Warum begreifen Hardcore Veganer das nicht?

9 Antworten

Ich kenne nur Vegetarier, habe auch welche in der Familie. Wir leben in friedlicher Koexistenz. Möglicherweise gelingt das so gut, weil wir nicht mehr unter einem Dach leben. Wenn wir zusammen essen, versucht jeder, dem anderen so weit wie möglich entgegenzukommen. Genauso habe ich in meinem Freundeskreis Muslims. Da ist es noch einfacher. Ich muss ja nicht ausgerechnet Schweinemedaillons machen, wenn ich muslimischen Besuch habe, und bei Hackfleisch kaufe ich sowieso nur Rindfleisch. Beide Seiten essen gern Geflügel und Fisch. Also, überhaupt kein Problem.

Veganer habe ich nicht in meinem Freundeskreis, komme aber (sehr!) gelegentlich mit welchen zusammen. Wir kommen gut miteinander klar, denn sie versuchen nicht zu missionieren. Ob sie diese Zurückhaltung immer noch üben würden, wenn wir häufiger miteinander zu tun hätten, weiß ich nicht. Ich glaube es aber nicht. Für mich kam von jedem dieser Veganer klar rüber: "Ich habe meine Lebensweise, bei der es mir gut geht - du hast deine."

"Hardcore"-Veganer kenne ich nicht, kann also nur vermuten. Ich denke, das ist wie bei religiösen Fanatikern. So wie deren ganzes Leben von der Religion bestimmt ist, scheint es bei HC-Veganern mit ihrer veganen Lebensweise zu sein. Religiöse Fanatiker leben mit Scheuklappen vor den Augen, sie können nicht nach rechts und links schauen, sie denken stur in einer Richtung. Wenn man sein Denken nicht trainiert, nie einen Perspektivenwechsel vornimmt, wird man schwerfällig, d.h. das Denken fällt einem schwerer und schwerer. Leute, die nur in einer Richtung denken können, lehnen meistens alles ab, was nicht in ihr Denkschema passt, oder sind zumindest sehr misstrauisch allem ihnen Fremden gegenüber. Sie neigen zur Intoleranz oder sind definitiv intolerant. So ähnlich würde ich das auch bei HC-Veganern sehen. Schlimm ist dabei, dass sie von einer falschen Prämisse ausgehen.

Honeysuckle18  13.08.2020, 15:14

Sag dies bitte den Hardcore-Antiveganisten hier - und anderswo ! ;)

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Ich kenne keinen Veganer, der nicht regelmäßig in die Apotheke geht um seine Mangelerscheinungen auszugleichen.

Deine Aussage ist schlicht falsch. Eine ausgewogene vegane Ernährung ist für jedes Lebensalter geeignet. Auch für das Säuglingsalter. Natürlich muss man sich informieren, wie eine ausgewogene vegane Ernährung in der entsprechenden Lebensphase aussehen muss, und das auch mit Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit umsetzen. Zur veganen Ernährung von Babys und Kindern gibt es hervorragende Fachliteratur von Prof. Dr. Markus Keller und Edith Gätjen:

https://www.buecher.de/shop/abnehmen/vegane-ernaehrung-schwangerschaft-stillzeit-und-beikost-ebook-epub/gaetjen-edith-keller-markus/products_products/detail/prod_id/47715511/

https://www.buecher.de/shop/abnehmen/vegane-kinderernaehrung-ebook-pdf/gaetjen-edith-keller-markus/products_products/detail/prod_id/58954334/

sebastian123900  09.11.2020, 20:21

aber,man kann sein kind nicht zwingen vegan zu leben! wollt ich nur mal anmerken

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Honeysuckle18  23.11.2020, 11:54
@sebastian123900

Veganer leben halt selbst vor und sind authentisch, anstatt ihre Kinder zu besch...en - mittels lächelnder Bärchenwurst oder der lustigen Kuh Paula !

