Warum hat Hindenburg Hitler nicht entlassen?

5 Antworten

Er konnte ihn nicht leiden, da er nur Gefreiter war, hatte aber wohl keine Alternativen. Die Mehrheit gab es wahrscheinlich nur mit Hitler und der NSDAP. In welchem geistigen Zustand er sich damals befand wäre sicherlich auch interessant.

Amelie283 
Fragesteller
 30.05.2023, 15:10

Danke! :)

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Guten Tag,

mit dem Ermächtigungsgesetz sollte die Regierung die Ermächtigung erlangen, ohne Zustimmung von Reichstag und Reichsrat sowie ohne Gegenzeichnung des Reichspräsidenten Gesetze zu erlassen.

Somit wurde der Reichspräsident auch teilweise entmachtet.

Viele Grüße.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Peterwefer  30.05.2023, 12:26

Ich frage mich ernsthaft, wie viele Möglichkeiten Hindenburg angesichts der Reichstagswahlen vom Nov. 1932 überhaupt noch hatte. Er konnte das Ergebnis nicht verändern. Und die NSDAP konnte alles blockieren. Oder sehe ich das verkehrt?

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LGLeonLG  30.05.2023, 12:35
@Peterwefer

Hindenburg war nach den Reichstagswahlen vom November 1932 bzw. dem Wahlausgang tatsächlich eingeschränkt, nachdem er den parteilosen Kurt von Schleicher zum Reichskanzler ernannte, dieser anschließend allerdings zurücktrat.

Hitler wurde schließlich 1933 von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt.

Ich denke, Hindenburg konnte sich eine weitere Auflösung, insbesondere in Anbetracht der hohen Wahlbeteiligung, des Druckes wegen nicht mehr leisten.

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Amelie283 
Fragesteller
 30.05.2023, 15:18
@LGLeonLG

Außerdem war die NSDAP die stärkste Fraktion im Parlament und somit konnte die Regierung wieder ohne Präsidenten regieren, womit Hindenburg nicht gerechnet hat und was ihn und seinen Einfluss sehr eingeschränkt hat.

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Amelie283 
Fragesteller
 30.05.2023, 15:10

Danke! :)

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Die Frage der Kabinettsbildung war ganz und gar in die Hände von Intriganten ohne jeglichen legitimen Verantwortungsbereich geraten. Am 18. und 22. Januar fanden neue Gespräche zwischen Papen und Hitler statt diesmal im Hause des Vertreters der Sektfirma Henkell, Joachim von Ribbentrop. Auch Hindenburgs Sohn Oskar war zugegen und es gelang Hitler, diesem beizubringen, dass nur er, Hitler, Reichskanzler werden dürfe. Damit war Schleicher in der unmittelbaren Umgebung des Reichspräsidenten völlig isoliert, und das zeigte sich schon am folgenden Tag. Inzwischen hatte der Ältestenrat den Reichstag für den 31. Januar einberufen, womit der Zeitpunkt für den Sturz Schleichers durch ein Mißtrauensvotum praktisch feststand. Dem Reichskanzler blieb nichts anderes mehr übrig, als Hindenburg am 23. Januar den gleichen Plan Papens vorzuschlagen, den er selbst noch am 1. Dezember durchkreuzt hatte: Auflösung des Reichstages und vorläufige Aussetzung von Neuwahlen; Erklärung des Staatsnotstandes und Verbot der NSDAP und KPD.

Hindenburg verweigerte jedoch den gleichen Maßnahmen, mit denen er noch am 1. Dezember, als Franz von Papen sie ihm vorschlug einverstanden gewesen war, unter dem Hinweis auf die Verfassung, seine Zustimmung und ließ damit Schleicher endgültig fallen. Es war natürlich nicht Verfassungstreue, die Hindenburg bewog, sich von Schleicher zu trennen. Inzwischen hatte die preußische Regierung eine zweite Klage wegen des Staatsstreiches vom 20. Juli 1932 angestrengt, und der Reichspräsident fürchtete, selbst als Angeklagter vor dem Staatsgerichtshof erscheinen zu müssen, eine Befürchtung, die die Nationalsozialisten durch entsprechende Flüsterpropaganda zu verstärken wussten. Hinzu kamen Drohungen mit einem „Osthilfe“-Korruptionsskandal, der Hindenburgs agrarische Freunde in Mitleidenschaft gezogen hätte.

Auch die Gerüchte, man wolle Hindenburg mit einer Steuerhinterziehungsklage eindecken - das Gut Neudeck war seinerzeit, um Steuern zu sparen, sogleich auf Hindenburgs Sohn Oskar übertragen worden -, mußten sich beim Präsidenten oder für dessen Umgebung gegen Schleicher auswirken: gegen Schleicher, der es offenbar nicht verstand, Hindenburg vor derlei Ungelegenheiten zu bewahren.

Andererseits war der Reichspräsident, als er Schleicher fallenließ, noch immer nicht bereit, Adolf Hitler als Reichskanzler zu akzeptieren. Vielmehr wünschte er die Wiederkehr seines „Lieblingskanzlers“ Franz von Papen, der in diesen Tagen, während er bei Hindenberg aus und ein ging, Hindenberg und den Stahlhelmführer Franz Seldte davon überzeugen konnte, dass die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler die einzig mögliche Lösung sei. Mit diesem Konzept der „Einrahmung“ Hitlers durch nationale oder konservative „Fachleute“ gelang es schließlich, Hindenburgs Bedenken gegen Hitler zu überwinden.

Hindenburg war 1933 bereits 85 Jahre alt und ist Mitte 1934 verstorben. Da wäre ihm nur gut ein Jahr Zeit geblieben, seine Entscheidung nochmal zu revidieren. Es gab für ihn aber keinen Anlass dazu: die Nationalsozialisten suchten keine Konfrontation mit ihm und er war zwar kein erklärter Anhänger von ihnen, aber konnte ihren Ideen doch noch mehr abgewinnen als denen von Linken und Sozialdemokraten.

Für Hindenburg waren die Sozialdemokraten ein noch viel größeres Übel als Hitler selbst.
Hindenburg war ein alter Monarchist und alles andere als ein Demokrat.
Er war Hitler letzten Endes dankbar, daß Hitler mit dem - wie er es nannte - Parteien-gezücht aufgräumt hatte. Er gratulierte Hitler sogar dafür, daß er Röhm ermorden ließ und damit eine drohende Konkurrenz zur Reichswehr beseitigt hatte.

Das eigentliche Problem der Weimarer Republik war nicht der Aufstieg Hitlers, sondern daß ein Nichtdemokrat Reichspräsident wurde. Es wäre Hindenburgs Aufgabe gewesen, Hitler zu verhindern.