Warum bezeichnen manche Schüler andere als Streber?

13 Antworten

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Das bringt das Konzept der Schule mit sich. Sie ist auf Konkurrenz aufgebaut. Ich wage übrigens zu bezweifeln, dass es gut ist, ein Streber zu sein. Warum sollte man danach streben, das besonders gut zu tun, was andere Menschen von einem verlangen?

Auch wenn ich es nicht gut finde, andere herabzusetzen, frage ich: Was kommt denn dadurch zum Ausdruck? Es ist das Ergebnis besagter Konkurrenz. Es ist gar nicht das Ziel der Schule, dass Alle sie mit guten Leistungen verlassen.

Zitat:

Es wäre ein Desaster, wenn tatsächlich alle die Chance bekämen, der Weihen der höheren Bildung teilhaftig zu werden und mit dem Abiturzeugnis in der Tasche, die Schule zu verlassen. Denn: „If everybody stands on tiptoe, no-one sees better“ sagt Fred Hirsch in seiner Studie über die Social limits to Growth (meine Übersetzung: Grenzen des Wachstums). Wenn alle auf den Zehenspitzen stehen, sieht niemand besser. Will sagen, die Schule muss ganz unbedingt ihre Veranstaltung so einrichten, dass nicht alle in ihr reüssieren* können. Das ist ihr Beitrag zur Aufrechterhaltung des gesellschaftlichen Friedens. Wie sollte man, wenn alle die Chance bekämen, zum Schulerfolg zu gelangen, den Menschen erklären, warum in einer demokratischen Gesellschaft, in der das gleiche Recht für alle gilt, die einen im Dunkeln landen und die andern im Licht, die einen sich in den schlecht bezahlten und prekären Niederungen der Gesellschaft tummeln und die andern sich in den gehobenen Rängen sonnen. Es ist wahrscheinlich die wichtigste Aufgabe der Schule, mit der verglichen ihr Bildungsauftrag gänzlich unerheblich ist, dafür zu sorgen, dass diese Sortierung ohne Tumult vonstatten geht, weil nämlich die Erfolglosen glauben, dass sie sich ihr Versagen selbst zuzuschreiben haben. Es hat eben nicht zu mehr gereicht.
[…] Wenn sich aber die Schule tatsächlich daranmachen wollte, allen eine Chance zu eröffnen, das ihnen Gemäße zur Erscheinung und zum Leuchten zu bringen und es zu seiner vollen Möglichkeit zu entfalten, dann gäbe es nichts mehr zu zensieren. Denn die Zensur dient ja ausschließlich dazu, die drop-outs zu identifizieren und sie ihrer Selbstachtung zu berauben.

Quelle: https://www.streifzuege.org/2013/bildung-braucht-gastlichkeit/

Über die Autorin: http://www.marianne-gronemeyer.de/vita/

Die Zensur (Note) ist ein Mittel, um die Schüler zu sortieren und solange dabei nichts schlimmeres passiert, als das die “Guten“ von den “Schlechten“ abgewertet werden, ist das für die Verantwortlichen völlig in Ordnung. Ich gehe noch einen Schritt weiter und sage: Die Abwertung ist in ihrem Sinne.

Warum gibt es solche Erscheinungen nicht an demokratischen Schulen? Weil es dort keine schlechten Schüler gibt. Jeder lernt nämlich das, was ihn interessiert und ist nicht gezwungen, das zu tun, was ein Lehrer vorgibt, denn Lehrer geben an diesen Schulen nichts vor. Wenn das Lernen interessengesteuert ist, dann ist man a) nicht schlecht und hat b) vielleicht das Bedürfnis in einer Fähigkeit genauso gut zu werden, wie ein anderer. Dann wertet man nicht ab, sondern schaut hin und fragt womöglich, wie das geht.

https://sudbury-berlin.de/sudbury-schulkonzept/

Gruß Matti

Kuhlmann26  28.12.2022, 11:11

*reüssieren = Erfolg haben

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Kuhlmann26  29.12.2022, 09:17

Ich danke Dir für den ⭐️.

Gruß Matti

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Ich weiß nicht, ob das Wort Streber synonym mir leistungbereit ist. Es ist etwas anderes. Ein Streber bringt sicherlich auch gute Leisitungen, das muss aber nicht sein. Das LExion definiert "Person, die sich sehr ehrgeizig und in egoistischer Weise bemüht, in der Schule oder im Beruf vorwärtszukommen". Da haben wir es: in egoistischer Weise...

Ich war in der Schule (wie auch einige andere) sicherlich sehr gut, aber ich habe nie mit Wissen geprahlt. So einen hatten wir auch: ständig musste er zeigen, was er alles drauf hat, mit dem Finger geschnippst bei Melden. Er wollte damit im Mittelpunkt stehen und war im Grunde nur ein armes Würstchen.

Nur wer heute ein gutes Abi hat, kann theoretisch alle Fächer studieren. Also ran und bleibt dran

In der Schule gibt es Konkurrenz. Allerdings ist jeder ein Einzelkämpfer. Manche Kinder beneiden andere Kinder wegen ihren Noten.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Weil sie merken, dass diese “Streber” ihnen in der Schule überlegen sind und sie sich so besser fühlen. Die eigene Unsicherheit treibt sie dazu anderer klein zu machen, damit sie sich groß fühlen. Das ist traurig, aber leider ziemlich häufig, auch noch bei Erwachsenen.

Jojoker 
Fragesteller
 28.12.2022, 09:14

Danke:)

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Ich weiss ja nicht, wie das bei euch ist, aber ich wurde/werde sehr oft als Streber bezeichnet. Allerdings nie abwertend, im Gegenteil. Ich habe viele Freunde und komme mit allen aus meiner Klasse prima aus. Um ehrlich zu sein, sehe ich die Bezeichnung "Streber" fast eher als Kompliment.

Weshalb manche es abwertend nutzen, weiss ich nicht. Ich vermute, es hat viel mit Neid zu tun.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung