Viele Christen reden davon, wie wichtig es doch Gott ist, zu vergeben. Wann genau? Schon während der Straftat und dann immer wieder?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Glaubt man der Bibel, ist Gott selbst rachsüchtig, egozentrisch und grausam. Er hat mit der Sintflut fast seine gesamte Schöpfung ausgelöscht, ganze Städte aus gekränktem Stolz platt gemacht und die sieben Plagen über unschuldige Menschen gebracht.

Doch die meisten Christen berufen sich auf das Neue Testament und die Lehre Jesus, der Frieden und Nächstenliebe predigte.

Das finde ich positiv und auch als Atheist kann ich mich weitgehend damit identifizieren. Doch es gibt Dinge, die ich unmöglich vergeben könnte.

iQhaenschenkl  06.04.2023, 23:16

„Doch es gibt Dinge, die ich unmöglich vergeben könnte.“ Du bist ja auch nicht Gott und ich bin auch nicht Gott. Gott ist eben kein menschliches Wesen, mit all seinen Schwächen.

0
okieh56  07.04.2023, 11:23
@iQhaenschenkl

Selbstverständlich bin ich nicht Gott - ich bin schließlich real existent. Auf so einen Gott, wie er in der Bibel dargestellt wird, könnte ich auch sehr gern verzichten.

Auf andere Götter allerdings auch - ich komme sehr gut ohne aus. Aber das ist meine persönliche Einstellung, selbstverständlich kann jeder glauben, was er will.

0
iQhaenschenkl  07.04.2023, 11:27
@okieh56

Wenn man bedenkt, dass nach christlichem Glauben, unsere Existenz auf dieser Welt nur eine Zwischenstation ist, erscheinen die angeblichen Gräueltaten Gottes, aus dem AT, eher als irrelevant.

0
okieh56  07.04.2023, 15:28
@iQhaenschenkl

Wenn ich Christ wäre, hielte ich es nicht für irrelevant. Aber das kann jeder sehen, wie er will.

0
iQhaenschenkl  07.04.2023, 15:40
@okieh56

Das Leben hier auf dieser Welt, ist nicht das Ziel der Christen!

Jetzt verständlich?

0
okieh56  07.04.2023, 16:08
@iQhaenschenkl

Ich verstehe, was du meinst.

Aber ist ihnen deshalb völlig egal, wie (ihr) Gott (angeblich) handelt? Ist es ihnen egal, dass ihr Gott Kriege in seinem Namen zulässt, Krankheiten über die Menschen bringt, Naturkatastrophen, unschuldige Kinder sterben lässt...?

Das kann man doch nicht mit dem „freien Willen“ begründen, den Gott den Menschen angeblich gab.

Es ist für mich ganz und gar nicht verständlich, wie man so einem Gott huldigen kann.

Doch das muss jeder für sich selbst entscheiden.

0

Vergeben bedeutet nicht, schlechtes gutzuheißen. Das heißt, man darf natürlich eine Straftat verhüten. Wenn mich jemand angreift, so darf ich mich beispielsweise körperlich wehren.

Beim Vergeben geht es darum hinterher die Entscheidung zu treffen nicht weiter böse auf die Person zu sein.

Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater euch auch vergeben. Matthäus 6:14

Und richtet nicht, so werdet ihr nicht gerichtet; verurteilt nicht, so werdet ihr nicht verurteilt; sprecht los, so werdet ihr losgesprochen werden! Lukas 6:37

LG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bibelstudium, pers. Beziehung mit Gott, freievang. Gemeinde

Zu Vergebung gehört auch Buße. Buße hat nichts mit Bußwerken zu tun, sondern bedeutet, dass man seine Gesinnung ändern soll. Man soll also versuchen, von Sünden zu lassen und begangene Sünden nicht mehr zu tun. Deshalb hat Jesus immer wieder zur Buße aufgerufen.

Aber: Wir sündigen generell in Worten, Taten und Gedanken, wie im Neuen Testament festgestellt wird:

  • "Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. [...] Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns" (1. Johannes 1,8-10).

Wenn wir ehrlich sind, fällt uns das auch auf. Da Gott heilig, rein und gerecht ist, wären wir auf ewig von Gott getrennt und verloren. Der Ausweg findet sich zwischen den beiden Versen:

  • "Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit (1. Johannes 1,9).

Wir können also Gott um Vergebung unserer Sünden bitten und uns sicher sein, dass Er uns auch vergibt!

Das Ziel ist natürlich, möglichst nicht zu sündigen. Wenn wir aber sündigen, gibt es Vergebung bei Jesus Christus:

  • "Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten; und er ist das Sühnopfer für unsere Sünden, aber nicht nur für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt" (1. Johannes 2,1b-2).

Weil Gott uns liebt:

  • "Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat" (Johannes 3,16).
  • "Größere Liebe hat niemand als die, dass einer sein Leben lässt für seine Freunde" (Johannes 15,13).

Das ist doch wunderbar!

Und passt wunderbar zum Karfreitag, denn dieser Tag erinnert an das stellvertretende Leiden Jesu zur Vergebung unserer Sünden...

Vergebung ist doch immer nur eine Notlösung. Besser ist es, wenn schlechte Dinge, Straftaten etc. gar nicht erst passieren.

Vergebung von Gott kommt nicht automatisch. Sie setzt voraus, dass man seinen Fehler eingesehen hat, dass es einem leid tut und dass man sich schon auch ernsthaft vornimmt, es in Zukunft besser zu machen.

Dann, und nur dann kann man überhaupt darauf hoffen, dass Gott vergibt. Ob er es dann wirklich tut, ist nochmal eine andere Frage.

Gott vergibt dann, wenn wir die Sünde nachher ehrlich bereuen und ihn um Vergebung bitten. Wir müssen dann aber mit aller Kraft daran arbeiten, dass wir dieselbe Sünde nicht wieder begehen. Das heißt, man kann nicht eine Sünde bereuen, sie vergeben lassen, und dann munter weiter drauflos sündigen. Das geht nicht.