Verspürt ihr wirklich regelmäßig/automatisch Mitgefühl?
Ich habe ernsthaft Probleme nachzuvollziehen in wie fern man Mitgefühl haben sollte, ich bin mir sicher das ich es in einer gewissen Art und Weise auch habe. Ich bin auf jeden so weit ich weiß auf jeden Fall empathisch, ich kann mich in Menschen hineinversetzen und diese verstehen. Jedoch ist Mitgefühl nur auf eine komische Art und Weise da, ich verspüre es nie sofern ich nicht aktiv versuche oder so in Richtung "loslasse". Bin ich moralisch schlecht? Leider habe ich nicht die Möglichkeit mit jemanden zu sprechen und deswegen frage ich einfach hier, also ist das bei euch auch so oder ist das etwas automatisches und wie viel sind euch eure Mitmenschen wert?
Nehmen wir an ihr hättet die Möglichkeit 10€ zu bekommen aber dafür würde auf eine magische Art und Weise eine zufällige Person aus eurer Schule/Arbeit eine miese Backpfeife bekommen. Niemand kann es auf euch zurückführen, wie oft würdet ihr das nutzen?
Wie wärs wenn ihr einen Knopf hättet und wenn ihr ihn drückt bekommt man 15€, nur leider stirbt dann irgendwo, von mir aus China, eine Person. Würdet ihr das nutzen und wenn ja wie oft?
5 Antworten
Ja. Verspüre automatisch Mitgefühl. Ohne das ich etwas aktiv tue.
Und nein. Deine beiden Beispiele würde ich nie nutzen wollen, weil mir auch Menschen leid tun, die ich gar nicht kenne. Auch wenn ich sie nicht mag habe ich das.
Ich wäre doch auch verantwortlich für den Schreck und den Schmerz, den der Mensch bei Beispiel 1 verspürt. Das wäre total mies und asozial. Geld über das Wohl eines Menschen stellen, auf keinen Fall! Und über Beispiel 2 brauchen wir erst gar nicht reden. Selbst wenn es alles Geld auf der Welt wäre, was da angeboten würde. Das Menschenleben ist unbezahlbar.
Hast du vielleicht gelernt deine Gefühle zu unterdrücken und sie nicht zu zeigen? Man kann sich nicht aussuchen welches Gefühl man unterdrückt. Machst du es bei einem, dämpfst du andere auch gleich mit.
Wie machst du das, so in Richtung loslassen? Was meinst du damit?
War das schon immer bei dir so oder hat sich das irgendwann entwickelt?
Ich wurde emotional normal geboren, irgendwann hat sich dann eine Abneigung gegenüber "schwachen" Emotionen gebildet und in den letzten Monaten arbeite ich daran jegliche Emotionen völlig abzutöten (zumindest äußerlich).
Oh ok. Dann wird es wohl daran liegen. Schade, dass du das versuchst. Hast einiges durchgemacht, oder? Manche Gefühle sind hart aber ohne fehlt einem doch so viel. Warum möchtest du das wenn ich fragen darf?
weil ich der Überzeugung bin das es aus philosophischer Sicht eines Sinn im Leben gibt und diesem Ziel/Sinn bin ich bereit alles unter zu ordnen. Denn um manche Ziele zu erreichen muss man nicht nur talentierter, disziplinierter und motivierter als jeder andere sein, man muss auch bereit sein mehr zu opfern als die Anderen und in diesem Fall gebe ich Emotionen ab.
Hm, verstehe. Ist es wirklich wert Dein Herz, Deine Emotionen zu opfern für etwas was Du hier erreichen kannst? Es kann sein, daß Du Dich danach ganz leer fühlst. Wie willst Du dann noch Glück empfinden, selbst wenn Du Dein Ziel erreicht hast? Freude ist auch eine Emotion. Dämpfst Du eine, dämpfst du alle. Nichts was es hier gibt, ist es wert sein Herz zu opfern. Es ist das wertvollste was du hast. Dies zu bewahren ist der größte Erfolg in dieser Welt, die meist nur Maschinen statt Menschen will.
