Wann erkennt man den wahren Charakter eines Menschen?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es gibt Psychologen, die "den ersten Eindruck" als sehr wichtig einschätzen.

Es gibt Leute, die empfehlen, dass man sich zwei Jahre lang kennen sollte, bis man sich gegenseitig heiratet.

Es gibt Leute, die meinen sehr schnell, dass sie jemanden gut oder sogar vollkommen kennen. Aber dann kommt doch ein Punkt, wo sie sich getäuscht haben.

Es gibt Leute, die sagen von vornherein, dass man einen anderen Menschen niemals vollkommen kennen kann. Zumal man noch nicht mal sich selbst vollkommen kennt.

Das Mögen oder Nicht-Mögen eines Menschen hängt auch nicht mit dem Kennen allein zusammen. Sympathie und Antipathie entstehen oft sehr schnell. Aber es gibt auch das Gegenteil, dass man sich erst nach langer Zeit in jemanden verliebt oder jemanden zu hassen beginnt.

Ich denke, das ist ganz individuell, wie lange zwei Leute zum Sich-kennenlernen brauchen. Und ich denke auch, dass jeder Mensch ein Geheimnis bleibt, das niemals von einem anderen total durchschaut und gekannt werden kann. Wenn, dann wäre das recht oberflächlich betrachtet und wird dem anderen Menschen nicht gerecht.

Und gerade dann, wenn man von dem anderen viel weiß, viel Schlimmes weiß, und das ganze Leben von ihm kennt, dann gehört es zu einer Freundschaft, das zu ertragen bzw dem anderen zu helfen, dass er sich da ändern kann.

MonaAlina 
Fragesteller
 26.11.2014, 23:48

Super Antwort. Du hast einen sehr schönen Text zum Nachdenken geschrieben. Ich frage mich nur, wie so eine plötzliche Antipathie entstehen kann, wenn man sich vorher jahrelang mochte. Das ist das, was mich eigentlich am Meisten interessiert. Wir haben uns nie sonderlich viel gestritten und waren füreinander da, wenn es den Anderen schlecht ging. Irgendwann mochten wir uns Beide einfach nicht mehr, einfach so.

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Ichthys1009  27.11.2014, 08:33
@MonaAlina

Dass ihr euch irgendwann beide nicht mehr gemocht habt, kann damit zusammenhängen, dass ihr euch in vielem ähnlich seid, vielleicht ohne dass euch das direkt bewusst ist. Wenn ihr diese Eigenschaften an euch selbst eigentlich nicht mögt, seht ihr diese beim anderen und mögt stellvertretend für euch selbst erstmal den anderen nicht. Normal gibt es sowas auch zwischen Eltern und Kindern, dass nämlich Eltern gerade gegenüber den Verhaltensweisen oder Eigenarten, die sie an ihren Kindern beobachten und die sie selber haben, besonders streng sind.

Dann gibt es noch die Möglichkeit, dass ihr euch in eurem Verhalten unbewusst aufeinander eingestellt habt. Jeder hat auf den anderen Rücksicht genommen und Eigenes zurückgestellt. Oder jeder wusste, wie er bei dem anderen am ehesten etwas erreicht und wie der Kontakt am zufriedenstellendsten ist. Als sich das dann oft genug wiederholt hat, habt ihr gespürt, dass der Kontakt so dann doch nicht stimmt und dass ich gar nicht richtig der Mensch wart, der ihr selber seid.

Schließlich kann es noch sein, dass auf bestimmten Ebenen die Freundschaft gestimmt hat, entweder tiefere oder flachere Ebenen. Bei dem einen ist es so, dass man sich im Gespräch super versteht, aber keine gemeinsamen Hobbies hat, es stimmt also nur diese tiefe, nahe Ebene. Mit dem anderen teilt man ein großes Hobby oder auch mehrere, hat einen ähnlichen Geschmack oder eine vergleichbare Lebensweise, aber psychisch kommt man nicht auf eine Wellenlänge. Wenn bei euch nun die Ebenen sich etwas verändert haben, ihr auf einmal neue Facetten vom anderen kennengelernt habt, die euch langweilen oder nicht zu euch passen, oder wenn sich die Schwerpunkte eurer Beziehung verschoben haben, kann es sein, dass die Freundschaft als Ganzes dann nicht mehr das Richtige war.

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MonaAlina 
Fragesteller
 27.11.2014, 13:32

Das macht richtig Sinn. Bin abermals beeindruckt von deiner Antwort. Herzlichen Dank! :)

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Ob man einen Menschen wirklich kennt, zeigt sich meist in extremen Situationen. Die Frage ist doch, ob man sich selbst wirklich kennt. Im Laufe des Lebens kommen Situationen, in denen man völlig anders reagiert, als man von sich selbst gedacht hat. Ich will damit sagen, dass es kein wirkliches kennen gibt. Der Mensch entwickelt sich weiter, passt sich den Umweltbedingungen an, usf. Aber es gibt bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, die sich kaum verändern. Aber das was du beschrieben hast, dass du einfach ein paar blinde Flecken hattest, die du nicht wahrnehmen konntest, sich erst im Laufe der Zeit zu sichtbaren Flecken entwickelten. Dann hast du die Konsequenzen gezogen.

Nie, denn es gibt keinen "wahren" Charakter! Der Begriff Wahrheit in Verbindung mit der Persönlichkeit eines Menschen ist unsinnig!

Mann kann nie sagen, daß man eine Person komplett kennt.

Alles andere hängt nicht von der Person, sondern von dir und deiner Lebenserfahrung und Menschenkenntnis ab. Irgendwleche Zeitpunkte gibts da nicht.

ich weiß diese frage ist schon 4 jahre alt. aber sie ist so wichtig und gut, dass ich trotzdem darauf antworten möchte.

ich bin jetzt 54 und ich versichere euch, ich habe schon einige menschliche enttäuschungen im leben erfahren müssen, aber auch positive überraschungen. und leider ist es so, dass viele menschen zu dingen fähig sind, von denen sie selbst noch nichts wissen. insofern ist es bei sehr jungen menschen schwerer abzuschätzen,ob man sie wirklich kennt. ich will keinen roman schreiben. alles in allem, kann ich für mich sagen, dass man einen menschen erst gut einschätzen kann, nach 20 jahren. erst dann ist kaum noch mit großen überraschungen zu rechnen. das ist mein absoluter ernst. 20 jahre vorausgesetzt, man hat schon einige situationen an dieser person erlebt, die seinen charakter zeigten.