Wärt ihr für eine Verlängerung der Atomkraftwerke über den Streckbetrieb hinaus?

Das Ergebnis basiert auf 52 Abstimmungen

Ja 71%
Auf keinen Fall 29%

13 Antworten

Ja

Ja, aber dennoch mit einer zeitlichen Begrenzung, sonst ist die Motivation in Richtung erneuerbarer Energietechniken m.E. deutlich geringer.

Allerdings werden da einige merkwürdige Argumente seitens der Politik veröffentlicht, die wiederum - kaum hinterfragt - verbreitet werden.

  1. Atomenergie ist riskant, nimmt man den Vergleich zu z.B. einem Windrad - keine Frage. Allerdings sieht es so aus, dass - abgesehen von Tschernobyl 1986 (ca. 4.000 Tote) - keine Todesopfer durch Atomkraftwerke bekannt sind. In Fukushima starben knapp 20.000 Menschen in Folge des Tsunami aber keiner aufgrund des GAUs. Nimmt man z.B. Wasserkraft, so starben alleine beim Bruch des Banqiao-Staudamms 1975 in China direkt durch die Flutwelle ca. 26.000 Menschen und geschätzt insgesamt über 200.000. Auch danach gab es noch weitere Unglücke im Bereich Wasserkraft mit etlichen Toten. - und dann nur zum Vergleich: in Deutschland sterben ca. 12.000 Menschen jährlich im Haushalt.
  2. Die aktuell laufenden AKWs in Deutschland sind technisch sicher. Richtig ist, dass die regelmäßigen Wartungen angesichts des Laufzeitendes in Abstimmung mit den Behörden ausgesetzt wurden. Diese Prüfungen sind natürlich wieder aufzunehmen. Auch der Ersatz von Rohrleitungen mit Rostansatz gehört dazu. Vergleicht man aber die Standards bzw. den technischen Status im europäischen Umfeld, dann sind Argumente gegen die deutschen AKWs eher realitätsfremd.
  3. Atomkraft ist momentan teuer. Allerdings stellt sich ja mehr die Frage, ob wir im europäischen 50Hz-Netz genug Strom haben und das ist teilweise nicht der Fall. Insofern ist die Gefahr einer Abschaltung des Starkstroms mit möglichem Dominoeffekt durchaus realistisch. Und das wird dann richtig teuer.
  4. Macht es Sinn, Atomkraft durch Kohleenergie zu ersetzen (die ja auch sofort bei Bedarf zur Verfügung steht)? Also da habe ich eine andere Meinung als Herr Habeck. Letztes Jahr veröffentlichte das MPI Mainz mit der Uniklinik eine Studie, dass jährlich 800.000 Menschen in Europa an Feinstaub verstorben sind. Von den Auswirkungen auf das Klima wollen wir hier einmal absehen.
  5. Die "Endlagerung" des radioaktiven Abfalls ist ebenfalls ein Thema. allerdings nur für den AKTUELLEN Zeitpunkt. Die Lagerung weit in die Zukunft zu betrachten (mit Halbwertszeiten an die hunderttausend Jahre - Plutoniumabbau bis auf natürlichem Uranerzniveau oder darüber hinaus) ist natürlich möglich aber betrachtet man die Biologie der Arten, dann wird es dann vermutlich gar keine Menschen mehr geben. Andererseits ist es nicht unwahrscheinlich, dass in eher naher Zukunft Technologien zur energetischen Verwertung diese Abfälle entwickelt werden.
  6. Und dann noch die Aussage, wir wären bei den Brennstäben von Russland abhängig. Richtig. Aber wenn man die dort nicht beziehen will, dann holt man sich die Brennstäbe einfach anderswo (z.B. Kanada). Auszug aus der Welt (15.07.22): "Bei einem vertraulichen Treffen im März boten Energiemanager allerdings eine Lieferung in überschaubarem Zeitrahmen an. Nur: Die Regierungsvertreter griffen nicht zu." Wer will denn hier wen veräppeln?

Zum Abschluss: "mein" nächstes aktives AKW ist ca. 800m entfernt und das dazugehörige "Zwischenlager" mit 40 Jahren Mindestlaufzeit ca. 600m im Berg darunter. Das nächste Notkohlekraftwerk ist ca. 2 km entfernt.

Woher ich das weiß:Hobby – Kommunalpolitik und Themen bis auf Landtagsebene
iQhaenschenkl  03.08.2022, 14:00

Die Toten, die durch Strahlenbelastung in Fukushima sind erst in ca. 100 Jahren zu beziffern. Das Kühlwasser ist so ins Meer geleitet worden und somit auch das Meer höchstgradig belastet, bei einem Volk, dass sich zum großen Teil aus dem Meer ernährt!

