Warum gibt es Google Street View in Deutschland nur in Großstädten?
Wenn ich mich im europäischen Ausland in Google Earth umschaue, finde ich teilweise flächendeckend Street View. Jede noch so kleine Straße und jedes kleine Dorf ist durchgehend kartografiert. In Österreich gibt es hingegen überhaupt kein Street View.
Ich weiß, dass es aufgrund eines Rechtsstreits auch in Deutschland lange Zeit gar kein Street View gab, aber mittlerweile ist es ja offensichtlich erlaubt, da viele Großstädte längt drin sind. Warum baut Google den Dienst daher hierzulande seit Jahren kaum noch aus?
Liegt das daran, dass es in Deutschland zu viele Auflagen und Sonderregelungen gibt, die es für Google extrem teuer machen, weil zum Beispiel alle Anwohner, die nicht zu sehen sein wollen mühsam rausgepixel werden müssen?
Oder hängt es damit zusammen, dass jede Gemeinde selbst darüber entscheiden darf, ob sie im Street View zu sehen sein möchte? Ich habe nämlich mal gehört, dass die Aufnahmen längst gemacht wurden und nur noch aufbereitet und hochgeladen werden müssten.
5 Antworten
Das haben wir der ehemaligen Bundesministerin Ilse Aigner (CSU) zu "verdanken". Die hat damals geradezu einen hysterischen Kampf gegen Google geführt und am Ende dann durchgesetzt, das jeder Haus- und Grundstücksbesitzer verlangen kann, das sein Eigentum ausgeblendet wird.
Der Rest steht schon in der Antwort von HelmeSchmidt.
Das war Google letztlich zu teuer und Google hat daraufhin StreetView in Deutschland eingestellt.
Die Großstädte wurden als erstes von Goolge bearbeitet und die waren schon fertig, als diese Regelung getroffen wurde.
In Deutschland haben etliche Hausbesitzer oder Bewohner der Veröffentlichung ihres Hauses/ihrer Wohnung widersprochen. Das hat dazu geführt, das Google Unmengen an Daten nachbearbeiten musste.
Das wiederum hat dazu geführt, das sie sich zunächst nur auf Großstädte beschränkt haben und inzwischen ihr Vorhaben in Deutschland wohl komplett aufgegeben haben.
Das deckt sich mit meiner Vermutung. Ich bin da relativ zwiegespalten. In Sachen Datenschutz ist es natürlich so oder so eine Katastrophe, aber ich schau mich trotzdem sehr gerne im Street View um.
Wenn man in Deutschland komplett aufgegeben hat, wirkt das fast so, als hätte man das Projekt als Ganzes aufgegeben. Wäre die Priorität von Street View noch immer so hoch wie früher, wäre Google vermutlich auch heute noch an einer flächendeckenden Abdeckung interessiert, auch auch immer das kosten würde.
Nur der Vollständigkeit halber: In Österreich existiert eine ähnliche Regelung. Dort haben Datenschützer durchgesetzt, dass nur noch sogenannte "Special Locations" gezeigt werden dürfen.
Vermutlich weil die Sensibilität im Bereich Datenschutz / Persönlichkeitsschutz /Privatsphäre in Deutschland sehr viel höher ist als anderswo - wie man z.B. an der heftigen Diskussion um Videokameras in Städten sieht, die in GB z.B. absolut keine Rolle spielt.. Auch Angst vor krimineller Ausspähung spielt sicher eine bedeutende Rolle.
Die Daten sind auf diese Weise eben nicht für jeden öffentlich zugänglich, aber erstellt sind sie vermutlich trotzdem. Das heißt, dass zumindest Google die Daten auf ihren Privatservern besitzt.
Was mich persönlich wundert ist, dass es zum Beispiel in Island Street View gibt, wo man sich dem Thema "Datenschutz" ja durchaus bewusst zu sein scheint, wenn man sich nur mal die Wahlergebnisse der dortigen Piratenpartei ansieht.
Die Aufnahmen machen meist sogar gar nicht Google selbst, das machen auch viele Privat Unternehmen und verkaufen dann die Karten/Bilder etc. Das mit den Gesichtern ist falsch vermutet weil diese zu 90% automatisch von einem Programm zensiert werden genauso wie Kennzeichen von Autos.
