Warum ist Pessach 2024 erst am 22. April?

2 Antworten

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Pessach beginnt immer zur gleichen Zeit, am 15. Nisan.

Die jüdischen Feste richten sich immer nach dem biblischen Kalender, nie nach den christlich päpstlichen Kalender.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Naimrif 
Fragesteller
 13.04.2024, 19:49

Soweit ist es mir bekannt, aber ich dachte, der Nisan sei so definiert, dass der 15. in den Frühling fällt?

(Und das christliche Ostern richtet sich ja eigentlich nach dem jüdischen Kalender).

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Naimrif 
Fragesteller
 13.04.2024, 19:53
@anonymos987654

Ich wollte sagen: Der erste 15. des Jahres, der in den Frühling fällt.

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Naimrif 
Fragesteller
 13.04.2024, 20:10
@anonymos987654

Ah, bereits im 10. Jahrhundert wurde der 15. Nisan vom Vollmond gelöst.

Da auch feststeht, in welchen Jahren die Schaltmonate stattfinden, kann das wohl in einzelnen Jahren so vorkommen, daß der 15. Adar II [2024 ist ein jüdisches Schaltjahr] bereits in den Frühling fällt.

Kenn mich auch, danke!

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Naimrif 
Fragesteller
 13.04.2024, 22:51
@Charedi

Aber eben nicht unbedingt am 1. Frühlingsvollmond, was früher die Regel war.

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Charedi  13.04.2024, 23:16
@Naimrif

Pessach beginnt immer am 15. Nisan, und das seit rund 3400 Jahren. Dabei ist es völlig egal, ob 1. oder 2. Frühlingsvollmond.

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Naimrif 
Fragesteller
 14.04.2024, 07:22
@Charedi

Naja, früher war das System der Schaltmonate ja noch nicht so fix, das kam "erst" durch Hillel II. (358 n.d.Z.).

Also 15. Nisan galt natürlich schon vorher, aber es war noch etwas willkürlich, wann die Schaltmonate waren und wann dieser Termin aus Sicht eines Sonnenjahrs war.

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helmutwk  15.04.2024, 15:30
@Naimrif
unbedingt am 1. Frühlingsvollmond

So war das im Judentum nie formuliert …

Wie die alten Israeliten ihren Kalender berechneten ist unbekannt. Der heutige jüdische Kalender stammt aus Babylon, wo seinerzeit die besten Astronomen waren und der Kalender somit am genauesten. Auch andere Völker haben diesen Kalender benutzt.

Der Monat wurde offenbar durch Beobachten bestimmt (der neue Mond war zu sehen), beim Jahr ist es weniger klar, wie, allmählich wurde Beobachtung durch feste Kalenderregeln ersetzt …

»1. Frühlingsvollmond« war die Regel., die auf dem Konzil von Nicäa festgeschrieben wurde.

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Firmian  15.04.2024, 15:48
@helmutwk

Verstehe - da glaubte man wohl, die Regel sei im Judentum so.

Dass sich das christliche Osterfest nach dem Pessach-Termin richten sollte, ist ja wohl unstrittig.

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helmutwk  15.04.2024, 15:54
@Firmian

Jein. In Nicäa wurde auch beschlossen, dass Ostern nie mit Pessach zusammenfassen soll. Teil des schon damals grassierenden Antijudaismus.

War längere Zeit wg. Kalenderverschiebung nicht mehr aktuell, nach der gregorianischen Kalenderreform hat sich die westliche Kirche (rkk, Luth etc.) nicht mehr dran gehalten.

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Firmian  15.04.2024, 16:43
@helmutwk

Meines Wissens sollte es nie FRÜHER als Pessach sein. Was angeblich im julianischen Kalender auch so war. Dass es GLEICHZEITG war, lässt sich ja nicht unbedingt vermeiden, wenn der 15. Nisan auf einen Sonntag fällt.

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helmutwk  15.04.2024, 16:54
@Firmian
Dass es GLEICHZEITG war, lässt sich ja nicht unbedingt vermeiden

Doch, indem das Osterfest eine Woche später gefeiert wird.

