Warum denken so viele das die Studienzeit die beste Zeit im Leben ist?

Das Ergebnis basiert auf 17 Abstimmungen

Ich kann dieses Vorurteil auch nicht verstehen. 53%
Ich finde das Studentenleben entspannt. 47%

14 Antworten

Ich finde das Studentenleben entspannt.

Ich denke, dass das Studium dennoch meist entspannter abläuft als es häufig im Arbeitsleben der Fall ist. Gerade wenn noch Beziehung und Kinder mit dazu kommen, sind 50 Stunden Arbeit+Hausarbeit ja eher wenig.

Dass es so einen extremen Leistungsdruck gibt, kann ich nicht so wirklich erkennen. Die Anforderungen im Studium sind ja nun auch nicht mehr so extrem hoch und heute ist es ja ähnlich wie beim Abi. Wer sich nicht ganz doof anstellt, der kommt da locker mit einer 1, Note raus. Vllt nicht immer und überall, aber der Regelfall ist wohl eher, dass viele Menschen eigentlich nicht wirklich studierfähig sind und der "extreme Druck" eher daher rührt, dass sie hoffnungslos überfordert sind.

Ungeachtet dessen hat sich aber sicherlich auch was im Studium geändert. Früher hat man beim Studium schon auch Wert auf andere Dinge gelegt. Als ich noch auf Diplom studiert habe, war das eine Zeit, in der man sich viel mehr ausprobiert hat. Ich hab damals Japanisch gelernt, bin zu einem Töpferkurs gegangen. Wir haben Philosophiekurse besucht, obwohl wir Informatiker und Mathematiker waren, haben uns in Gruppen getroffen, um uns über "Das Kapital" von Marx in einer Art Bücherclub auszutauschen und unregelmäßig gab es so ein Kulturtreffen der Geisteswissenschaftler. Studis aus dem Ausland haben da Tage veranstaltet, in denen sie ihr Heimatland vorgestellt haben. Man hat Landesspeisen gekocht (auch Insekten oder sowas), für die alle mitbezahlt haben, man hat bspw. am Abend gezeigt bekommen, wie man traditionelle Kleidung genäht hat oder wie sich die Sprache im eigenen Land entwickelte. Das war einfach ein richtiger Austausch.

Sowas macht man heute aber nicht mehr, weil das Studium verzwecktmäßigt wurde. Es geht primär nicht mehr um Persönlichkeitsentwicklung und geistige Bereicherung, sondern um die Entwicklung zu einem kapitalistischen Arbeitstier, welcher Noten sammelt, damit er später fleißig weiter arbeitet.

Wer heute studiert, muss weder schlau noch neugierig, noch offen sein und das führt auch dazu, dass das Studium bzw. das Studienleben extrem verarmt ist. Heute ist das ja meist eher wie eine Schule, in der es nur um Lernen und geprüft werden geht und Meinungsaustausch und Persönlichkeitsentwicklung kaum noch Platz finden.


kali01 
Fragesteller
 02.02.2023, 14:06
Die Anforderungen im Studium sind ja nun auch nicht mehr so extrem hoch und heute ist es ja ähnlich wie beim Abi. Wer sich nicht ganz doof anstellt, der kommt da locker mit einer 1, Note raus. 

Bei der Aussage musste ich wirklich schmunzeln. Man kann das Abitur nicht ansatzweise mit einem Studium vergleichen.

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kali01 
Fragesteller
 02.02.2023, 14:14
@GedankenGruetze

Ein Studium ist deutlich anspruchsvoller, keine Ahnung was du studiert hast. Abi kriegt man ja wirklich hinterhergeschmissen heutzutage.

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GedankenGruetze  02.02.2023, 14:16
@kali01

Studium ist heute an vielen FHs und Unis lange nicht mehr so anspruchsvoll, wie früher. Auch da kriegt mittlerweile jeder Dritte ein 1er Zeugnis hinterhergeworfen, aber eben nicht deshalb, weil die jungen Menschen immer schlauer und fleißiger werden.

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xSimonx3  02.02.2023, 17:05
@GedankenGruetze

Wie kann man nur so falsch liegen? Solltest du tatsächlich mal studiert haben, dann vermutlich an einer komplett unbekannten FH.

Fast keiner schließt sein Studium an einer guten Uni mit 1,x ab, in Jura sind das nur 0,16%.

