Warum kann ich nicht mehr genießen?

4 Antworten

Vielleicht ist es dir einfach nicht genug, zu konsumieren und dein Leben von anderen bestimmt zu bekommen, du möchtest selber etwas tun/schaffen. Vergiss das mit der "Chill-Phobie", das ist großer Quatsch. Es ist ein sehr gesunder Implus, den du hast. In deiner "Lage" gibt es viel was du tun kannst, ausser die Wissen und Fertigkeiten anzueignen. Du kannst do irgendeinen Job anfangen oder, wenn dir das liegt, einfach irgendwo unentgeltlich helfen. Irgendetwas bremst dich, vielleicht der Gedanke dass es in deinem Alter cool ist, zu chillen und wer etwas tut, ein Langweiler ist? Dann ist es Zeit für dich, dich zu deprogrammieren.

Hallo xnder!

Dieses Getrieben sein kann eine gesellschaftliche Prägung
sein, denn im Großen und Ganzen wird ständig überall davon gesprochen, wie wir mehr erreichen können, uns selbst optimieren können, besser, perfekter,
schneller, angepasster werden können bzw. unsere Umwelt optimieren und anpassen
können. Deine Generation wächst zu 100% in diesem Denken auf. Man sieht das
auch an den jungen Leuten, die mit Anfang 20 ins Berufsleben starten und die
ganze Zeit nur powern ohne mal irgendwie zwischendurch runter zu kommen und
sich um eigene Bedürfnisse zu kümmern. Diese (Deine) Generation junger Menschen
hat es nicht anders gelernt - werden sie aber früher oder später müssen, denn
der Mensch ist keine Maschine und ist nicht nur zum funktionieren/arbeiten hier
auf Erden. So ein Lebensstil macht auf Dauer leer und unglücklich. Die Krise
kommt ganz bestimmt, wo dann alles, was man bisher für wichtig und richtig
gehalten hat, hinterfragt und sein Leben auf den Kopf stellt (und das ist auch
gut so).

Du kannst ja für Dich mal schauen, ob Dein stetes
Vorwärtskommen-Wollen vielleicht von dem Gedanken angetrieben wird, dass jemand der nichts schafft, vor allem nicht schnell und geradlinig Erfolge im Leben vorweisen kann, auch nicht viel wert ist. So oder ähnlich ist unsere westliche Gesellschaft seit gut 20 Jahren unterwegs und es wäre nicht verwunderlich, wenn so ein Glaubenssatz Deine innere Unruhe auslöst. In diesem Fall würde ich Dir dazu raten, mal zu hinterfragen, was für Dich eigentlich wichtig im Leben ist.

Du bist in der Pubertät und ihr jungen Leute bekommt leider
sehr wenig nützliche Anleitung für diese Zeit des Erwachsenwerdens. In dieser Zeit bildet ein Mensch eigentlich seine Individualität aus, geht auf die Suche nach seinen persönlichen und von innen heraus getragenen Lebenszielen und lernt, was es heißt, auf eigenen Beinen zu stehen, einen eigenen Standpunkt zu vertreten - auch dann, wenn man damit vielleicht erstmal allein dasteht - und zielgerichtet zu handeln. In der Schule lernt Ihr heute zwar das zielgerichtete Arbeiten, aber zur Herausbildung Eurer Individualität erhaltet Ihr keine
Hilfestellung.

Deine Schilderung Deiner Situation klingt für mich auch
nach: "ich will was tun, weiß aber nicht was." Das ist in Deinem Alter ein Stück weit normal und auch der Drang vorwärts zu gehen ist in dem Alter und in der jetzigen Zeit normal. Wir leben in einer Zeit, in der sich alles rasend schnell entwickelt und verändert und man kann kaum mithalten. In
meiner Kindheit und Jugend (ich bin 1981er Jahrgang) war das noch nicht so krass. Da ist man noch mit mehr Ruhe ins Leben gestartet, denn die Welt hat sich damals noch nicht in Hochgeschwindigkeit von heute auf morgen grundlegend
verändert. Dafür hat mir dann mit Mitte 20 das Handwerkszeug gefehlt, mit dieser immer schneller werdenden Zeit umzugehen, mich nicht zu verlieren in diesem gesellschaftlich vorgegebenen Erfolgsdruck, und ich musste das recht
mühsam nachlernen.