»Bis heute besteht der Wunsch, dass Ostern niemals am gleichen Tag wie das Pessach-Fest (15. Nisan) stattfindet.« (Wikipedia)

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Firmian  15.04.2024, 17:38
@helmutwk

Aber wie kann man das vermeiden? Die christlichen Regeln waren ja eindeutig: Sonntag nach 1. Frühlingsvollmond. Was hätte man gemacht, wenn das auf den 15. Nisan fiel?

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helmutwk  16.04.2024, 11:20
@Firmian
Die christlichen Regeln waren ja eindeutig: Sonntag nach 1. Frühlingsvollmond.

Es wurde aber genauso eindeutig gesagt, dass es noch einen Sonntag später sein soll, wenn es auf den 14. oder 15. Nisan fällt. Das war ein Teil der Regeln, den du auslässt (bzw. noch nicht kanntest).

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Firmian  16.04.2024, 12:26
@helmutwk

In der Tat, diesen Teil kannte ich nicht. Das wird aber anscheinend nicht mehr so gelebt, oder?

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Charedi  16.04.2024, 13:27
@helmutwk

Der 14. Nisan ist ein ganz gewöhnlicher Tag. Keinerlei Festlichkeiten. Anders am Abend, wenn der 15. Nisan beginnt.

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helmutwk  16.04.2024, 13:32
@Charedi

Das ändert aber nix daran, dass die Regel so lautete. Theoretisch galt das Gleiche auch für den13. Nisan (oder früher), aber sviw konnte Ostern nie auf diesen Tag fallen …

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Firmian  16.04.2024, 18:28
@helmutwk

Wobei die Bestimmung ja eigentlich redundant ist, wenn der Ostersonntag sowieso nie früher als Pessach sein durfte.

(Und die orthodoxen Christen haben die Regel wahrscheinlich noch immer.)

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helmutwk  16.04.2024, 18:44
@Firmian

Ich war mir nicht sicher, wie weit Charedi mitgelesen hatte - was ich sagte ist »redundant« zu dem, was bestimmt wurde, also gewissermaßen die Regel mit anderen Worten ausgedrückt …

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Charedi  21.04.2024, 19:57
@helmutwk

Christliche Regeln, also nicht die Regeln der Torah zu Pessach, nach denen wir Juden seit rund 3400 Jahre leben. Vom ersten bzw zweiten Vollmond ist dazu nirgends die Rede.

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helmutwk  21.04.2024, 22:26
@Charedi
also nicht die Regeln der Torah zu Pessach, nach denen wir Juden seit rund 3400 Jahre leben

Na ja, schon die Übernahme des Babylonischen Kalenders lässt mich zweifeln, dass es in den letzten 3400 Jahren keine Änderungen gab. Also wie es vor der Babylonischen Gefangenschaft war, ist nicht genau bekannt.

Aber du hast Recht: Was ich formulierte, war ja die christliche Regel für das Osterfest, die Firmian für eine jüdische Regel gehalten hatte.

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Charedi  22.04.2024, 00:28
@helmutwk

Die Datierungen der Torah aendern sich nicht. Pessach war schon vor 3400 Jahren immer im Fruehjahr, Yom Kippur immer im Spaetjahr. Im Islam wandern die Feste durch das Jahr, nie im Judentum.

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Naimrif 
Fragesteller
 22.04.2024, 07:09
@Charedi

Ja, weil immer wieder Schaltmonate eingeschoben werden, damit's wieder stimmt. So genau steht das in der Torah meines Wissens nicht. Und früher (bis ins 4. Jahrhundert n.Z.) wurden die Schaltmonate relativ kurzfristig festgelegt.

Natürlich sind wir für Gegenbeweise offen, wenn Du uns eine Torah-Stelle zeigst, in der der Kalender geregelt ist.

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Charedi  22.04.2024, 15:32
@Naimrif

Es steht im Talmud. Bestehend aus Mischne (mündliche Torah) und die Diskussionen dazu.

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Naimrif 
Fragesteller
 22.04.2024, 15:41
@Charedi

Okay.

Aber nur als Verständnisfrage: Torah im engeren Sinne sind genau die Texte, die im Christentum als "Fünf Bücher Mose" bezeichnet werden, oder?

Der Begriff "mündliche Torah" war mir bislang nicht bekannt. Was der Talmud ist, weiß ich.

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helmutwk  22.04.2024, 16:22
@Charedi
Es steht im Talmud. Bestehend aus Mischne (mündliche Torah) und die Diskussionen dazu.

