Wann spricht man davon, dass etwas ,,Böse " ist oder einfach nur etwas ,,Übel"?

8 Antworten

Der Sprachgebrauch spielt dabei auch eine Rolle, weil die Begriffe nicht bei allen und immer genau gleich verwendet werden. Die Wörter können Synonyme sein. Sie sind beide Gegensätze zum Guten und auf bestimmte Weise schlecht.

Es gibt aber Unterschiede. Das Böse (sittlich verwerflich) ist – bei einer Begriffsunterscheidung - immer ein moralischer Begriff, das Übel ist dies nicht notwendig, sondern kann auch ein schlechter Sachverhalt ohne moralischen Bezug sein.

Als böse werden gewöhnlich Personen, ihre innere Einstellung, ihre Entscheidungen und Handlungen bezeichnet. Das Böse ist etwas Bewußtes, ist von einem Wollen abhängig, das moralisch von Belang ist und als schlecht beurteilt wird.

Das Übel ist etwas Schlechtes, auch einfach auf einen Sachverhalt als etwas Unangenehmes, Schädliches, Unharmonisches, einen Zweck Verfehlendes bezogen. Zu Übeln gehören Krankheiten, Schmerzen, Leid, Schäden, Katastrophen, Mißstände. Der Begriff des Übels kann inhaltlich in Bezug auf Gefühle (das Leidvolle, Unangenehme, das Verabscheuungswürdige) oder in Bezug auf normative Vorstellungen (Schädliche, Abträgliche, Sinnwidrige, Störende, Hemmende, Vernichtende) bestimmt sein.

Gottfried Wilhelm Leibniz unterschied zwischen physischem Übel, moralischem Übel (eine Schuld) und einem metaphysischem Übel (notwendige Unvollkommenheit alles endlich Seiendem, das von einem Schöpfergott hergestellt ist, aber nicht an dessen Vollkommenheit herankommt).

Kant hat dann das Böse vom dem Übel begrifflich scharf getrennt und mit einer Unterscheidung des schlechthin Gutem vom Nützlichen die eigentlich moralische Bedeutung allein dem Bösen gegeben. Dies hat den philosophischen Sprachgebrauch stark geprägt.

Immanuel Kant, Kritik der praktischen Vernunft (1788). Erster Theil. Elementarlehre der reinen praktischen Vernunft. Erstes Buch. Die Analytik der reinen praktischen Vernunft. Zweites Hauptstück. Von dem Begriffe eines Gegenstandes der reinen praktischen Vernunft (AA V 059 – 060/A 104 – 105):
„Die deutsche Sprache hat das Glück, die Ausdrücke zu besitzen, welche diese Verschiedenheit nicht übersehen lassen. Für das, was die Lateiner mit einem einzigen Worte bonum benennen, hat sie zwei sehr verschiedene Begriffe und auch ebenso verschiedene Ausdrücke: für bonum das Gute und das Wohl, für malum das Böse und das Übel (oder Weh), so daß es zwei ganz verschiedene Beurtheilungen sind, ob wir bei einer Handlung das Gute und Böse derselben, oder unser Wohl und Weh (Übel) in Betrachtung ziehen. […].

Das Wohl oder Übel bedeutet immer nur eine Beziehung auf unseren Zustand der Annehmlichkeit oder Unannehmlichkeit, des Vergnügens und Schmerzens, und wenn wir darum ein Object begehren oder verabscheuen, so geschieht es nur, so fern es auf unsere Sinnlichkeit und das Gefühl der Lust und Unlust, das es bewirkt, bezogen wird. Das Gute oder Böse bedeutet aber jederzeit eine Beziehung auf den Willen, so fern dieser durchs Vernunftgesetz bestimmt wird, sich etwas zu seinem Objecte zu machen; wie er denn durch das Object und dessen Vorstellung niemals unmittelbar bestimmt wird, sondern ein Vermögen ist, sich eine Regel der Vernunft zur Bewegursache einer Handlung (dadurch ein Object wirklich werden kann) zu machen. Das Gute oder Böse wird also eigentlich auf Handlungen, nicht auf den Empfindungszustand der Person bezogen, und sollte etwas schlechthin (und in aller Absicht und ohne weitere Bedingung) gut oder böse sein oder dafür gehalten werden, so würde es nur die Handlungsart, die Maxime des Willens und mithin die handelnde Person selbst als guter oder böser Mensch, nicht aber eine Sache sein, die so genannt werden könnte.“

