Warum Beten wir eigentlich?

Selbst aus theologischer Sicht ist das eine sehr gute Frage. Im Mt. 6,8 heißt es, dass unser Vater im Himmel weiß was wir bedürfen, bevor wir beten. Ich könnte also auch einfach sagen: Gott weiß sowieso, was ich im Gebet sagen werde, also kann ich es auch bleiben lassen.

Aber was ist dann mit dem Dank. Wenn ich selber irgendjemanden etwas spende, z.B. einem Obdachlosen ein Essen spendiere, weiß ich auch, dass er dankbar ist. Und dennoch erwarte ich, dass er dann "danke" sagt. Und wenn mir jemand etwas gutes tut, ist es mir ja auch ein Bedürfnis "danke" zu sagen. So kann ich also schonmal das Dankgebet erklären.
Nun kommen wir zum Bittgebet: Nehmen wir mal an, ich gehe irgendwo in der City herum und sehe einen Obdachlosen, der vor einer Bäckerei steht und ein wenig Kleingeld in seiner Hand hat. Er zählt das Geld und sieht in die Bäckerei. Dann weiß ich auch so, dass dieser Mensch Hunger hat und kann evtl an seinem Gesicht ablesen, dass sein Geld nicht ausreicht. Und vielleicht überlege ich mir schon aus diesem Wissen heraus, ihm zu helfen. Aber nur vielleicht! Wenn er mich aber dann anspricht: "Entschuldigung! Hast du vielleicht 50 Cent für mich? Ich möchte mir hier ein belegtes Brötchen kaufen und habe nicht genügend Geld." Dann kann er mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass ich ihm das Brötchen kaufen werde und er seine paar Cent behalten kann.

Und außerdem sortiere ich im Gebet meine Gedanken selber. Das ist wie in einem gutem Gespräch mit einer vertrauten Person. Indem wir unsere Gedanken aussprechen werden sie klarer.

Da sich Menschen damals viele Dinge nicht erklären konnten, und auch nicht die Endlichkeit ihres Lebens und dadurch ggfs. die Belanglosigkeit akzeptieren wollten dachten sie sich Götter aus. Im Laufe der Menschheitsgeschichte sind dies viele tausend Gottheiten.

Da man mit imaginären Figuren nicht kommunizieren kann, gibt es hier eine gesonderte Form der unidirektionalen Kommunikation, die man "beten" nennt.

Durch das Beten möchte mal wohl das Unterbewusstsein darin bestärken, dass es diese imaginären Gottheiten wirklich gibt, um sich Seelenfrieden zu beschaffen.

Sehr viele tun es, weil sie es lt. ihren religiösen Regeln tun müssen.

Andere beten aus Hoffnung, daß es nach dem Tod in die Heimat geht. Auch wenn man weiß, daß keine Antwort kommt.

Es gibt viele Gründe.

Man wendet sich damit an die hohe Geistigkeit der jenseitigen Welt: Jesus Christus, die Heiligen und selbstverständlich Gott. Im Gebet bittet man sie, einen zu beachten und einem Zuwendung zu schenken, so dass mit ihrer Hilfe alles besser gelingt und man sich besser fühlt im Leben.

Ich weiß nicht welchen Glauben du meinst, aber ich kann nur aus islamischer Sicht sprechen.

Unser Gebet braucht Gott nicht, sondern wir. Es ist für uns.

Unser Körper braucht Nahrung. Die Nahrung unserer Seele ist das Gebet.

Im Koran steht in Suret Bakara:

Und verrichtet das Gebet und zahlt die Steuer (Zakah).Was ihr Gutes für euere Seelen voraussendet, das werdet ihr bei Allah finden. Siehe, Allah sieht, was ihr tut. (2:110)

Es gibt viel mehr und das was ich schreibe wird dem Gebet nicht gerecht, aber ich kann leider momentan nicht mehr dazu schreiben .