Wollte ich auch - nur mal - anmerken...;)

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Wurde in der Studie gut erfasst:

Dass Vegetarier und Veganer die besseren Menschen sind, wissen sie selber nur zu gut. Aber wer unter den besseren Menschen gehört nun wirklich und wahrhaft zu den allerbesten? Man kennt es von Religionen: Wer Gott oder den Göttern oder dem Heiligen an sich besonders nahe sein will, wird öfter zum Extremismus verführt.
Der gute Zweck heiligt alle Leiden, und wer sehr viel leidet (oder das Leid trägt, leider anderen sehr viel Leid zufügen zu müssen), beweist dadurch seine Hingabe an den guten Zweck. Der Psychologe Hank Rothgerber von der Bellarmine University in Louisville / Kentucky hat nun einmal untersucht, ob sich diese Hierarchien der Hingebung auch bei denjenigen finden, die sich fleischfrei ernähren.
In einer Hinsicht jedenfalls - und das haben sie wiederum mit den religiösen Eiferern gemein - kommen alle Fraktionen des ernsthaften Vegetarismus auf einen Nenner: Ihre Kritikfähigkeit lässt arg zu wünschen übrig. Kaum ein Vegetarier (von welcher Abteilung auch immer) würde zugeben wollen, dass eine konsequent vegetarische Ernährung sehr wohl Gesundheitsrisiken birgt, vor allem für Kinder und Säuglinge.
Dass die angeblich prinzipielle ethische Überlegenheit der vegetarischen/veganen Ernährungs- und Lebensweise einer kritischen Überprüfung ebenso wenig standhält wie die Behauptung, eine fleischfreie Kost sei naturgemäß gesünder, ist dann für vegetarische/vegane Ideologen absolut unerträglich.

https://www.heise.de/tp/features/Nicht-nur-sauber-sondern-rein-3366324.html

MetalMonkey  11.08.2020, 00:45

Ich finde der Artikel reißt die Studienergebnisse der im Artikel verlinkten Studie um Hank Rothgerber, geschmückt mit weiteren, dem Bias des Autors entsprechenden Auslegungen und Wendungen, ziemlich aus dem Kontext. Ein Tipp für die Zukunft: Studien selbst zitieren, wenn man sich auf sie beruft und keinen Artikel, der nicht in einem renommierten Wissenschaftsmagazin erschienen ist. Und dann wird man auch von denen ernst genommen, die selbst seriös arbeiten.

Im Gegensatz zum verlinkten Artikel ist Rothgerbers Studie nämlich, wie ich finde, durchaus sehr lesenswert. Bei derartigen undifferenzierten und pauschalisierenden Plakatierungen wie im zitierten Artikel sollten hingegen bei jedem vernünftig denkenden Menschen sofort alle Alarmglocken läuten, selbst wenn jener Artikel sich am Format eines "Kommentars" orientiert. Die höchstgewertete Bemerkung unter dem Artikel hinterlässt dazu zudem einen wichtigen Hinweis:

Der Artikel eines Autors, der einem ernsthaft als Bildung zu diesem Thema den Film "Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt" empfiehlt. Womit wohl alles über seine Ernsthaftigkeit gesagt sein dürfte. Auf Telepolis findet man immer häufiger Artikel über Vegetarismus, die man eigentlich eher im "Focus" erwartet hätte. Ist gerade Sommerloch, oder was?
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wickedsick05  12.08.2020, 00:42
@MetalMonkey

im gegenteil. Die Studie sagt genau das was im Artikel beschrieben steht man muss sie halt richtig lesen.