Philosophiewörterbücher/-lexika enthalten Informationen und Erklärungen, z. B.: Red.[aktion], Übel. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Band 11: U – V. Basel : Schwabe, 2001, Spalte 1 - 4

Spalte 1: „‹Ü.› kann neben dem sittlich Bösen auch Krankheit, schmerz, Unglück, Mißstand, Laster, Schadhaftes, Unzweckmäßiges u. ä. anzeigen, im allgemeinsten Sinne bezeichnet es alles, was dem Guten (in seinen verschiedenen Bedeutungen) entgegengesetzt ist.“
Ü. = Übel
u. ä. = und Ähnliches

Albrecht  07.11.2012, 05:09

Wilhelm Vossenkuhl, Das Böse. In: Lexikon der Ethik. Herausgegeben von Otfried Höffe. Originalausgabe, 7., neubearbeitete und erweiterte Auflage. München : Beck, 2008 (Beck'sche Reihe ; 152), S. 34 – 35

S. 34: „Das Böse ist als Gegensatz zum Guten das schlechthin Verwerfliche.“ „Als moralischer Begriff wird das B. an einem bestimmten, von religiösen Wertsetzungen u. sittl. ↑ Normen abhängigem Gut gemessen u. der Schwäche des menschlichen Willens angelastet.“

S. 35: „Im Unterschied zum sittl. B. ist das Übel nicht vom Willen oder sittl. Entscheidungen abhängig, sondern auf Empfindungen von Unlust, Schmerz u. Mangel bezogen. Übel können als Folgen von Handlungen aus Unwissenheit oder unter äußerem Zwang durch Überlegung u. das Wissen um die Umstände u. den Zweck des Handelns gemildert oder vermeiden werden (Aristoteles).“
B. = Böse, Bösen
u. = und
sittl.= sittlichen

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Blackshooter1 
Fragesteller
 07.06.2013, 18:28

vielen dank für die antwort. hat mir weitergeholfen :)

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Es ist sprachlich auch eine Definitionssache. Die Definition von Kant ist wohl gängiger. Aus http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Übel

Immanuel Kant betont, dass die lateinische Sprache nur den Begriff malum kennt, während die deutsche begrifflich zwischen dem Übel und dem Bösen differenziert. Das Böse ist für Kant vom menschlichen Willen abhängig, es ist das Ergebnis einer sittlichen Entscheidung und daher aus philosophischer Sicht ethisch relevant. Als Übel hingegen wird etwas dann bezeichnet, wenn es einen Zustand der Unannehmlichkeit oder des Schmerzes hervorruft; dies ist aus Kants Sicht an und für sich philosophisch nicht relevant.

Diese Definition spiegelt bereits den Fortschritt der Aufklärung wider. Die Grenze war früher nicht so klar. Leibniz teilte unser Elend in metaphysisches, natürliches und moralisches Böse ein. Metaphysisches Böse ist hier weniger interessant. Natürliches Böse ist das, was Kant Übel nennt. Die Menschen glaubten, dass Erdbeben, Überflutung, Krankheiten usw. Strafe Gottes seien. Deshalb waren sie böse, da sie mit unserem Schuld zusammenhängen. Seit Aufklärung glauben nicht mehr alle daran, aber leider immer noch einige Zurückgebliebene. Vor zwei Jahren meinte ein iranischer Imam, dass "unzüchtige Kleidung" der Frauen die Ursache von Erdbeben wäre. Daraufhin gab es die Boobquake-Proteste. Da sieht man, wie dumm Religionen die Menschen machen können...

Jeder hat bei dieser Frage eine eigene Meinung. Für mich ist Böse wenn jemand es gemacht hat also in der Vergangenheit und Übel im Präsens was gerade jetzt geschieht. Aber eigentlich mach ja es ja Kein unterschied ob du nun Übel oder Böse sagst solang du es im Passenden Satz sagst. Weil Übel wird ja zu Schlecht abgeleitet und die wiederum zu Böse. Und auch umgedreht Böse Schlecht Übel.
Mfg MrSammy942

h3r4l1nd3  03.11.2012, 11:32

Unsinn, ich hab bei z.B. einer Krankheit noch nie gesagt; "Mir ist böse!"

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Ich denke wenn etwas uebel ist gibt's noch Hoffnung. Bei Boese auch aber die Chancen stehen schlechter. Chancen gibt's aber immer! Lg ibe

Im Standpunkt der Person.

"Für mich wäre es nur "Übel" wenn ich bei einem Vergehen und/oder einer Straftat ertappt werde, für den Geschädigten selber ist es dennoch immer etwas "Böses" dem mein Vergehen zugrunde liegt."