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xSimonx3  02.02.2023, 17:51
@GedankenGruetze

Darf ich an "Ich liege nicht falsch." erinnern? Deine Aussage mit den Noten ist einfach falsch, das kannst du überall nachschauen.

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Ich kann dieses Vorurteil auch nicht verstehen.

Es kommt extrem darauf an was man studiert. Es gibt Studiengänge, die sind tatsächlich sehr entspannt, die Studierenden sind ständig auf Partys und sonst hatten sie auch die halbe Woche frei. Und dann gibt es Studiengänge bei denen man 7 Tage die Woche, 10-12h am Tag investiert nur um dann die gesamten Semesterferien geprüft zu werden (wonach es wieder von vorne los geht). In meinem Studiengang kene ich z.B niemanden der öfter als 1-2 mal im gesamten Studium auf einen dieser berühmten "Studentenpartys" war, einfach keine Zeit dafür. Es gab immer etwas zu tun, und wenn man um 20 Uhr au sder Uni raus kommt und am nächsten Tag um 08 die erste Vorlesung ansteht, hat kaum einer Lust groß zu feiern.

Auch dieses im Studium ist alles entspannter, im Beruf geht es um alles, im Studium hast du mehr Freiheiten blabla - alles Unsinn. Im Studium muss ich genau die Module abarbeiten die im Plan stehen, dafür habe ich eine exakt vorgegebene Zeitspanne. Danach erfolgt eine harte Leistungsüberprüfung. Wer das Soll nicht erfüllt (was immerhin über 50% sind), wird exmatrikuliert und deutschlandweit gesperrt. Das ist nicht mit dem Berufsleben vergleichbar. Im Berufsleben ist es viel entspannter, die Konsequenzen nicht so drastisch, die Leistungsanforderungen niedriger.

Ich habe schon einige Arbeitgeber und Tätigkeiten seit dem Studium durch, im Vergleich zum Studium war alles davon geradezu Erholungsurlaub. Verstehe daher auch nicht wie Leute darauf kommen. Wie gesagt, liegt wohl auch am Studium.


GuteAntwort2021  02.02.2023, 14:55

Jetzt weißt du, warum so viele BWL studieren. 😉 Solides Studium, womit man überall einen Job finden kann und oft hat man eine 20-30 Stunden Woche.

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MertIs  02.02.2023, 14:57
@GuteAntwort2021

Ja, ist ja auch nichts dagegen einzuwenden. Es kann ja jeder selbst entscheiden. Nur das Klischee bzw. die Vorstellung vom Studentenleben orientiert sich fast ausschließlich an diesen entspannten Studiengängen was etwas seltsam ist.

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GuteAntwort2021  02.02.2023, 15:04
@MertIs

Keine Ahnung, ich habe Wirtschaftsinformatik studiert und hatte auch im Grundstudium, was identisch zu den anderen Informatik Studiengängen war, noch Zeit zum Feiern.

Wobei ich damals auch deutlich weniger Schlaf und Erholungsphasen brauchte. Irgendwie hat man Studium, Lernphasen, Nebenjobs und Sozialleben trotzdem alles unter einen Hut bekommen.

Vielleicht sind die Kids von heute einfach zu verwöhnt mit dem inflationären Abitur. 😉 Ich hatte auch während der Oberstufe bereits 2 Nebenjobs und trotzdem noch irgendwo Freizeit. Aber das ist auch über 20 Jahre her.

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MertIs  02.02.2023, 15:10
@GuteAntwort2021

Dieses "die Kids von heute" ist vielleicht nicht immer falsch - aber wenn halt die erste Veranstaltung um 08 beginnt, und die letzte um 16.30 endet, dann noch Übungsblätter zu rechnen sind (welche nochmals 2-3h benötigen wenn man zu den guten/schnellen gehört), dann ist es halt schon 19 Uhr. Das hat nichts mit verwöhnt oder inflationären Abitur zu tun, man sucht sich ja nicht aus von wann bis wann die Vorlesungen gehen. Natürlich kann man nach 19 Uhr noch feiern gehen wenn man das möchte, die aller meisten haben nach einem 10-12h Tag aber dazu einfach keine Lust mehr (was ich auch verstehe). Und ja, natürlich kann man auch sagen, man muss ja nicht zu jeder Vorlesung, zu jeder Übung gehen. Tatsächlich waren aber diejenigen mit dieser Einstellung nach den ersten Semester alle (also alle die ich kenenn gelernt habe) weg, alle durchgefallen...