Denke Google hat nicht so große Interesse an dem Markt in Deutschland. Aber genau sagen kann ich es dir auch nicht
Das mit den Privatunternehmen macht Sinn. Aber im Grunde müssen die ja schon nen Auftrag von Google erhalten, weil Google ja sicher ganz bestimmte Auflagen hat, in welcher Auflösung, Höhe usw. die Bilder erstellt sein müssen und unter welchen Voraussetzungen eine Straße als sehenswert gilt und unter welcher nicht. Google speichert ja auch mehr als nur die Fotos und speichert im Zuge der Aufnahmen zum Beispiel auch WLAN-Daten, wie ich gehört habe.
Mit dem Wegpixeln meine ich nicht einmal Gesichter oder Kennzeichen, sondern mehr ganze Grundstücke und Häuser. Das geht ja auf Wunsch auch und ich weiß nicht, ob das in anderen Ländern auch so ohne Weiteres möglich ist.
Ich stelle es mir nur sehr umständlich für Google vor, wenn sie am Ende eine ganze Straße auspixeln müssen.
Ich stelle es mir nur sehr umständlich für Google vor, wenn sie am Ende eine ganze Straße auspixeln müssen.
Der Aufwand würde sich durchaus in Grenzen halten. Aber wenn ganze Straßenzüge von Anfang bis Ende verpixelt wären - und die "Gefahr" ist in Deutschland ja gegeben - dann ist Streetview nahezu nutzlos. Warum also noch mehr Geld investieren, wenn man die gewonnenen Daten nicht nutzen darf? Niemand wird virtuell durch eine verpixelte Stadt fahren wollen. Und ohne Zuschauer...
Und die Städte, die es gibt, sind ja größtenteils intakt genug
Noch. Und das liegt möglicherweise daran, daß Streetview zumindest bei uns nicht sehr populär ist. Würde es deutlich häufiger genutzt, würde auch die Sensibilität der Hausbesitzer einen neuen Schub bekommen. Und dann würde eventuell eine neue Lawine von Verpixelungsanträgen über Google hereinbrechen. Bislang waren es ja nur relativ wenige Anträge von frühsensibilisierten Bürgern. Wenn nun aber plötzlich auch "Otto Normalbesitzer" aufgrund einer nicht mehr zu vernachlässigenden Streetview-Nutzung ebenfalls sensibilisiert werden würde? Dann würden auch die noch intakten Städte weiter im Pixeldunst versinken. Zur Zeit passiert nicht viel, weil das Thema tot ist. Es kann aber ziemlich schnell wiederbelebt werden.
Streetview kostet Geld, nicht gerade wenig. Und dieses Geld muß auch irgendwie verdient werden. Streetview ist in Deutschland nicht populär, bringt also nicht genug ein. Und deswegen wird von Google nicht mehr investiert, weil kaum Interesse besteht, deutsche Straßen zu "streetviewen". Meine Theorie.
Wodurch verdient Google denn über Street View? Es wird dort ja keine Werbung geschaltet.
Und dass es dort, wo es existiert, seltener aufgerufen wird als in anderen Ländern, bezweifle ich.
Es ist ja nicht zwingend notwendig, daß das Produkt Streetview sofort Geld verdient. Unter Umständen ist das Konzept, wie man damit verdienen könnte, auch noch nicht ausgereift. Mir würden da aber durchaus schon Ideen kommen. Ob sich das alles auch noch gesetzeskonform durchführen ließe, müßte man prüfen. Die Prüfung kostet auch Geld. Und dem steht nun die Gefahr gegenüber, daß ganze Straßenzüge in Deutschland - unter Umständen ganze Quartiere - verpixelt werden müßten. Da versiegt dann die Geldquelle. Der Rest ist eine einfache Kosten-Nutzen-Analyse. Die Kosten lassen sich aufgrund der Erfahrung gut beziffern. Der Nutzen ist fraglich. Da fällt die Entscheidung nicht schwer...
Und wie kam man dann dazu, das Projekt in Großstädten dennoch weiter zu führen? Immerhin ist dort die Gebäudedichte am Höchstens und der Nachbearbeitungsaufwand dementsprechend ebenso.
Eine Landstraße ohne Privatgrundstücke wäre vergleichsweise wenig Aufwand. Ich könnte mir daher vorstellen, dass die Hälfte der Arbeit bereits erledigt wäre und man das Projekt auch vervollständigen könnte.