Für Dich wären jetzt vermutlich zwei Dinge wichtig:

1. Herausfinden, was Dein innerer (aktueller) Lebensantrieb
ist. Das muss gar keine konkrete Berufsvorstellung sein sondern es kann auch ein Herzenswunsch sein wie z.B. die Welt ein bisschen besser zu machen oder zu allen Enden der Erde zu reisen, Menschen und Kulturen kennen zu lernen und ein tieferes Verstehen zu erlangen, was es heißt, Mensch zu sein. Egal, was Dein Ziel ist, nach diesem Wunsch kannst Du Dich ausrichten und Deine Aktivitäten dahingehend steuern - Schritt für Schritt. Und hin und wieder ist es hilfreich,
wenn man seine innere Motivation erneut überprüft und ggf. eine Kurskorrektur vornimmt.

2. Lernen, mit mehr Gelassenheit durchs Leben zu gehen, denn Du hast viele Jahre vor Dir und auch die Zeiten der Muse sind wichtig, richtig und wertvoll. Das Leben entwickelt sich mit den Jahren und verläuft selten ganz geradlinig. Heute (und in den nächsten vier, fünf Jahren) von Dir zu verlangen,
dass Du jetzt festlegst, wie die nächsten 50 oder 60 Jahre Deines Lebens laufen sollen, wäre unrealistisch. Deshalb musst Du auch nicht heute oder morgen Dein ganzes Lebenspuzzle fertig haben und alle Fertigkeiten und alles Wissen haben, was Du irgendwann mal brauchen könntest. Alles hat seine Zeit und auch relaxen und genießen gehört zum Leben.

Wenn Du was suchst, was Dir ganz konkret dabei helfen kann,
mehr den Augenblick zu genießen, dann probier mal Achtsamkeitsmeditation. Im Sommer kann man das prima üben mit Barfußgehen, im Park durchs Gras, am Strand
oder irgendwo anders - geh langsam, ganz achtsam, spüre den Boden unter den Füßen, vielleicht die Kühle vom Morgentau im Gras oder den Sand zwischen den Zehen, atme langsam und tief, nimm alles in deiner unmittelbaren Nähe mit allen Sinnen wahr und denke möglichst an nichts als das, was Du gerade dann wahrnimmst. Wenn man das regelmäßig macht, überträgt sich das mit der Zeit in den Alltag und man ist insgesamt präsenter im Augenblick und nicht mehr so getrieben, gleich schon das nächste und übernächste zu tun.

Vielleicht auch zum Entspannen ein Stück persönliche
Erfahrung: Ich bin jetzt 36. Ich habe mal studiert, ich habe eine
Berufsausbildung gemacht, ich war mal selbständig, habe in der Zeit nebenbei noch eine Ausbildung gemacht, die mich wirklich interessiert hat und ich bin heute noch am Lernen, bin aktuell angestellt in einem Beruf, den ich nicht formell gelernt habe, und befinde mich gerade in einem Prozess, aufbauend auf meine zweite Ausbildung beruflich nochmal eine neue Richtung einzuschlagen und wieder eine Selbständigkeit aufzubauen. Mein Lebenslauf geht um zehn Ecken, hat
mich über die Jahre unglaublich an Erfahrungen bereichert und bis zu dem Tag, an dem ich meinen letzten Atemzug tue, werden auf dem Weg noch viele Kehren und Wendungen kommen. Die Kunst liegt nicht darin, alles vorher schon zu können und zu wissen, sondern mit gesundem Vertrauen und Schritt für Schritt in ein unbekanntes Morgen zu gehen und dabei möglichst im Jetzt zu leben. Das Lernen und Arbeiten hört nie auf. Gerade deshalb sind auch die Zeiten des Ausruhens, Innehaltens und einfach Seins so wichtig.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Meditationspraxis / bin Yogalehrerin

Ich finde es gut wenn dich chillen einfach langweilt. Mach dir keine Sorgen und tue das was dir Spaß macht. Im Laufe des Alters ändert sich das öfter mal. In jungen Jahren möchte man sehr viel erleben und tun. Später mal hat man vielleicht keinen Bock mehr. Also, keine Sorge. Wird schon.

Wissen zu steigern ist eine Sache. Optimiere doch mal deine Physis! Damit tust du dir nur gutes. Und mach Erfahrungen mit anderen Menschen (Im Sinne von Menschen treffen(Veranstaltungen etc.)). Das wird dich Persönlich nach vorne bringen. Außerdem kannst du dir Fertigkeiten aneignen (Handwerk, Mathematik, Schießen was auch immer).

Ich kann verstehen wie du dich fühlst.