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kali01 
Fragesteller
 02.02.2023, 15:34
@GuteAntwort2021

Einen Job finden ja, ob der auch wirklich gut ist vom Inhalt und von der Vergütung her sei mal dahingestellt, bei der Masse an BWL Studenten. Ich studiere gerade auch Wirtschaftsinformatik und vor allem die Informatikfächer + dazugehörige Abgaben sorgen dafür, dass man kein gescheites Wochenende mehr hat. Ein Diplom vor 20 Jahren war noch lange nicht so gequetscht inhaltlich, wie ein Bachelor in Regelstudienzeit.

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GuteAntwort2021  02.02.2023, 15:40
@MertIs

Absätze sind immer gern gesehen. Eine Wall of Text schreckt eigentlich immer ab! 😉

Darüber hinaus möchtest du mir erzählen, dass deine gesamte Woche morgens um 8 Uhr anfängt und du durchgängig Vorlesungen bis 16:30 Uhr hast?

Zu meiner Zeit wurden die Blätter in Tutorials bearbeitet, wobei es oft keine Übungsaufgaben gab, sondern man die Tutoren um Aufgaben bitten musste.

Tatsächlich waren aber diejenigen mit dieser Einstellung nach den ersten Semester alle (also alle die ich kenenn gelernt habe) weg, alle durchgefallen...

Keine Ahnung, ich war bei jeder Vorlesung und bei jedem Tutorial, allerdings hatte ich meinen Kursplan so belegt, dass ich eigentlich nur Dienstags und Donnerstag den ganzen Tag in der Uni war.

Und mein Tag hatte eben gerne 18 Stunden. Nach den Vorlesungen schnell noch für ne Stunde ins Fitnessstudio, danach zum Nebenjob, wobei dort dann oft bereits gefeiert wurde, weil ich in einer Studentenbar gearbeitet habe. Ich war selten vor 1 im Bett. Meine Vorlesungen haben allerdings meist auch erst um 9 angefangen und ich hatte nur 5 Minuten Fußweg.

Der einzige Tag in der Woche, wo ich wirklich mich ausschließlich aufs Studium konzentriert habe, war Sonntag. Da habe ich dann die meisten Aufgaben noch mal bearbeitet und geguckt, dass alles sitzt.

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GuteAntwort2021  02.02.2023, 15:45
@kali01
Ein Diplom vor 20 Jahren war noch lange nicht so gequetscht inhaltlich, wie ein Bachelor in Regelstudienzeit.

Woher willst du das bitte wissen? Mal abgesehen davon, dass ich mein Diplom auch in der Regelstudienzeit absolviert habe, widerspricht deine These allem, was ich von einem Kommilitonen noch kürzlich gehört habe, der die Hochschulkarriere gewählt hat.

Nach seiner Aussage, werden heute sehr viel mehr Übungen und Tutorials angeboten, weil die Hochschulen den Stoff nachholen müssen, den früher die Gymnasien abgedeckt haben.

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MertIs  02.02.2023, 15:46
@GuteAntwort2021

Das unterscheidet sich dann wohl etwas. Bei uns gab es Übungsblätter - die mussten aber selbst bearbeitet und schriftlich eingereicht werden. Tutorien gab es dann nochmal zusätzlich danach, dort wurden dann die schriftlich eingereichen Aufgaben korrigiert und gezeigt wie es eigentlich funktioniert hätte. Die eingereichten und schriftlich korrigierten Übungsblätter wiederum spielten in die Bewertung der Semesterprüfung mit rein - mussten also gemacht werden wenn man keinen Nachteil haben wollte. Bei 5-6 Fächern mit jeweils einem Blatt pro Woche summiert sich das schnell.

Kursplan so legen wie man es gerne hätte ist nicht. Die Module des Semesters sind vorgeschrieben und finden dann statt, wenn sie eben statt finden. Zumindest die ersten 6 Semester. Die Zeiten mit "so legen dass ich XY" sind vorbei.

Ich sag ja nicht dass das alles nicht funktioniert - aber es einfach auf die "heutige Jugend" zu schieben ist halt falsch. Wie ich gerade ausformuliert habe wäre vieles von dem was du damals gemacht hast heute gar nicht mehr möglich. Zumindest in manchen Studiengängen.

