Wäre der Aufstieg der NSDAP vermeidbar gewesen?

10 Antworten

Klar wäre das zu verhindern gewesen. Sowas wie ein unabdingbares Schicksal gibt es nicht. Zum Aufstieg der NSDAP haben sicherlich viele Faktoren beigetragen.

  • Gewalt war in der Weimarer Republik ein politisches Mittel. Selbst die SPD hatte ihren eigenen Schlägertrupp, die Eiserne Front. Die Öffentlichkeit war völlig desensibilisiert und Tote oder sogar Schießereien waren nicht ungewöhnlich. Die Münchner Räterepublik wurde sogar mit Panzern bekämpft.
  • Die Armee war von der Republik unabhängig und konnte somit einen eigenen Machtfaktor ausbilden. Unterm Strich gilt hier das Mao-Zitat: Alle politische Gewalt geht von einem Gewehrlauf aus. Das Parlament hatte keine ausreichende Kontrolle über die Armee und war somit auch nicht vor einer Machtergreifung gefeit.
  • Dazu kommen wirtschaftliche und soziale Wirren, zum einen in Folge des ersten Weltkrieges, zum anderen in Folge der Wirtschaftskrise. Krisen machen die Leute empfänglich für radikale Lösungen. Selbst wenn es sich um radikal gefährliche und menschenverachtende Lösungen handelt.

Der Übergang vom Kaiserreich zur Republik war voreilig und hatte keinen richtigen institutionellen und rechtlichen Übergang, in welchem die demokratischen Befugnisse der Regierung vernünftig ausgelotet wurden. Was man jetzt im einzelnen wirklich hätte machen können ist aus heutiger Sicht schwierig zu beantworten. Aber ich denke unterm Strich ist das Hauptproblem die zu große Eigensinnigkeit und Unabhängigkeit der Armee gewesen. Alles andere wäre im einzelnen noch schaffbar gewesen.

Woher ich das weiß:Recherche
14Gungnir18  05.10.2023, 12:22

Unterm Strich gilt hier das Mao-Zitat: Alle politische Gewalt geht von einem Gewehrlauf aus.

Da fällt mir doch sofort das Zitat des Dr.Josef Goebbels ein :

"Es mag gut sein Macht zu besitzen die auf Gewehren ruht. Besser aber ist es das Herz eines Volkes zu gewinnen und zu behalten"

0
eingew  05.10.2023, 17:05
@14Gungnir18

Du musst nicht unbedingt die Loyalität deines Volkes haben, solange du die Loyalität der Armee hast. Zahllose tyrannische Diktaturen in der Geschichte bis heute belegen dies. Umgekehrt überlebt eine Regierung, die zwar die Loyalität des Volkes, nicht aber der Armee hat, selten lange. Die Nazis selbst sind ein super Beispiel dafür: Sie ergriffen die Macht mit Gewalt und verteidigten sie gegen jede Opposition ebenfalls mit Gewalt: Mit politischem Terror und später sogar mit Vernichtungslagern. Sie versuchten außerdem auch noch das "Herz des Volkes" zu gewinnen, ja, aber nicht ohne dabei sicherzustellen, dass dem Volk auch gar nichts anderes übrig blieb, als ihre Macht zu akzeptieren. Liebe mich, oder stirb.

Deshalb funktioniert eben keine Demokratie, ohne, dass die Loyalität der Armee und ihre Einebnung in die demokratischen Institutionen, sichergestellt ist. Denn für das Volk muss garantiert sein, dass die Armee nach ihrem Willen handelt. Andernfalls kann die Armee problemlos ihren eigenen Willen dem des Volkes aufzwingen, so wie es die Freikorps und die SA und SS gemacht haben und so den Weg für das dritte Reich geebnet haben.

Und die Wehrmacht war eben nicht in die demokratischen Institutionen verzahnt, sondern existierte als Institution des Kaiserreichs einfach fort, wie so viele andere Institutionen auch. Nur, dass der Schaden, den die anderen anrichten können, eben bei weitem geringer ist.

