Warum hat der Beruf des Bankkaufmanns heutzutage so einen schlechten Ruf?

5 Antworten

Weil viele sich damit nicht auskennen.

Die kennen dann nur irgendwelche Artikel über irgenwelche Investment Banker die in Skandale verstrickt waren, den schlechten Privtkundenberater von Oma Erna (die 5 guten, die sie davor in ihrem Leben hatte erwähnt niemand) oder übertriebene Darstellungen aus Filmen.

Wer Wolf of Wallstreet gesehen oder davon gehört hat sollte alt genug sein zu wissen, dass dies 1. vor den letzten Finanzkrisen war die massig Regulatorik und interne Vorgaben in Banken hinterlassen haben und 2. dass es ein Film ist und selbst dort noch übertrieben wird. Der Job von über 99% der Investmentbanker ist nicht so, wie im Film dargestellt, erst recht nicht mehr heutzutage. Gerade innerhalb Europas mit komplett anderer Lebens- und Arbeitskultur, als in den USA. Und Investmentbanker sind auch nur ein sehr kleiner Anteil unter allen Bankern.

Aber wenn man keine Berührungspunkte damit hat, nicht mal weiß was für verschiedene Jobs es dort alles gibt und was man dann dort tut, ist es auch schwer ein realistisches Bild von dem Job zu bekommen.

Würdest du in 5 Jahren noch von einem unfreundlichen Kassierer im Supermarkt reden? Vermutlich nicht, aber an den unfreundlichen Banker erinnert sich irgendwie jeder noch Jahre später und erzählt wenn das Thema aufkommt noch mal alles, mit jedem Detail.

Ebenso beim Autohändler: Versucht der dir ein unnötig teures Auto und 5 Sonderausstattungen anzuschwatzen, ist dir das egal denn ist ja normal. Autoverkäufer eben. Manche kaufen es sogar, freuen sich und haben am Ende diverse Dinge, die sie die ersten paar Wochen nutzen und dann nie wieder. Macht ein Banker (Privatkundenberater) das, der ebenso Verkäufer ist, ist das plötzlich das böseste was man nur tun kann und ein totaler Skandal.

Ja, manche Banken haben da auch eine Mitschuld, weil sie in dem kleinen Feld wo viele Menschen Berührungspunkte haben so starke Vorgaben gemacht haben, dass die Berater gezwungen waren mies zu beraten um die individuellen Ziele zu erfüllen. Aber das haben viele Banken auch schon wieder deutlich reduziert.

Und ja, natürlich gibt es auch schwarze Schafe und schlechte Mitarbeiter, die hat man in jedem Job.

Für manche sind auch Banken immer pauschal "die Bösen" und jeder der in einer arbeitet ebenso. Da wird dann oft nicht mal zwischen internationaler Großbank mit Finanzskandal und kleiner regionaler Bank unterschieden.

Wenn ich mit Leuten im Gespräch bin und irgendwann kommt die Frage nach dem Job, sind viele auch immer überrascht. Denn ich sei doch "so ein netter sozialer Mensch", das würde ja gar nicht zu mir passen. Einfach weil sie selber das Bild von hinterhältigen oder total langweiligen Bankern im Kopf haben. Es gibt sogar Personen, die dann das Gespräch mit mit einfach abbrechen, obwohl man sich davor gut verstanden hat.

Weil der Beruf mittlerweile ähnlich dem eines Gebrauchtwagenverkäufers ist.

Wichtig ist die Erfüllung des Verrkaufssolls. Die Bedürfnisse des Kunden sind nicht sooo wichtig.

Der Beruf gilt wie auch Verwaltungsfachangestellter, Buchhalter oder Finanzbeamter als provinziell, langweilig, spießig und trocken; er versprüht kein "Glamour" und hört sich nach Sparkasse und Volksbank inklusive Vertreterversammlung und Bereitschaft an Presseterminen sowie Opa Heinz als bestem Kunden in der ältlich in 80er-Jahre-Erdtönen möblierten Filiale sowie Anzug und Krawatte an, aber nicht nach Uni, Studium, Großstadt und Ähnlichem, nicht nach "Fun-Faktor" und "be yourself" und "Life-Work-Balance". Das Image ist einfach eingestaubt in einer Zeit, in der alles cool sein muss.

Der Beruf an sich ist gar nicht schlecht und eine solide Ausbildung, aus der man auch viel machen kann. Allerdings haben Jugendliche damit scheint's ein Problem: Ich kenne einen Volksbank-Personaler, der kaum Bewerbungen für Lehrstellen kriegt und inzwischen sogar gezielt Quereinsteiger anwerben muss, weil er niemanden für den Schalterdienst und Beratertätigkeiten findet :-/

Sicherlich sind auch schlechte Berater dran schuld, dass der Ruf nicht gut ist, aber das betrifft oft auch solche, die nebenher Versicherungen, Fonds, Bausparverträge, Edelmetall und ähnlichen Kappes verkaufen und reiche alte Opas oder unwissende Jugendliche übers Ohr hauen, weil die Gelegenheit Diebe macht. Unter solchen schwarzen Schafen leidet immer die ganze Innung und Vorurteile halten sich ewig.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Gerade in Deutschland wird alles, was man mit "Geld" verbindet, abgewertet, nicht nur der Bankangestellte, auch der Unternehmer, selbst der Buchhändler. Das ist übertrieben und einseitig. Man braucht auch diese Berufe.

Dahinter stecken wohl (falsche) Vorstellungen über stets raffgierige Dagobert-Duck-Figuren und nur halb verstandene Meldungen über Bankenskandale.

Weil sie nur noch Verkäufer von Finanzprodukten sind.