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kali01 
Fragesteller
 02.02.2023, 15:53
@MertIs

Bei uns läuft das mit den Übungsblättern genauso. In Informatik muss man die für den Notenbonus auch machen, sonst bekommt man fast zwangsläufig eine beschi**ene Note. Von 400 Leuten schaffen da gerade mal 14 Leute eine 1 vor dem Komma, aber auch nur mit Notenbonus.

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GuteAntwort2021  02.02.2023, 16:02
@MertIs
Ich sag ja nicht dass das alles nicht funktioniert - aber es einfach auf die "heutige Jugend" zu schieben ist halt falsch. Wie ich gerade ausformuliert habe wäre vieles von dem was du damals gemacht hast heute gar nicht mehr möglich. Zumindest in manchen Studiengängen.

Wir haben alleine im Grundstudium damals 55% Abbruchquote gehabt, weil die Leute feststellen mussten, dass der Informatikbereich doch nicht so ihres ist, sie völlig überfordert mit der Mathematik waren, oder mit dem Pensum als solches nicht zurechtkamen.

Aber wie du bereits selbst aufgeführt hast, bist du abends um 19 Uhr fertig. Mir wäre es im Traum nicht eingefallen, da die Füße hochzulegen. Und genau das meinte ich mit der "heutigen Jugend". Ihr seid die Belastung einfach nicht gewohnt, bei uns war sie bereits in der Oberstufe ein Dauerzustand, so dass wir es gar nicht anders kannten.

Wenn ich total kaputt war, lag ich vielleicht auch schon mal um 23:30 Uhr im Bett, aber in der Regel nicht vor 1 Uhr. Wobei, wie bereits erwähnt, die erste Vorlesung morgens um 9 war und ich nur 5 Minuten laufen musste.

Allerdings gelten die jüngeren Generationen heute auch kaum mehr als belastbar. Und das ist keine einfach getätigte Aussage, dazu gibt es diverse Studien, die es belegen. 60% der Uniabsolventen von heute fühlen sich im Arbeitsleben völlig überlastet. Das ist eine Verdoppelung innerhalb von 15 Jahren und das, obwohl das Arbeitspensum vergleichbar geblieben ist.

Ich will nicht dich oder deine Generation schlecht machen, ist ja auch nicht euer Fehler. Es ist der Fehler eurer Eltern und Politiker, die es zugelassen haben, dass die Gymnasien und Hochschulen so überlaufen sind. Wenn die Hochschulen die Qualität halten wollen, müssen sie leider viel zu viel Stoff nachholen mit den Studenten.

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MertIs  02.02.2023, 16:12
@GuteAntwort2021

Ich glaub du hast sehr viele Vorurteile. Auch dass du davon ausgehst dass ich noch studiere und zur "heutigen Jugend" gehöre nur weil ich diese "verteidige" spricht meiner Meinung nach Bände...

Die Arbeitsbelastung ist in etwa gleich geblieben, aber das System ist ein völlig anderes. Das willst du wohl nicht verstehen. Es macht für die persönliche Belastung einen riesen Unterschied ob man sich seine Zeit selbst einteilen kann und Prüfungen/Kurse so legen, sein Studium so organisieren kann wie man es gerne hätte, zu Wissen dass man auch ein paar Semeter länger brauchen darf (darf!) oder ob einem alles genau vorgegeben wird und man in jede Prüfung geht mit dem Wissen, ich hab genau 2 Versuche, dann bin ich raus. Das heutige Studiensystem entpsricht nicht mehr dem damaligen wie du es kennst. Die Arbeitsbelastung ist nicht entscheiden für die psychische Belatung.

Aber du hast deine vorgefertigte Meinung. Und ich bin ja nur jemand der keine Belastung gewohnt ist, der natürlich einfach die Füße hoch gelegt hat, nicht nebenbei gearbeitet hat. Und natürlich jemand aus der "heutigen Jugend". Wie kann es auch andes sein, wenn man es wagt zu widersprechen. Oh man, Vorurteile bis zum abwinken...

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GuteAntwort2021  02.02.2023, 16:59
@MertIs
Ich glaub du hast sehr viele Vorurteile.

Ich schließe Urteile basierend auf Einschätzungen. Diese können falsch sein, ist aber nicht mit Vorurteilen zu verwechseln, die eher auf einem Bauchgefühl basieren.

Die Arbeitsbelastung ist nicht entscheiden für die psychische Belatung.