0
14Gungnir18  05.10.2023, 17:49
@eingew

Deine Geschichtskenntnisse sind offenbar recht rudimentär.

Erstens "ergriff die NSDAP die Macht" nicht mit Gewalt wie Du behauptest, sie wurde vom Volk gewählt. Ein gewaltsamer Umsturz fand nicht statt.

Zweitens haben die Freikorps nicht dem Volk ihren Willen aufgezwungen, im Gegenteil kämpften sie unter Einsatz ihres Lebens separatistische und bolschewistische Erhebungen nieder, im Auftrag der Regierung. Googele das doch mal.

Drittens hat die SA nicht dem Volke ihren Willen aufgezwungen sondern die Kommunisten klein gehalten und drittens hat auch die SS dies nicht denn in jenen Tagen war die aus der verschwindend kleinen Stabswache hervorgegangene Schutzstaffel noch ein winziger integraler Teil des SA.

Viertens, welchen Willen hatten die diversen unterschiedlichen Freikorps, welchen die sehr heterogene SA welche auch gegen die NSDAP revoltierte ? (Stennes - Revolte)

Vielleicht lernst Du ein bißchen Geschichte bevor Du etwas postest ?

0
eingew  05.10.2023, 20:02
@14Gungnir18
Deine Geschichtskenntnisse sind offenbar recht rudimentär.
Erstens "ergriff die NSDAP die Macht" nicht mit Gewalt wie Du behauptest, sie wurde vom Volk gewählt. Ein gewaltsamer Umsturz fand nicht statt.

Politischer Terror und die Ermordung politischer Gegner sind keine friediche Machtübernahme, man möge mir mein idealistisches Urteil hier verzeihen. Oder man lässt es.

Zweitens haben die Freikorps nicht dem Volk ihren Willen aufgezwungen, im Gegenteil kämpften sie unter Einsatz ihres Lebens separatistische und bolschewistische Erhebungen nieder, im Auftrag der Regierung. Googele das doch mal.

Ich weiß gar nicht, wo ich hier anfangen soll. Ja, es stimmt, dass die Freikorps zuweilen im Auftrag "der Regierung" handelten. Dazu sind verschiedene Dinge erwähnenswert:

  • es handelte sich um eine Übergangsregierung, deren demokratische Legitimierung noch ausstand und deren Rechtsgrundlage erst nachträglich überhaupt geschaffen wurde
  • sie bekämpften die revolutionären Kräfte nicht bloß unter Einsatz ihres eigenen Lebens, sondern maßgeblich unter Einsatz des Lebens der Zivilbevölkerung. Alleine bei der Niederschlagung der Münchener Räterepublik wurden selbst laut eigenen offiziellen Angaben mindestens 335 Zivilisten getötet, die Geschichtsschreibung schätzt heute eher ca 1000 Personen. Freikorpsmitglieder starben dagegen ca 300. Von der "Roten Armee" der Räterepublik starben schätzungsweise 1200 Personen, manche davon in Massenerschießungen ohne Gerichtsverfahren.

So viel dazu.

Drittens hat die SA nicht dem Volke ihren Willen aufgezwungen sondern die Kommunisten klein gehalten und drittens hat auch die SS dies nicht denn in jenen Tagen war die aus der verschwindend kleinen Stabswache hervorgegangene Schutzstaffel noch ein winziger integraler Teil des SA.
Viertens, welchen Willen hatten die diversen unterschiedlichen Freikorps, welchen die sehr heterogene SA welche auch gegen die NSDAP revoltierte ? (Stennes - Revolte)
Vielleicht lernst Du ein bißchen Geschichte bevor Du etwas postest ?

Der Kampf gegen den Kommunismus ist besonders erfolgreich, wenn man jedes Opfer des politischen Terrors automatisch als Kommunist definiert. Ich denke damit erübrigen sich auch deine weiteren Punkte hier, die tatsächlich keine Legitimation einer rechtsstaatlich handelnden Gruppe sind, sondern die Verteidigung rechtsextremen Terrors.