Japan hat seit Hiroschima Erfahrung mit dem schleichenden Tod!

Es ist am schlimmsten so etwas zu ignorieren. Zudem sind die Landstriche für Generationen nicht mehr nutzbar, so wohl in Tchernobyl, als auch in Fukushima. Kennst Du die Halbwertzeit dieser Strahlung?

Selbst in Schweden und Dänemark ist es heute noch verboten bestimmte Pilze zu sammeln, da ihr Farbstoff das Cäsium aus Tchernobyl wunderbar speichert!

Ach die 4000 Toten..... und dann noch so weit weg!

Glaubst Du eigentlich selber, was Du da schreibst?

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oklein  03.08.2022, 19:21
@iQhaenschenkl
  1. Nur vorab generell: Dass Kernkraft nicht wie ein Windrad zu bewerten ist, ist unstrittig (siehe mein Punkt 1 oben). Allerdings werde ich in Süddeutschland wohl kaum in die Gefahr eines Tsunamis kommen und genau hier sollten Fakten Ideologien/Hysterien vorgezogen werden.
  2. Nein, das geht deutlich schneller - nicht dass deswegen auch nur ein Betroffener davon geheilt wird, aber 100 Jahre muss man da nicht erst warten.
  3. Die Belastung der Meere ist durch andere Substanzen deutlich höher, als durch das Kühl- bzw. Löschwasser und auch hier gilt meine Antwort 1.
  4. Ich kenne die Halbwertszeiten, du auch? Kennst Du auch die Zusammenhänge zwischen Erstabkühlung, Castoren und der Halbwertszeit? Siehe dazu auch mein Verweis in Punkt 5 der ersten Antwort.
  5. Korrekt, das Pilzthema war/ist auch an Deutschland nicht vorbeigegangen.
  6. 4.000 Tote sind enorm und 4.000 zu viel. Wir haben jährlich am Bau über 3.000 Tote und im Haushalt über 12.000 Tote - nur mal so zur Info.
  7. Ich "glaube" nicht, was ich schreibe sondern ich berichte von Fakten und dazu noch mit einem aktiven AKW nebst "Zwischenlager" in unmittelbarer Nähe - also mit recht guten Hintergrundinfos (also nicht socialmedias oder populistischen Veröffentlichungen).
  8. und als "Politiker" oder sogar "Berufspolitiker" solltest Du wissen, was ein Gemeinderat erfährt, das NICHT in die Medien kommt.
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MaxMustermanOk  03.08.2022, 14:05

Das mit der Endlagerung auf die Zukunft zu verschieben, weil der Atommüll dann vielleicht/wahrscheinlich verwertet werden kann klingt für mich nach einem Argument, dass schon jemand hatte, als es das erste mal zum Problem wurde.

Nur ist jetzt diese Zukunft und es wurde (noch) nichts in der Richtung gelöst 😅

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oklein  03.08.2022, 19:23
@MaxMustermanOk

Korrekt. Allerdings habe ich in meinem Punkt 5 dies nicht undifferenziert betrachtet. Des Weiteren ist die Nuklearforschung sehr wohl in die Richtung unterwegs.

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iQhaenschenkl  03.08.2022, 14:08

Ach so, noch etwas zum Feinstaub! Der Feinstaub aus Kohlekraftwerken lässt sich gut herausfiltern. Das Problem Feinstaub wird aber durch E-Autos drastisch gefördert. Durch die schweren Akkus ist mehr Reifenabrieb und mehr Bremsstaub zu erwarten.

Bitte nicht falsch verstehen. Kohlekraftwerke gehören genau so abgeschaltet, wie Atomkraftwerke. Leider stemmen sich ja grade lokale Umweltschützer gegen die nötigen Stromautobahnen, um die Windenergie und Solarenergie von Nord nach Süd zu transportieren.

In Schleswig-Holstein wird schon so viel überschüssige Energie produziert, dass damit Wasserstoff produziert wird.

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oklein  03.08.2022, 19:28
@iQhaenschenkl

SEHR richtig. Die von der GroKo aus der Wiege gehobenen Gleichstromleitungen sind zwingend zu forcieren. In der Koalition scheint sich da wenig bis nichts zu tun. Warum dafür immer neue und dazu oberirdische Trassen gebraucht werden, ist mir schleierhaft. Wir sanieren laufend unsere Autobahnen. Einfach die mit den ungeraden Nummern (von Nord nach Süd) seitlich um die Trassen erweitern (ein Bagger ist ja bei der Sanierung schon vor Ort). Die Kontrollstationen alle 50km sind auch kein Thema, da in diesen Abständen immer eine Raststätte oder ein WC ist.

Auch ich bin dafür, die AKWs abzuschalten - aber nicht ideologisch bedint sonden dann, wenn die Gesellschaft (im europäischen Verbundnetz !!!) darauf verzichten kann und Alternativen nachhaltig eingeführt hat.

