Warum ist Pessach 2024 erst am 22. April?
Ist ja am Frühlingsvollmond, wie bei Christen auch (bei letzteren halt am Sonntag dieser Woche).
Der Frühling begann am 21. März, und am 25. März war Vollmond.
Ich weiß, bei den Orthodoxen geht der Kalender 13 Tage nach, weswegen der 25. März für sie noch in den Winter fällt (Frühlingsanfang ist unabhängig von astronomischen Gegebenheiten auf den 21. März definiert).
Aber gibt's bei den Juden ebenso, wie nenne ich's, "liturgische" Jahreszeitbeginne?
(Abgesehen davon, daß laut Google der nächste Vollmond erst am 24., nicht am 22. April sein wird.)
2 Antworten
Pessach beginnt immer zur gleichen Zeit, am 15. Nisan.
Die jüdischen Feste richten sich immer nach dem biblischen Kalender, nie nach den christlich päpstlichen Kalender.
Ich wollte sagen: Der erste 15. des Jahres, der in den Frühling fällt.
https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdischer_Kalender Da wird das noch mal ganz genau erklärt.
Ah, bereits im 10. Jahrhundert wurde der 15. Nisan vom Vollmond gelöst.
Da auch feststeht, in welchen Jahren die Schaltmonate stattfinden, kann das wohl in einzelnen Jahren so vorkommen, daß der 15. Adar II [2024 ist ein jüdisches Schaltjahr] bereits in den Frühling fällt.
Kenn mich auch, danke!
Naja, früher war das System der Schaltmonate ja noch nicht so fix, das kam "erst" durch Hillel II. (358 n.d.Z.).
Also 15. Nisan galt natürlich schon vorher, aber es war noch etwas willkürlich, wann die Schaltmonate waren und wann dieser Termin aus Sicht eines Sonnenjahrs war.
unbedingt am 1. Frühlingsvollmond
So war das im Judentum nie formuliert …
Wie die alten Israeliten ihren Kalender berechneten ist unbekannt. Der heutige jüdische Kalender stammt aus Babylon, wo seinerzeit die besten Astronomen waren und der Kalender somit am genauesten. Auch andere Völker haben diesen Kalender benutzt.
Der Monat wurde offenbar durch Beobachten bestimmt (der neue Mond war zu sehen), beim Jahr ist es weniger klar, wie, allmählich wurde Beobachtung durch feste Kalenderregeln ersetzt …
»1. Frühlingsvollmond« war die Regel., die auf dem Konzil von Nicäa festgeschrieben wurde.
Jein. In Nicäa wurde auch beschlossen, dass Ostern nie mit Pessach zusammenfassen soll. Teil des schon damals grassierenden Antijudaismus.
War längere Zeit wg. Kalenderverschiebung nicht mehr aktuell, nach der gregorianischen Kalenderreform hat sich die westliche Kirche (rkk, Luth etc.) nicht mehr dran gehalten.
Die christlichen Regeln waren ja eindeutig: Sonntag nach 1. Frühlingsvollmond.
Es wurde aber genauso eindeutig gesagt, dass es noch einen Sonntag später sein soll, wenn es auf den 14. oder 15. Nisan fällt. Das war ein Teil der Regeln, den du auslässt (bzw. noch nicht kanntest).
also nicht die Regeln der Torah zu Pessach, nach denen wir Juden seit rund 3400 Jahre leben
Na ja, schon die Übernahme des Babylonischen Kalenders lässt mich zweifeln, dass es in den letzten 3400 Jahren keine Änderungen gab. Also wie es vor der Babylonischen Gefangenschaft war, ist nicht genau bekannt.
Aber du hast Recht: Was ich formulierte, war ja die christliche Regel für das Osterfest, die Firmian für eine jüdische Regel gehalten hatte.
Ja, weil immer wieder Schaltmonate eingeschoben werden, damit's wieder stimmt. So genau steht das in der Torah meines Wissens nicht. Und früher (bis ins 4. Jahrhundert n.Z.) wurden die Schaltmonate relativ kurzfristig festgelegt.
Natürlich sind wir für Gegenbeweise offen, wenn Du uns eine Torah-Stelle zeigst, in der der Kalender geregelt ist.
Es steht im Talmud. Bestehend aus Mischne (mündliche Torah) und die Diskussionen dazu.
Das ist aber keine 3400Jahre alt, sondern weniger als 2000 Jahre.
Und wie schon Naimrif sagte: Ich habe nicht behauptet, dass die Feste durchs wanderten (oder umherirrten, so wie angeblich im römischen Kalender vor Caesar), sondern dass die Details nicht bekannt sind.
Beispielsweise gibt es die Theorie, dass der Sabbat ursprünglich nicht durch den Monat wanderte, sondern stets der 1., 8., 15,. 22,. und 29. jeden Monats ein Sabbat war. Das Neunmondfest bestand nach dieser Theorie also aus zwei Sabbaten (29. des alten und 1. des neuen Monats) sowie ggf. einem Schalttag zwischen ihnen. Beweisen lässt sich das natürlich nicht …
Das ist aber keine 3400Jahre alt, sondern weniger als 2000 Jahre.
In der Mischne sind Vorkommnisse beschrieben, die noch viel weiter zurück liegen. Und die Verse wurden von Rabbinern diskutiert.
Die aufgezeichneten Diskussionen begannen etwa 200 Jahre vor der neuen Zeitrechnung.
Die Monatsnamen stammen aus Babylon. In der Thora findest du nur die Monatsnamen Abib, Siw, Etanim und Bul. Das waren die Monatsnamen im Kalender zur Zeit von Mose.
Außerdem ist bekannt, dass vor 2000 Jahren am Abend des 29. eines Monats nach dem Neumond geschaut wurde: War der zur sehen, begann mit Sonnenuntergang ein neuer Monat, ansonsten hatte der Monat eben 30 Tage.
Willst du mir erzählen, dass das heute noch so gemacht wird?
Also vor 2000 Jahren wurde die Monatslänge anders bestimmt, vor 3.500 Jahren wurden andere Monatsnamen benutzt. Sind das keine Änderungen?
Also sagt ihr immer noch Abib, Siw, Etanim und Bul? Das sind die Monatsnamen, die im Tenakh benutzt werden, Abib in der Tora, der ist garantiert ursprünglich.
Meines Wissens nach werden diese Monate heute Nisan, Ijar, Tišri und Chešwan genannt. Du kannst mich da aber gerne korrigieren, wenn das falsch ist.
Die Juden haben einen Mondkalender, keinen Sonnenkalender.
Der Monat Nissan verschiebt sich jedes Jahr: in der Woche vom 15. bis 22. Nissan wird Pessach gefeiert.
Aber im Prinzip haben sie einen Lunisolarkalender mit Schaltmonaten (metonischer Zyklus).
Wir Juden haben beides. Mondmonat und Sonnenjahr. Ansonsten würden bei uns die Feste durch Jahr wandern.
Hätten wir Juden wie im Islam einen reinen Mondkalender, dann würden die jüdischen Feste durchs Jahr wandern. Monat nach dem Mond, das Jahr jedoch nach der Sonne. Daher ist der 15.Nisan immer im Frühling, wandert also nicht.
Soweit ist es mir bekannt, aber ich dachte, der Nisan sei so definiert, dass der 15. in den Frühling fällt?
(Und das christliche Ostern richtet sich ja eigentlich nach dem jüdischen Kalender).