0

Unter den Umständen, zu der Zeit, warscheinlich nicht. Das war ja auch ein relativ langer Zeitraum von 33 bis 45 und am Anfang lief es ja, bis der Krieg angefangen hat und die ganzen anderen Dramen. Man muss ja auch die Zustände aus der Weinmaher Rebublick bedenken, den Leuten ging's ja wirklich dreckig und wenn dann das Rumpelstilzchen kommt und das behebt, dann biste warscheinlich erstmal dafür.

Hallo!

Denke das ist eine gute Frage.

Meine Einschätzung dazu: Ja, es wäre möglich gewesen wenn auch Schwierig!

Warum ich so denke:

  • Man(n) hat die Gefahr völlig unterschätzt und nicht gesehen das die Demokratie an sich abgeschafft werden könnte - was dann passiert ist
  • Die Konstellation mit einem "unglücklich" agierenden Reichspräsident Hindenburg, einer ratlosen Regierung und einem neuen Reichskanzler Hitler war fatal.
  • Die letzte demokratische Regierung hat glücklos gehandelt aber durchaus seriös - die Vorschläge von Hitler waren rein populistisch und schlichtweg nicht finanzierbar. Er hat schlicht gelogen und den Menschen erfolgreich erklärt das nur die Regierung Schuld sei an allem Elend. Was natürlich nicht stimmte, aber man hat ihm gerne geglaubt und dann auch gewählt.

Anmerkung: Hier fallen mir Parallelen ein zum BREXIT - wo auch gewissen Personen ganz bewusst mit Lügen und falschen Behauptungen gegen die EU durch England gezogen sind und schlicht Lügen erzählt haben und die Menschen es gerne geglaubt haben! Diese Leute wurden dann letztendlich auch gewählt und haben den BREXIT durchgezogen.

  • Man hat es schlicht nicht für möglich gehalten das dieser Hitler seine vorher bekannten Punkte tatsächlich umsetzt und es zum Krieg kommt.

Das ist zumindest meine Meinung dazu, hoffe konnte helfen.

eingew  05.10.2023, 09:31
Man(n) hat die Gefahr völlig unterschätzt und nicht gesehen das die Demokratie an sich abgeschafft werden könnte - was dann passiert ist

Darf ich fragen, woran du das genau festmachst? Die Weimarer Republik ist ja selbst durch eine Machtergreifung entstanden. Das war verhältnismäßig unblutig, ja, weil der Kaiser freiwillig abgedankt hat, aber nichtdestotrotz eine Revolution und sowohl vor als auch nach dem Ende des Kaiserreichs brodelten immer wieder revolutionäre Bewegungen unter der Oberfläche, die auch regelmäßig in bewaffneten Konflikt mit der Polizei oder untereinander traten. Friedrich Ebert hat immer eine Priorität auf die Loyalität der Armee gelegt - soweit das eben möglich war bei der Struktur. Die SPD hatte sogar ihren eigenen Schlägertrupp mit der Eisernen Front, der als Reaktion auf andere bewaffnete Gruppen gegründet worden war.

Den Machthabern damals war sehr bewusst, wie gefährlich die Situation war, sehr viele Politiker sind in diesem Zeitraum ermordet worden. Eine feindliche Machtergreifung und politischer Terror waren eine ganz reale, ja geradezu alltägliche Gefahr.

Bei den übrigen Punkten stimme ich dir jedoch zu.

0

ja,sie wäre klar vermeidbar gewesen

1.mit einer einheitsfront kpd/spd

2.wenn die konservativen parteien nicht (teilweise) gemeinsame sache mit ihm gemacht hätten

3.wenn die großindustriellen (z.b. krupp) hitler nicht massiv finanziell unterstützt hätten

etc.

Möglich.

Im Nachhinein kann man viel analysieren und spekulieren.

Wem bringt's was ?

Klar kann man bei vielen Angelegenheiten versuchen, Parallelen zu erkennen und Entwicklungen zu vermeiden, oder zu fördern, je nachdem, worum es geht.

Ggf. wird die jeweils aktuelle Situation von der Gesellschaft als: "Diesmal ist es ganz anders" empfunden.

Da wollen mahnende und warnende Stimmen oft nicht wirklich gehört werden.