Im Norden (siehe auch Rostock) gibt es einige gute H2-Projekte. Ich verfolge das und bin über die Entwicklung der Politprojekte gespannt.

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Auf keinen Fall

Mit Streckbetrieb meinst du eine aktuelle Verlängerung zur Überbrückung der potentiellen Energiekrise? Das kann man machen.

Danach aber wächst das Sicherheitsrisiko in den letzten drei AKWs drastisch an wegen mangelhafter Wartung im Hinblick auf das Aus Ende des Jahres.

Außerdem sollte die Energiewende in den kommenden Jahren fortgeschritten genug sein, um auf diese teuerste und gefährlichste Art der Energiegewinnung zu verzichten

Auf keinen Fall
Wärt ihr für eine Verlängerung der Atomkraftwerke über den Streckbetrieb hinaus?

Definitiv nein, damit auch dem Letzten klar wird, dass wir mit der verträumten, ja schon fast religiösen grünen Ideologie, aufgeschmissen sind. Es sollte, wie das ja schon des Öfteren vorkam, bei Engpässen auch kein Atom-Strom von Nachbarländern eingekauft werden dürfen! - Denn nur so wird die grüne Träumerei enttarnt und für jeden sichtbar.

Eine Industrie-Nation kann man nicht mit Flatterstrom am Welt-Markt halten.

Und schon gar nicht, wenn man verblendeter Weise auch noch das ganze Land zusätzlich auf Elektromobilität umstellen will. Es hätte sich wirklich JEDER ein Elektroauto kaufen sollen, nur um dieser Regierung mal vor Augen zu führen, wenn Abends jeder sein Fahrzeug laden möchte um am nächsten Tag auf die Arbeit zu kommen, was dann passiert.....

Ja

Ich wäre grundsätzlich dafür, endlich alle Möglichkeiten auszuschöpfen, die wir haben (denn davon gibt es genug), um den Gaspreis nicht unnötig weiter in die Höhe zu treiben. Aber das ist aufgrund der grünen Ideologie einfach nicht erwünscht. Lieber bürdet man den Bürgern utopische Summen an Energiekosten auf, die diese niemals bezahlen können, als über den eigenen Schatten zu springen und zur Abwechslung mal Politik fürs eigene Volk zu machen anstatt fürs eigene Image.

Atomkraft, die Nutzung von Nord Stream 2, Sanktionen lockern, all das würde helfen, will man aber nicht, weil man Angst vor einem Gesichtsverlust hat. Zumindest bei der Kohle hat man inzwischen eingelenkt, was aber wiederum die Frage aufwirft, warum die Grünen lieber CO2-schädliche Kohlekraftwerke laufen lassen wollen als CO2-freundliche Atomkraftwerke. Aber es geht ihnen halt vordergründig doch nur um ihre eigene Anti-Atomkraft-Agenda, und nicht etwa, wie man glauben sollte, ums Klima. Oder sogar, ganz verrückter Gedanke, um das Wohl der Menschen in diesem Land. "Schaden vom eigenen Volk abwenden", dieser Eid ist auch das Papier nicht mehr wert, auf dem er geschrieben steht.

Wie absurd wäre es, zum Jahresende die letzten 3 Atommeiler abzuschalten, während hier die Menschen sich den Allerwertesten abfrieren und sich das normale Leben nicht mehr leisten können? Man kann nur hoffen, dass der öffentliche Druck in den nächsten Wochen noch wächst, und der Ampel am Ende gar nichts anderes übrig bleibt, als den größten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schaden seit Ende des 2. Weltkriegs gerade nochmal abzuwenden. Inzwischen drängen ja auch die EU-Partner, die man nun dreist zum solidarischen "Frieren für den Frieden und für die deutsche Grünen-Ideologie" verdonnert hat, auf einen Weiterbetrieb der Atomkraftwerke. Und ja, wenn's nach mir geht selbstverständlich auch über den Streckbetrieb hinaus. Wir wollen doch unabhängig werden - so würde es gehen. Das völlig überteuerte LNG-Gas kann ja auch nicht die Lösung für die Zukunft sein.

https://web.de/magazine/politik/eu-partner-draengen-deutschland-atomausstieg-verschieben-37152156

Ja

AKW müssen sicher sein! Die Endlagerung der ausgedienten Brennstäbe war nie geklärt, muss es aber werden! In der jetzigen Zeit würde die Energiefrage entspannter werden. Ob bereits angeschaltete AKW wieder in Betrieb genommen werden können, weiß ich nicht. Auch darüber sollte man nachdenken!

Alles aber unter der Betrachtung als Übergangsvariante für die nächsten 10 Bus 15 Jahre