War Sigmund Freud ein guter Psychologe?

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er war ein Genie.

Ob er ein guter Psychotherapeut war ? Weiß ich nicht. Ich war nie bei ihm in Therapie. Als praktische Therapeuten gibt es sicher bessere. Ich bewundere die Psychoanalyse zutiefst, aber als praktische Psychotherapie eignet sie sich nicht so. Sie wurde ja nicht umsonst auch weiterentwickelt.

Das ist ungefähr so, als ob du lernst, einen Automotor komplett auseinanderzunehmen und zusammenzusetzen. Darum kann man trotzdem keine Formel 1 fahren.

Was mich aber immer ärgert, ist, wenn Freud in der Schule verhackstückt wird. Weder Lehrer noch die Schüler verstehen seine Theorie des Seelischen. Maßen sich aber an, diese zu kritisieren. Das bringt mich jedesmal auf die Palme,

Freud, übrigens Nobelpreisträger der Literatur, hat einen Fehler: er schreibt unglaublich schön und gut. Scheinbar verständlich und eingängig. So das jeder Laie meint, ihn zu verstehen. Ich musste während des Studiums der Psychologie einiges von ihm lesen. Das erste Buch, das ich las, war ca 400 Seiten dick und stand im Prüfungskatalog als Pflichtlektüre. Ich las es mit Interesse..und las.. und las...und so ab Seite 250 merkte ich: Ich hatte NICHTS verstanden. Null, nothing, niente. Nix. Ich musste noch mal von vorne anfangen und tat das in meiner Lerngruppe. Und wir merkten, dass wir Seite für Seite durchsprechen mussten, um zu begreifen, was Freund in seiner scheinbar einfachen Sprache sagen wollte.

Auch ich hatte in der 12, Klasse Freud. Wir lasen den Abriss der Psychoanalyse. Sicherlich darum, weil das Büchlein so schön kurz war. Ich glaube, so unter 100 -Seiten. Was die Lehrerin und wir natürlich erst recht nicht, nicht verstanden, dass in diesem Büchlein ca 10.000 Seiten seiner Schriften verdichtet waren. Das Buch ist sozusagen der Neutronenstern der Psychoanalytischen LIteratur. Um das Buch zu verstehen, muss man nicht nur sehr viel von ihm gelesen haben , sondern auch noch jede Menge Sekundärliteratur.

Von daher sollte man Freud aus dem Katalog der Schulbücher streichen.

Man muss ihn im Kontext seiner Zeit sehen. Er war ein brillianter Psychologe. Er hat etwas völlig neues gemacht, Pionierarbeit geleistet. Seine Theorien entstammen den Beobachtungen, die er bei einigen wenigen Patienten gemacht hat, daher ist es kein Wunder, dass diese Ideen nicht verallgemeinerbar sind (Stichprobe offensichtlich zu klein).

Seine zentrale Idee, dass viele Aspekte des Seelenlebens unbewusst sind, ist heute weitgehend anerkannt und eine sehr einflussreiche Idee (man nennt es nur anders: Statt "unbewusst" sagt man z.B. "implizit" -> implizite Einstellungen, implizite Motive usw.).

Für seine Zeit war er das ja. Seinen Theorien kann ich persönlich nicht viel Abgewinnen, aber es ist ihm gelungen, einen Einstieg in das Erleben und Verhalten von Menschen zu finden, und hat damit viel Forschung angestoßen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Psychologiestudium

Nein. Er wollte so viele Probleme auf irgendwelche Störungen der Sexualfunktion zurückführen, das ist ein Graus. Jeder Kink war bei ihm abnormal, er meinte, dass erwachsene Frauen in der Lage sein müssen, nur durch vaginale Stimulation einen Orgasmus zu erreichen, wo man doch weiß, dass das Stuss ist!

Wahrscheinlich würde er mich als asexuelle Person direkt irgendwo einweisen.

SakuraPeachie  20.07.2022, 11:23

kurzum: Einfach altmodisch, prüde und vanilla.

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Absolut. Er war seiner Zeit weit voraus.