Verteidigung mit Taekwondo?

8 Antworten

Von Experte Frank1409 bestätigt

Ich weiß ich mache mich mit der Aussage nicht furchtbar beliebt aber Teakwon Do ist zur Selbstverteidigung echt nicht besonders gut geeignet.

Das Wettkampfsystem ist extrem spezifisch wodurch der Fokus quasi nur auf Tritten liegt. Mein Bruder ist wettkampftechnisch ein reiner Grappler (Judo, Sambo, Submission Wrestling)

und hat einfach hin und wieder Kicks und Schläge mit uns trainiert. Er hat im Alter von 15 einen 4 Jahre älteren Teakwon do Blaugurt in einem Sparring nach Kickboxregeln völlig dominiert.

Klar, das muss nicht repräsentativ sein aber da auch im MMA oder K1 nicht wirklich irgendwelche Teakwon Do kämpfer auftreten, spricht das auch dafür Teakwon Do schnell an seine Grenzen stößt wenn das eigene Regelwerk verlassen wird.

Aber es ist toll für deine Fitness und sieht echt spektakulär aus!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Wettkampfsportler seit 6. Lebensjahr

Irgendwer103 
Fragesteller
 02.10.2022, 17:26

Vielen Dank für diese ausführliche Antwort ;)

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Frank1409  04.10.2022, 07:32

Du hast vollkommen recht was die Einseitigkeit dessen was Taekwondo geworden ist angeht. Es ist ein olympischer Sport geworden und ist nicht mehr sehr funktionell. Sie sind nicht mal mehr fähig im Infight zu kämpfen. Ein reines Kickballett. Traurig. Ich komme ja ursprünglich aus dem alten klassischen Taekwon-Do, die andere Schreibweise ist absolut beabsichtigt und macht klar das ich einen völlig anderen Stil meine. Wir haben früher direkt im Kickboxen gekämpft, uns wäre nie eingefallen keine Handtechniken zu haben. Und egal mit wem wir gekämpft haben, uns hat man ernst genommen. Aber das bestätigt meine Meinung, dass es immer schlecht ist wenn eine funktionierende Kampfkunst zu einem reinen Sport verkommt. Das was man heute mit Taekwondo meint geht voll am Leben vorbei und funktioniert nicht. Eine bittere Wahrheit. Ich liebe mein altes klassisches Taekwon-Do, aber selbst ich tausche mich lieber mit Karate, vor allem Kyokushinkai aus. Die Szene im Taekwondo heute ist überhaupt nicht mehr meins

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RagingDemon  04.10.2022, 07:53
@Frank1409

Das kann ich leider nicht beurteilen aber kann mir vorstellen wie der Weg dahin zustande kam. Wenn ein Kampfsport überreglementiert wird, verliert er sehr schnell an Charakter. Judo ist leider auch auf einem guten Weg dahin, nachdem der Bodenkampf auf ein Minimum reduziert wurde und jeder Griff zum Bein mittlerweile direkt zu einem Strafpunkt führt. Ich hoffe ja, dass der mittlerweile gängige Vergleich mit anderen Kampfstilen dem ein bisschen entgegenwirkt.

Was ich allerdings sehr begrüße, ist der amerikanische Trend momentan viele neue Wettkampfsysteme zu entwickeln um einerseits den Charakter des Kampfstils zu erhalten und ihn andererseits realitätsnah auszuüben. Aber Karate Combat und Combat Jiu Jitsu könnten von mir aus gern ein Weltweites Phänomen werden. Selbst im Aikido gibt es mittlerweile ein Wettkampfsystem namens Shodokan Aikido.

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Frank1409  04.10.2022, 07:57
@RagingDemon

Ja, da teile ich deine Meinung. Nicht ohne Grund mache ich meinen eigenen Stil aus mehreren Stilen. Turniersport ist schon lange nicht mehr meins, ich bin schon ein bisschen angestaubt weil älter, aber ich arbeite noch im Strafvollzug. Es muss funktionieren was ich mache, sonst kann es ganz böse enden.

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RagingDemon  04.10.2022, 08:39
@Frank1409

Stimmt, da hatten wir uns ja schonmal drüber unterhalten.

Ist Nahkampf eigentlich Bestandteil der Ausbildung? Ich gehe mal davon aus das man in diesem Beruf überdurchschnittlich oft attackiert wird.

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Frank1409  04.10.2022, 09:02
@RagingDemon

Jain, es gibt ein Programm, früher sehr gut, jetzt geht so. Es sind bestimmte Leute die wenn es "Knallt" die Sachen regeln. Aber man wird keineswegs ständig angegriffen, es ist nicht wie in einschlägigen Filmen dargestellt. Die Gefangenen wollen auch Sachen und wir sind die Ansprechpartner. Aber es ist wichtig das man selbst zusieht das man für den Ernstfall in Schliff ist. Kann ich nur jedem raten.

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Nicht einfach zu sagen. Vielleicht nie. Die traditionellen Sachen funktionieren meist nur untereinander. Beim Training übst Du ja nur gegen Tae Kwon Do, bei völlig anderen Angriffen ist man da schnell mit seinem Latein am Ende.

Das hängt davon ab wie intensiv du trainierst und auch wie das Training aufgebaut ist. Das alte klassische Taekwon-Do macht Sparring im Kickboxen, dass ist recht nützlich. Und obwohl es auch mehr mit dem Gedanken für Turniere aufgebaut ist, wird da auch Selbstverteidigung-Hosinsul trainiert. Auch gibt es da nicht nur Kicks, es werden auch Hand-Boxtechniken trainiert. Ein guter abgerundeter und flexibeler Kampfsport, eigentlich noch wirklich Kampfkunst, ein Stil der sich bei entsprechendem Training gut zur Verteidigung anwenden lässt.

Ich nehme aber an du machst das WT-Taekwondo, den olympischen Stil. Na ja, da werden eigentlich nur Kicks trainiert. Es ist von einer Kampfkunst zu einem reinen (olympischen) Wettkampfsport geworden. Für Selbstverteidigung eigentlich ein bisschen einseitig. Gut ist das Vollkontakt trainiert wird, wenn auch nicht mit Kickboxen zu vergleichen. Du musst dir da ein bisschen Boxen aneignen. Oder besser gleich für mehr umfassende Anwendung von Kicks und Boxen nebenbei Kickboxen trainieren. Man kann auch explizit Kurse für Selbstverteidigung besuchen, obwohl ich viele davon für nur mäßig bis schlecht einschätze. Du musst dir halt für Selbstverteidigung gewisse Dinge aneignen/antrainieren.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lange Zeit in der Justiz schärfte den Blick fürs Wesentliche

Also man übt ja ned nur Tritte... Ein guter Taekwondo kämpfer gewinnt immer gegen einen schlechten irgend was. Ein schlechter Taekwondokämpfer verliert immer gegen einen guten irgend was! Wichtig ist nur das man ned nur auf Punkte machen übt sondern wirklich auf dem Gegner schaden wenns sein muss!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Bei Kampfsportarten dieser Art, dauert es etwas. Rechne mal mit 1-2 Jahre. Vorher besteht die Gefahr, sich vollkommen zum Löffel zu machen. Intensiv trainieren bringt auch viel. Man muss aber die Ausdauer dafür haben.