Das ist aber keine 3400Jahre alt, sondern weniger als 2000 Jahre.

Und wie schon Naimrif sagte: Ich habe nicht behauptet, dass die Feste durchs wanderten (oder umherirrten, so wie angeblich im römischen Kalender vor Caesar), sondern dass die Details nicht bekannt sind.

Beispielsweise gibt es die Theorie, dass der Sabbat ursprünglich nicht durch den Monat wanderte, sondern stets der 1., 8., 15,. 22,. und 29. jeden Monats ein Sabbat war. Das Neunmondfest bestand nach dieser Theorie also aus zwei Sabbaten (29. des alten und 1. des neuen Monats) sowie ggf. einem Schalttag zwischen ihnen. Beweisen lässt sich das natürlich nicht …

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helmutwk  22.04.2024, 16:26
@helmutwk

Ups: »… dass die Feste durchs Jahr wanderten …«

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Charedi  23.04.2024, 21:11
@helmutwk
Das ist aber keine 3400Jahre alt, sondern weniger als 2000 Jahre.

In der Mischne sind Vorkommnisse beschrieben, die noch viel weiter zurück liegen. Und die Verse wurden von Rabbinern diskutiert.

Die aufgezeichneten Diskussionen begannen etwa 200 Jahre vor der neuen Zeitrechnung.

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helmutwk  25.04.2024, 18:46
@Charedi

Also gut, 2200 Jahre alt - das ist immer noch einige Jahrhunderte nach der Verbannung in Babylon - und sagt damit nichts über die Zeit aus, als der jüdische Kalender noch nicht vom babylonischen Kalender beeinflusst war.

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Charedi  25.04.2024, 23:04
@helmutwk

Nein, Mischne geht auf das Jahr 0 zurück, also die Zeit vor 5784 Jahren.

Unser jüdischer Kalender wurde auch nicht durch die Babylonier verändert. Seit der Schöpfung blieb er konstant gleich.

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helmutwk  26.04.2024, 16:36
@Charedi

Die Monatsnamen stammen aus Babylon. In der Thora findest du nur die Monatsnamen Abib, Siw, Etanim und Bul. Das waren die Monatsnamen im Kalender zur Zeit von Mose.

Außerdem ist bekannt, dass vor 2000 Jahren am Abend des 29. eines Monats nach dem Neumond geschaut wurde: War der zur sehen, begann mit Sonnenuntergang ein neuer Monat, ansonsten hatte der Monat eben 30 Tage.

Willst du mir erzählen, dass das heute noch so gemacht wird?

Also vor 2000 Jahren wurde die Monatslänge anders bestimmt, vor 3.500 Jahren wurden andere Monatsnamen benutzt. Sind das keine Änderungen?

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Charedi  26.04.2024, 18:24
@helmutwk

Die Monatsnamen sind seit mehr als 4000 Jahren unverändert.

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helmutwk  27.04.2024, 14:44
@Charedi

Also sagt ihr immer noch Abib, Siw, Etanim und Bul? Das sind die Monatsnamen, die im Tenakh benutzt werden, Abib in der Tora, der ist garantiert ursprünglich.

Meines Wissens nach werden diese Monate heute Nisan, Ijar, Tišri und Chešwan genannt. Du kannst mich da aber gerne korrigieren, wenn das falsch ist.

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Die Juden haben einen Mondkalender, keinen Sonnenkalender.

Der Monat Nissan verschiebt sich jedes Jahr: in der Woche vom 15. bis 22. Nissan wird Pessach gefeiert.

helmutwk  15.04.2024, 15:31

Aber im Prinzip haben sie einen Lunisolarkalender mit Schaltmonaten (metonischer Zyklus).

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Charedi  23.04.2024, 21:13

Wir Juden haben beides. Mondmonat und Sonnenjahr. Ansonsten würden bei uns die Feste durch Jahr wandern.

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Charedi  25.04.2024, 23:08

Hätten wir Juden wie im Islam einen reinen Mondkalender, dann würden die jüdischen Feste durchs Jahr wandern. Monat nach dem Mond, das Jahr jedoch nach der Sonne. Daher ist der 15.Nisan immer im Frühling, wandert also nicht.

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