Die höchstgewertete Bemerkung unter dem Artikel hinterlässt dazu zudem einen wichtigen Hinweis:

Der höcht bewertete Kommentar hat 80% und dort steht was anderes...Du willst docdh ernst genommen werden. Dass manche Veganer plärren wenn Kritik kommt ist nichts neues, steht ja auch im Artikel :D

Die höchstgewertete Bemerkung unter dem Artikel hinterlässt dazu zudem einen wichtigen Hinweis:
die man eigentlich eher im "Focus" erwartet hätte.

damit ist dieser Artikel gemeint:

https://amp.focus.de/perspektiven/gesellschaft-gestalten/das-meat-paradox-fleischesser-vs-veganer-das-meat-paradox-ist-schuld-am-ernaehrungs-streit_id_12264953.html

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MetalMonkey  12.08.2020, 17:57
@wickedsick05
im gegenteil. Die Studie sagt genau das was im Artikel beschrieben steht man muss sie halt richtig lesen.

Wie du auch immer auf diesen Gedanken kommst (entweder aus Trotz oder aus Belustigung die Diskussion in den Schwachsinn zu lenken), ich habe noch etwas über das Abstract hinaus gelesen, insbesondere im Discussion Teil, aber prinzipiell reicht es schon das Abstract zu lesen und zu verstehen, um zu erkennen, dass es sich im Kern um etwas anderes dreht. Aber wie auch immer, manche sehen ja nur das bzw. bekennen sich nach außen hin nur zu dem, was sie auch sehen und sich nach außen hin bekennen wollen.

Der höcht bewertete Kommentar hat 80% und dort steht was anderes...

Naja, bei mir war der halt ganz oben.

Dass manche Veganer plärren wenn Kritik kommt ist nichts neues

Joa, ein gewisses Unwohlsein bei einigen Arten von Kritik, der man ausgesetzt ist, ist denke ich etwas menschliches. Das geht ja nicht nur "Veganer" so.

Und den Artikel am Schluss finde ich super, sehr lesenswert. (Der ist übrigens 6 Jahre nach dem in der Antwort zitierten erschienen.) Wie findest du den Artikel?

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Nervende Mitmenschen gibt es in jeder Bevölkerungsgruppe. Das beschränkt sich nicht nur auf Veganer. Zumal es sich bei diesen nur um ca 1,6% der in Deutschland lebenden Menschen handelt. Und der Anteil der von Dir beschriebenen Veganer dürfte noch viel geringer ausfallen, da die meisten eher ihr Ding für sich machen.

Vielleicht hat es auch ein wenig damit zu tun, dass manche sich generell von den (abweichenden) Verhaltensweisen anderer Menschen gestört fühlen und sie dann von diesen das oben beschriebene Verhalten geradezu erwarten. Da reicht dann für diese Menschen mitunter schon aus, wenn sich ein Veganer ein veganes Essen bestellt, um sich davon provoziert zu fühlen.

Hier ist ein Artikel, der sich damit auseinandersetzt, warum einige gerade auf Veganer so heftig reagieren.

https://amp.focus.de/perspektiven/gesellschaft-gestalten/das-meat-paradox-fleischesser-vs-veganer-das-meat-paradox-ist-schuld-am-ernaehrungs-streit_id_12264953.html

Wie ich eingangs schon erwähnt hatte, es gibt auch andere Bevölkerungsgruppen, die andere gerne "voll labern". Das ist auch unter sich omnivor ernährenden Menschen üblich. Schau Dir einfach mal im Internet irgend einen beliebigen Kommentarbereich zum Thema Vegan an (Besonders schön zu sehen unter Beiträgen der Fa. Rügenwalder Mühle). Es sind nicht nur "Hardcoreveganer", die da negativ aufgefallen. Erschreckenderweise sind es die Allesesser, welche sich mit abfälligen bis gehässigen Bemerkungen über Veganer auslassen, die irgendwelche bunten Bildchen mit Fleisch oder nichtlustige Memes posten, oder die Uraltwitze zu diesem Thema anbringen müssen. Glaubt von denen einer, dass man sich damit als Veganer auseinandersetzt?

Ich finde, ein wenig mehr Toleranz und Respekt Anderen gegenüber würde uns allen gut tun.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung