Warum gibt es spirituelle Menschen die niemals reden?

5 Antworten

ich lebe in einer meditationsgemeinschaft, die jedes jahr mit einer woche gemeinsamen schweigens beginnt. als erstes fällt dann auf, dass jedes mitglied plötzlich viel mehr energie hat und viel größere aufmerksamkeit. viele wissen dann gar nicht, wohin mit ihrer energie, und beginnen irgendein kreatives projekt, sie schreiben oder malen oder basteln etwas oder sie räumen auf oder machen sauber oder misten aus, auf jeden fall wird der kopf immer klarer und die eigene lebensaufgabe kommt wieder deutlicher in erinnerung: das wesentliche.

warum lebe ich? warum bin ich hier? was habe ich zu tun? was möchte ich in diesem leben erreichen?

aber auch unruhe kommt bei manchen an die oberfläche, sie wissen nicht, wohin mit ihrer energie, machen lange radtouren oder waldspaziergänge. ich habe mir einmal in der schweigewoche anfang januar in ein zimmer mit kaltem steinfußboden einen wärmenden holzfußboden gelegt, während draußen drei meter hoher schnee lag.

alle geräusche werden sehr viel intensiver wahrgenommen, und du merkst, wieviel überflüssiges im allgemeinen geredet wird. jedes gesprochene wort und auch jede gehörte aussage kostet energie, die jetzt freigesetzt und anderweitig eingesetzt werden kann.

und je weniger dein körper durch deine stimme in resonanz versetzt wird, desto tiefer dringt dein bewusstsein in dein seelenleben, in die geistige welt ein. bei mir ist es erst nach einer woche richtgi schön, weil die geistige welt immer deutlicher in den vordergrund rückt, die grobstoffliche außenwelt wird unwichtig und fast unreal gegenüber der inneren welt des geistes, der himmlischen welt feinstofflicher wesen, deine ganze innere welt wartet darauf, entdeckt zu werden, aber solange sie von äußerem lärm übertönt wird, kann sie sich nicht zeigen, sie zieht sich scheu zurück wie eine schnecke, die ihre fühler aussendet und auf widerstand stößt. wenn ein presslufthammer rattert, kannst du schlecht ein stilles konzert genießen.

darum habe ich mehrmals die schweigezeit ausgedehnt auf mehre wochen oder gar monate, zum beispiel von silvester bis ostern, und dabei immer tiefere schichten des eigenen bewusstsseins kennengelernt: meine urheimat, wo meine seele als individuum dereinst entstanden ist. das wahre innere Selbst, auf sanskrit ATMA genannt, wartet darauf, dass du es wieder entdeckst, dann bist du verwirklicht, SELBSTverwirklicht, und weißt zum ersten Mal ganz deutlich, wer du wirklich bist: du bist ein kosmisches wesen, von gott in seinem bilde erschaffen, das die aufgabe hat, sich selbst wieder zu erkennen und dadurch ein nützliches glied im kosmischen geschehen auf der erde darzustellen …

bevor ich jetzt ins schwärmen komme und stunden- oder wochenlang weiterschreibe über meine erlebnisse während der schweigezeit, bringe ich nur zwei kleine gedichte, die jeweils während einer schweigezeit entstanden sind:

Meine Stimme ist verschwunden,

tief im Kieselsand versiegt,

will am Meeresgrund gesunden,

wo das alte Schweigen liegt.

Aus dem Schweigen steigt der Reigen

und ich höre alte Lieder

und die Chöre hallen wieder

durch dasselbe Klanggewölbe,

wo sich in mir, festgefügt,

ewig jung das Rauschen wiegt.

Diesem Rauschen will ich lauschen.

Würd ich sprechen, wehe, alle

Klangkristalle würden brechen.

Darum lädt mich dieser Ort

ein zu schweigen fort und fort.

Meine Stimme ist verloren,

in der Meeresglut verbrannt.

Einstens steigt sie neugeboren

aus dem Sand.

dieses gedicht entstand im januar 1992 an der costa del sol. und in einem anderen jahr, im januar 2004, entstand folgendes:

In stiller Nacht

bin ich erwacht,

mein Denken war

so sternenklar,

nichts hat gestört,

was man sonst hört,

ich lauschte still

nach innen, was der Schöpfer will.

Gebettet in die Ewigkeit

stand alle Zeit.

So war

das Jahr

zu Anbeginn.

Doch ach, wie schnell

das Karusell

sich wieder dreht,

die Nacht vergeht,

die Wochen ziehn

wie Wolken hin,

bis auch dies Jahr

wie Wind verweht,

das Zeitrad wieder stille steht,

und ich erneut

still in die Nacht

lausche, wie sich der Schöpfer freut

und lacht.

Beides aus meinem gedichtband:

https://www.alfa-veda.com/kreis-der-augenblicke-leseprobe.pdf

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Hallo UnendlichFragen

Wie willst du dich selbst hören wenn du ständig dazwischen quatscht? ^^

Man beginnt sich anders auszudrücken auf einfachere weiße... Zu sprechen ist lediglich die Lautsprache während alle anderen in Vergessenheit geraten...

Ein schweigen ist der Besinnung dienlich... Das meiste was wir reden ist Zeug ohne Sinn aber einer Menge Ablenkung vom wesentlichen... Je nach Ziel seiner Spiritualität und je nachdem wie ernst man es nimmt, kann schweigen sehr hilfreich sein...

Es gibt auch Retreats im schweigekloster falls du das mal eine Woche testen willst was du hörst und siehst und worauf sich deine Aufmerksamkeit richtet wenn du das sprechen aufgibst und auch keiner mit dir sprechen wird.. wenn es keinen Grund mehr gibt dich mitzuteilen - wohin dann mit dir selbst? Wenn alles was du tust nur noch dir selbst dient und nicht den beeindrucken anderer...

Eine Erfahrung wert :p ich empfehle aber mindestens 3 Wochen allein wegen dem Zucker und Technik-Entzug.. nach etwa 2 Wochen findest du Ruhe.. dann hast du noch eine sinnvolle Woche mit dir selbst :)

LG,

Lacrimis

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – 15 Jahre Studium meiner Seele

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold

Weil sie stumm sind.

In dieser Reinform gibt es sie gar nicht.

Manche haben sich durch ein Gelübde verpflichtet, die Klappe zu halten. Es handelt sich um die Zisterzienser, auch Trappisten genannt.

Mauritan  02.07.2022, 16:27

ist auch nicht so eng im Alltag

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