreifend verständigen kann.

Stell dir vor, man würde "Integration" derart definieren, als dass man perfekt die Sprache - sprich Grammatik und Orthografie - beherrschen muss als auch die dt. Geschichte kennen muss. Diese Anforderung würden nicht mal die meisten Deutschen erfüllen können.

onananao 
Fragesteller
 27.10.2022, 13:45

Naja aber ich sage auch nicht das die perfekt deutsch sprechen müssen. Aber bin schon oft in Deutschland auf leute gestoßen die GARKEIN deutsch können und nur Englisch sprachen. Ich bin aber schon dafür dass jemand der hier lebt mindestens Grundkenntnisse haben muss und sich verständigen kann in deutsch.

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Es gibt sicher viele Gründe. In manchen international aufgestellten Unternehmen wird hier in Deutschland oft auch Englisch gesprochen, so dass ausländische Mitarbeiter, die für ein paar Jahre zum Arbeiten hierher kommen, gar keinen Grund haben Deutsch zu lernen. Dann gibt es auch viele einfache Jobs, für die kaum Deutschkenntnisse vonnöten sind und große ausländische Communities, wo man unter sich bleibt und die Sprache quasi nicht braucht.

Mittlerweile ist auch der Bedarf an Arbeitskräften so hoch, dass man aus purer Verzweiflung Leute ohne Deutschkenntnisse einstellt. Ich hatte hier schon mehrere Paketboten, neulich auch einen von DHL, die nur Englisch mit mir sprechen konnten. Und in diversen Hotels in deutschen Großstädten hatte ich auch schon an der Rezeption Leute, die nur Englisch sprachen. In Zukunft wird es sicher noch schlimmer, weil jetzt die Boomer langsam alle in Rente gehen, und kaum einer nachkommt. Jetzt die Tage zum Beispiel, habe ich dringend auf ein Paket von DHL gewartet, und drei Tage hintereinander konnte es nicht zugestellt werden, wegen Krankheit und Mitarbeitermangel. Gestern war es nur noch 2 Zustellstopps entfernt, und dann hat die Zeit doch nicht gereicht. Heute kam es zum Glück an. Ich würde auch Paketboten akzeptieren, die nur Suaheli mit mir sprechen, hauptsache die Post kommt an. Ist alles nicht mehr ganz selbstverständlich heutzutage.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Das kann viele ganz unterschiedliche Gründe und Ursachen haben. Das müsste man konkret für jede Person ermitteln.

Was sagt denn das Mädchen aus deiner Schule dazu?

Avatarez2  27.10.2022, 17:35

Eher nicht, man kann deutlich ermitteln, welche Gruppen integrationsaffiner und welche eher integrationsunwillig sind. Das ist auch zielführender, denn schwarze Schafe gibt es überall. Und da klaffen Welten aufeinander, selbst zwischen den Gruppen mit Herkunft "Asien" sind teils riesige Unterschiede in der Integrationsbereitschaft und dem Willen, die Sprache zu lernen.

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Atzej  27.10.2022, 17:37
@Avatarez2

Also möchtest du Individuen in Sippenhaftung nehmen und sie einfach sinnfrei irgendeiner Gruppe zuordnen, statt konkret die Gründe individuell zu erfragen? Bist du Rassist?

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Avatarez2  27.10.2022, 17:42
@Atzej

Sinnfrei einer Gruppe zuzuordnen? Die Leute aus diesen Regionen haben mehr Gemeinsamkeiten zueinander, als zu vielen deutschen, also ist die Zusammenfassung sinnig. Die Welt ist nun einmal unterschiedlich und es gibt Kulturen die dem GG näher sind und auch allgemein was Bildung und kulturelle Integration anbelangt und sich leicht integrieren lassen und es gibt Gruppen, wo das mal so gar nicht funktioniert, diese bilden dann gerne Parallelgesellschaften wie in der Heimat, z.B. die Clan-Kultur.

Diese Realität kannst du akzeptieren oder dich vor der Wahrheit aus ideologischen Gründen verschließen, ist mir einerlei.

Mit Rassismus hat das nichts zutun, ich spreche keine Rasse an, sondern eine soziokulturelle/religiöse Herkunft und vergleiche die, völlig problemlos.

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Atzej  27.10.2022, 19:57
@Avatarez2

Sinnfrei ist die Zuordnung zu Gruppen, weil die rein gar nichts über individuelle Probleme des Erwerbs der deutschen Sprache aussagt. Wenn jemand erst kurz in Deutschland ist, kann man von ihm z.B. nicht erwarten, dass er großartig Deutsch spricht - vollkommen gleichgültig welcher soziologisch bildbaren Gruppe man ihn auch immer zuordnen möchte.

Individuelle Probleme des konkreten Spracherwerbs erwachsen niemals aus der Zugehörigkeit zu irgendeiner Gruppe. Das zu behaupten liefe schlicht auf strunzdummen Rassismus und absurde Vorurteilspflege hinaus.

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Avatarez2  27.10.2022, 20:11
@Atzej

Natürlich erwachsen sie aus solchen Gruppen. Ist in einer solchen Gruppe z.B. eine Ablehnung gegenüber des Deutschen vorhanden, sorgt die Gruppenbindung dafür, dass Deutsch nicht gelernt wird oder nicht gut genug gelernt wird. Auch kann die Ausgangssprache ein Hemmer sein, unterscheidet sie sich zu stark, wird ein akzentfreies Sprechen nur unter enormen Mühen erreicht.

Wir wissen nicht, wie lange die Leute, welche der Fragesteller anführt hier schon leben dürfen, doch ich kenne genug Menschen bestimmter Kulturkreise, die selbst in der 3. Generation kein gescheites Deutsch sprechen können.

Ich habe natürlich auch eine Erwartungshaltung, wenn ich solche Menschen treffe, also mit bestimmten Verhaltensweisen, Betonungen usw. zu rechnen habe, ich werde darin meist leider nicht enttäuscht 😉.

Ich hätte nichts dagegen, wenn die Politik dafür sorgen würde, dass auch solche Menschen, sofern sie hier dauerhaft leben wollen, das Deutsche erlernen müssen und sich weder auf ihrem Englisch, was meist auch Panne ist, ausruhen oder aus Lustlosigkeit und Verachtung die nächsten Kiezdeutschformen entstehen, die man noch in der 5. Generation ertragen muss.

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Ich habe einen vietnamesischen Kollegen der seit 30+ Jahren in Deutschland lebt. Den verstehen wir bis heute nur sehr sehr schlecht. Hat sich aber bald erledigt, nächstes Jahr geht er in Rente.

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Grundsätzlich ist es wohl je Mensch unterschiedlich wie gut man eine Sprache lernen kann. Besagter Kollege erzählte das er zuhause mit seiner Frau immer in Muttersprache spricht, allenfalls wenn die Kinder kommen mal deutsch.

Seit 3 Jahren sind wir alle im Home-Office und das merkt man seinen Sprachkenntnissen deutlich an, die haben wieder stark nachgelassen.

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Wenn ich sehe wie eingerostet mein Schulenglisch ist, kann ich das gut nachvollziehen - was man nicht anwendet gerät im Nu in Vergessenheit.