Denkst du, das war "damals" anders? Wir hatten auch nicht unendlich viele Fehlversuche. Wenn du es beim dritten mal nicht geschafft hast, war's vorbei. Aber wie bereits geschrieben, haben 55% das Grundstudium nicht mal überlebt. Zu wissen, dass entweder du oder deine beiden Sitznachbarn im Durchschnitt nach 2 Semestern nicht mehr da sind, war mit Sicherheit genauso belastend.

Nur um dir einen Vergleich zu geben. Bei meinem Abschluss in der Regelstudienzeit waren wir gerade mal noch 16% verglichen zum ersten Semester. Aber klar, wir haben damals nur Eier geschaukelt und die heutigen Generationen sind ja alle ach so fleißig, vorgebildet und es liegt schlicht am unglaublichen Pensum, was mit nichts in der Vergangenheit verglichen werden kann. 😆

Wie gesagt, es gibt diverse Studien zum dem Thema und es spiegelt sich auch mit dem wider, was ich aus eigener Erfahrung heraus weiß und mit Gesprächen von Kommilitonen die nun in der Hochschullehre tätig sind, als auch Gymnasiallehrer, unter anderem meinem Schwager.

Sie alle erzählen das Gleiche. Die Qualität hat spürbar teils stark nachgelassen. Auch findest du online diverse Artikel dazu, dass die Hochschulen die Qualität der Studenten bei den Gymnasien anprangern. Diese würden nicht mehr ausreichend auf die Hochschulbildung vorbereitet und sie müssten dies massiv mit Vorbereitungskursen und Tutorials ausgleichen und trotzdem würden überproportional viele das Grundstudium nicht schaffen.

Aber auch statistische Auswertungen bezüglich des Abiturs geben dir ausreichend Hinweise. So hatte im Jahr 2000 gerade mal jeder 5te Schüler Abitur, im Jahr 2020 war es bereits fast jeder zweite. 😉 Das kann natürlich auch schlicht bedeuten, dass die Schüler heute mehr Wert auf die Schulbildung legen, aber wenn man es mit dem Absatz davor vergleicht, würde ich eher vermuten, dass die Anforderungen stark gesunken sind. Quantität statt Qualität.

Natürlich steht es dir gerne frei eine andere Meinung diesbezüglich zu haben, aber wer offenbar selbst mit Vorurteilen bestickt ist, sollte mir dies nicht vorwerfen. Oder woher beziehst du dein Wissen, welches so von meiner Einschätzung abweicht? Schlichte Vermutung oder kannst du es mit irgendwas belegen?

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xSimonx3  02.02.2023, 16:59
@GuteAntwort2021

Du glaubst gar nicht, wie viele Leute nach dem BWL-Studium eben keinen guten Job finden. Super viele mit BWL Bachelor (und auch einige mit Master) arbeiten danach in einem Ausbildungsberuf.

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GuteAntwort2021  02.02.2023, 17:02
@xSimonx3

Ich vermute mal, der Markt dürfte auch mittlerweile weit übersättigt sein, bei so vielen, die BWL in den letzten 25 Jahren studiert haben.

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kali01 
Fragesteller
 02.02.2023, 17:06
@GuteAntwort2021
Aber auch statistische Auswertungen bezüglich des Abiturs geben dir ausreichend Hinweise. So hatte im Jahr 2000 gerade mal jeder 5te Schüler Abitur, im Jahr 2020 war es bereits fast jeder zweite. 😉 Das kann natürlich auch schlicht bedeuten, dass die Schüler heute mehr Wert auf die Schulbildung legen, aber wenn man es mit dem Absatz davor vergleicht, würde ich eher vermuten, dass die Anforderungen stark gesunken sind. Quantität statt Qualität.

Das liegt einfach daran, dass das System mittlerweile durchlässiger ist. Grundschulempfehlungen bezüglich der weiterführenden Schule sind z.B. nicht mehr bindend usw., die Gehälter sind stagniert während z.B. die Miet- und Kaufpreise stark angestiegen sind, weshalb sich viele um ihren Lebensstandard zu sichern dazu gezwungen sehen, mit dem Studium anzufangen. Ist doch klar, dass es mehr Abiturienten gibt, wenn deutlich mehr Schüler mittlerweile auf das Gymnasium gehen. Das heißt doch nicht, dass die Anforderungen gesunken sind. Eher hatte man mit G8 und Nachmittagsunterricht noch deutlich mehr Stress, zum Glück wurde das jetzt wieder abgeschafft.

