Warum interessieren sich so viele Menschen für das Leben anderer Leute?

9 Antworten

Das lässt sich oftmals ganz einfach und mit einem Wort beantworten: Unsicherheit.

Die meisten Leute, in unserer heutigen Gesellschaft, sind extrem ängstlich, machen sich selbst von Konsumgütern abhängig und sind nur das, was sie haben. Jemand, der anders ist, sich anders verhält oder andere Dinge besitzt, als "jeder", wird als eine potenzielle Gefahr der "heilen Welt" wahrgenommen. Was man kontrollieren und verstehen kann, ist nicht bedrohlich. Logisch.

Nehmen wir ein extrem banales Beispiel aus dem Alltag zur Anschauung: Alle deine Nachbarn fahren einen schwarzen 3er BMW. Du denkst Dir, dass Dir genau dieses Auto nicht gefällt, es ist dir zu teuer für seinen Nutzen oder es schluckt dir zu viel Benzin (etc.). Aus diesem Grund entscheidest Du dich für einen gelben Honda. Vielleicht gefällt dir die Farbe Gelb und Honda bietet für ein Auto genau das, was Dir persönlich gefällt. Dein gelber Honda steht ab jetzt vor dem Haus und sticht deutlich unter den schwarzen BMWs hervor. Die Nachbarn verstehen das nicht und wollen das hinterfragen, trauen sich aber nicht, Dich auf den Grund für diese Kaufentscheidung anzusprechen. Alleine, weil das Auto (optisch) anders ist, als die anderen, verunsichert das die Leute.

Folge: Sie gaffen und fangen an, Dich näher unter die Lupe zu nehmen, weil sie Angst haben, du könntest ihren geordneten Alltag durch Dein Anderssein (zer)stören. Du bist für sie quasi ein "unkontrollierbarer Faktor".

Alternativ gibt es natürlich noch die Möglichkeit, dass ihnen einfach langweilig ist oder sie die Aufmerksamkeit der anderen erregen wollen, aber nicht wissen, wie sie dies erreichen sollen. Dadurch kommt es leider zu Situationen und anderen Dingen, die dann von Dir negativ interpretiert werden, weil du das als Eindringen in deine Privatsphäre oder ähnliches empfindest. Ist ja nachvollziehbar.

Ebenso sind viele Menschen auch misstrauisch gegenüber Dingen, die sie nicht kennen und versuchen dann mehr über etwas, oder eben jemanden, herauszufinden. Hältst Du Dein Leben, deine Wohnung, etc. bedeckt und lebst eher zurückgezogen, so denken sie, Du hättest etwas zu verheimlichen, vielleicht etwas illegales oder Gefährliches tun, das natürlich wieder eine Bedrohung darstellen könnte.

Hoffe, ich konnte deine Frage zumindest teilweise beantworten, obwohl ich kein Philosoph bin.

Man sucht nach Unzulänglichkeiten bei Anderen, um sich selbst daran 'hoch zu ziehen' („ich bin/hab's doch immer noch besser”, „ich kann/habe mehr”,...).

Liegt daran, dass der Menschen Selbstbewusstsein i.d.R. sehr mickrig und von vielen Komplexen versaut ist, direkt gesprochen. Das wissen auch die Medien, weshalb auch dort alles auf 'Spanner' ausgerichtet ist („der Zuschauer will das sehen” - O-Ton TV).

Dann müssen sie sich nicht mit ihrem eigenen Leben auseinandersetzen! ;-)

Menschen sind nun mal soziale Lebewesen, was andere tun ist interessant. Und das ist ja auch gut so. Es heißt auch, dass Tratsch und Klatsch wie ein sozialer Kitt funktioniert.

Zu deinen Unterpunkten: Einsame Menschen tun so etwas eher, Unsicherheit leider auch oft Dummheit , Engstirnigkeit, Ignoranz und der Versuch sich selber moralisch zu erhöhen, ("ich bin ja besser als andere"). Ganze Fernsehsender leben von solch absurden Bedürfnissen, welcher Mensch, der voll im Leben steht, guckt sich denn diese sogenannten Dokusoaps mit Vergnügen an?