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GuteAntwort2021  02.02.2023, 17:19
@kali01
Grundschulempfehlungen bezüglich der weiterführenden Schule sind z.B. nicht mehr bindend

Dieses System hatte nur sehr kurze Zeit bestand und wurde eingeführt, eben weil die Entwicklung hin zum Gymnasien so extrem war. Zu meiner Zeit stand es auch jedem frei die weitere Schulbildung zu wählen. Das Argument ist also hinfällig, zumal wir dann einen plötzlichen Anstieg sehen müssten, keinen konstanten.

die Gehälter sind stagniert während z.B. die Miet- und Kaufpreise stark angestiegen sind, weshalb sich viele um ihren Lebensstandard zu sichern dazu gezwungen sehen, mit dem Studium anzufangen

Auch das dürfte ein Trugschluss sein. Zum einen ist die Entwicklung nicht schlagartig, sondern konstant seit Jahrzehnten zu betrachten, zum anderen führt der Handwerkermangel mittlerweile zu solch hohen Wartezeiten, dass sich die Handwerksbetriebe die Arbeit quasi aussuchen können und dafür auch immer höhere Preise verlangen können.

Auch hat gerade noch jemand die Antwort von Simonx mit einem Daumen hoch versehen, wonach nicht mal BWL Bachelor Absolventen einen Job finden. Warst du das? Wenn ja, würdest du deiner Begründung selbst widersprechen. 😉

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kali01 
Fragesteller
 02.02.2023, 17:26
@GuteAntwort2021
Auch das dürfte ein Trugschluss sein. Zum einen ist die Entwicklung nicht schlagartig, sondern konstant seit Jahrzehnten zu betrachten, zum anderen führt der Handwerkermangel mittlerweile zu solch hohen Wartezeiten, dass sich die Handwerksbetriebe die Arbeit quasi aussuchen können und dafür auch immer höhere Preise verlangen können.

Seit Jahrzehnten steigen die Preise, gerade in den letzten 20 Jahren noch deutlich extremer, parallel dazu steigen die Studentenzahlen. Natürlich gibt es da einen Zusammenhang. Es ist statistisch belegt, dass der Durchschnittsakademiker später mehr verdient als der Durchschnittsazubi, was ist daran ein Trugschluss?

Naja, viele meinen halt, dass sie mit BWL später viel verdienen und kommen dann auf den Boden der Tatsachen an. Aber es studiert ja auch nicht jeder BWL.

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GuteAntwort2021  02.02.2023, 17:43
@kali01
Seit Jahrzehnten steigen die Preise, gerade in den letzten 20 Jahren noch deutlich extremer

Was redest du da bitte? Zwischen 1998 und 2020 hatten wir eine durchschnittliche Inflationsrate von ca 1,35%, was sogar noch unterhalb der Grenze von 2% liegt, die weitreichend von Ökonomen (auch der EU) als wünschenswert erachtet wird, um mittelfristige Preisstabilität zu erreichen.

Das dürfte also ebenfalls als Begründung wegfallen, für eine langfristige Entscheidung hin zum Studium.

dass der Durchschnittsakademiker später mehr verdient als der Durchschnittsazubi, was ist daran ein Trugschluss?

Ja, langfristig galt Bildung als beste Investition. Aber wie bereits gesagt, hat sich diese Entwicklung offensichtlich verändert, wenn Handwerker sich kaum vor Arbeit retten können und viele Akademiker keinen Job finden.

Und schlussendlich hat dies auch nichts damit zu tun, ob das Niveau auf dem Gymnasium konstant ist, oder die Qualität der Bildung dort nachgelassen hat. Wenn man den Hochschulen Glauben schenken darf, steht außer Frage, dass das Niveau gesunken ist!

Bitte deine Argumente vorher überprüfen und nicht nach Bauchgefühl verfassen!

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Bei meiner Cousine (Jura) ist es genauso - sie hat zudem auch keine reichen Eltern, die es sich leisten könnten, dass sie zehn Jahre lang in den Tag hinein "studiert" und mehr feiert als in der Uni sitzt: Sie hat sicherlich derzeit kein sehr schönes Leben und muss immer lernen, wohnt in einem ziemlich miefigen Studentenheim, in dem immer Gedöns ist; sie hat wenig Geld, wenig Freizeit und viele Möglichkeiten, die andere in ihrem Alter haben, hat sie einfach nicht - egal ob es um ein kleines eigenes Auto geht oder mal einen Kurzurlaub oder mal ein schönes Abendessen oder shoppen gehen oder ins Theater. Sie hat laut eigener Aussage noch nicht mal Zeit für eine Partnerschaft, weil nur gelernt wird - ich frage mich ehrlich gesagt, wie lang das noch gut geht und stecke ihr gelegentlich mal 50 Euro zu, dass sie sich mal was für sich gönnen kann. Vor ihren Eltern tut sie immer so schön, aber in Wahrheit ist sie ziemlich einsam und isoliert, vermisst die Heimat und ihre Eltern und die Familie ... mit mir redet sie über so was, sie tut mir irgendwie leid und ich bewundere sie, weil ich das nicht jetzt schon vier Jahre aushalten würde in diesen eher prekären Umständen.

Andererseits studiert nicht jeder so wie meine Cousine: Bei vielen stehen tatsächlich Partys, Freunde treffen, rumsitzen und sich mehr oder weniger einen lauen Lenz machen im Vordergrund - so kenne ich es von den meisten, die in meinem Umfeld studiert haben und an deren Studienalltag ich teilhaben konnte, weil man sich immer wieder besucht oder über Social Media davon erfahren hat. Egal ob Lehramt oder Verwaltung oder Ingenieurswesen usw., es lief meistens so ab - nur die Geisteswissenschaftler und Germanisten waren durchweg eher introvertiert und ruhig.

Ich denke auch, es liegt an den Eltern, die das oft mitfinanzieren nach dem Motto "ha jo, em Bub soll's an nix fehle" und teilweise regelrecht Klimmzüge machen für das Studium ihres Nachwuchses. Wer ackern muss bzw. wie meine COusine gesagt bekommt, nur so lange wie unbedingt nötig und bitte auch erfolgreich, weil es nicht umsonst ist, der geht da anders ran wie jemand, wo die Eltern total stolz auf den Studenten sind und eine lange Leine lassen.

Ansonsten muss ich (32 Jahre) heute sagen, dass die Zeit Anfang-Mitte 20 auch für mich ziemlich cool war - ich musste mich um nicht so viel kümmern, wohnte noch daheim, ging zur Arbeit, hatte meine Freundin Caro, meine Kumpels, meine Hobbys, die Musik und war an den Wochenenden entweder mit meinem Kumpel als Hobby-DJ-Duo unterwegs oder in Clubs oder irgendwo auf einem coolen Konzert. Daheim ging es schon seinen Gang und die Arbeit war okay; ich habe recht gut verdient und konnte mir nach und nach meine ganzen Jugendträume erfüllen, z.B. eine gebrauchte Mercedes C-Klasse, eine schöne Stereoanlage, einen richtig guten Fernseher, gute Kleidung und eine hochwertige Armbanduhr. Ich war ungemein leistungsfähig und hatte meistens Spaß, alles war noch nicht so ernst, weil der menschliche bzw. organisatorische "Support" von daheim da war und man konnte vieles entdecken - das war schon cool - ich kann's verstehen, wenn jemand diese Aera als beste Zeit seines Lebens einstuft, aber andererseits sind Studieren und Studieren zwei Paar Schuhe.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Das leben als student ist zwar nicht so entspannt wie man annimmt, aber es ist sehr selbstbestimmt. Du bekommst ganz andere Anforderungen zu spüren wenn du ins Arbeitsleben einsteigst, und damit auch ganz andere Belastungen

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Psychologiestudium

GuteAntwort2021  02.02.2023, 15:06

Für viele kommt auch hinzu, dass sie das erste mal Freiheit genießen, im Sinne von frei sein von den Eltern. Dazu das Leben einer Großstadt, was natürlich auch toll ist in dem Alter, wenn man sonst das Landleben gewohnt war.

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Ja ich vermute das verdanken wir einigen Highschool Filmen aus Hollywood. Dort wird immer gezeigt wie schön und spaßig alles ist. Die Realität sieht anders aus, zumindest hier in DE.


kali01 
Fragesteller
 02.02.2023, 14:04

Glaube ich auch, das ist so ein verzerrtes Bild zur Realität. Ich freue mich schon auf das Berufsleben, wo ich feste Arbeitszeiten mit einem richtigen Feierabend habe, keine Prüfungsphasen mehr, keine Geldnot mehr und keine weltfremde Theorie mehr lernen muss & dafür viel mehr Anwendungsbezug habe.

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