Wenn ich meine Ziele erreicht habe, dann will ich Glück empfinden. Die Kombination aus meinem Ego, meinem Wissen und meinen Erfahrungen werden es mir allerdings nie erlauben davor Glücklich zu werden. Ich handle nicht nach geistigen oder körperlichen Trieben, sondern nach rationalen philosophischen Überlegungen und ich muss es nun mal nehmen wie es ist. Ich habe mir die Regeln dieser Welt nicht ausgesucht, ich habe mir nicht ausgesucht wie schlau/dumm, stark/schwach ich bin oder wie meine Kindheit war. Jedoch handle ich mit all meiner Intelligenz und Stärke um das meiste aus diesem "Spiel" des Lebens rauszuholen.
Das ist eigentlich normal dass man mehr Mitgefuehl fuer Menschen hat die man gut kennt, oder deren Story einen beruehrt. Fuer die randomale Backpfeife und den randomalen Chinesenmord muss man seine Fantasie erstmal bemuehen um sich das vorzustellen, und dazu ist man nicht immer in der Lage.
Kurz gesagt: du bist voellig normal.
Ich würde da eher die 10€ für ne random Backpfeife nehmen, als 15€, dass jemand in China stirbt.... außer ich kann ihn so lange drücken, bis Xi stirbt.
Spass beiseite, ich verstehe etwas, was du meinst. Meine Gefühle sind schon sehr abgestumpft, ich weine nicht, lache kaum (bin ich depressiv? Hab aber trotzdem Spaß an Dingen...). Emphatie habe ich schon, aber auch für mich ist es schwer. An der Bahnhaltestelle, an der ich jeden Tag stehe, sitzt immer ein oder zwei Bettler (immer die gleichen), und ich weiß, dass sie zu einer Bande gehören, da sie mit etwa 8 anderen Leuten in der gleichen Wohnung nur ein par Häuser weiter wohnen, und es schon einige Vorfälle mit Polizei gab. Mir fällt es deshalb leider immer schwerer, Mitgefühl für diese (zwei) abzurufen.
Natürlich ist es insgesamt schwerer Empathie zu zeugen für Menschen, die du nicht kennst, weshalb es auch komplett schwachsinnig ist, wenn Politiker twittern, sie stehen neben der Ukraine. Keiner kann wirklich nachvollziehen, wie es denen Geht, dann sagt man nicht so etwas. Ich hoffe ihr versteht was ich meine.
Man kann such immer schlechter beurteilen, vielleicht stimmt es aber. Du bist immer noch ein Mensch, die Empathie ist bei jedem verschieden ausgeprägt, also mach dir erstmal keine Sorgen.
Verspürst du emotionale Verbindungen zu Freunden/Familie und würdest du jetzt 15€ für den Tod irgend eines Menschen auf der Welt nehmen??
1. Ja, meine Familie ist mir wichtig, auch wenn ich es manchmal nicht ganz funzt
2. Nein, weil ich weiß, dass diese Person ebenso eine Familie hat. Außerdem sind 15€ wenig. Die kann ich ehrlich mit weniger Risiko bekommen.
Es gibt einen Unterschied zwischen Mitgefühl oder auch Mitleid und Empathie. Während wir beim ersteren tatsächlich "fühlen", was jmd anderes fühlt ist die Emphatie nur die Fähigkeit zu Wissen, WAS der andere durchmacht( wir es uns also vorstellen können, ohne das jetzt dramatische Gefühle dabei sind). Es sind sogar unterschiefliche Areale im Gehirn aktiv. Und ja, ich finde das dieses Mitleiden mit völlig fremden Personen echt immer übertriebener wird. Ob ich aber für viel Geld in Kauf nehme, dass iwer stirbt.....? Vielleicht, aber davor ist nicht danach. Ob ich das einfach so beiseite schieben kann, weiß ich also gar nicht. Ich dachte auch einmal, jeder sei käuflich, bis ich ein Mutter wurde. Denn auch für mehrere Milliarden würde ich niemals mein Kind verkaufen bezw töten( lassen).
Könntest du für soviel Geld einen deiner Angehörigen töten ( lassen) ?
Es gibt natürlich auf der anderen Seite Leute die sogar dafür bezahlen.
Wie immer also sind die Menschen halt verschieden. Und ich finde es überhaupt nicht besonders schlimm, kein Mitleid oder Mitgefühl für völlig fremde zu haben. Und evolutionär macht das ja auch keinen Sinn. Es geht immer eher um die "eigenen" Leute, die einen Vorteil für sich nutzen und auch töten, um zu überleben und sich zu vermehren.
Ich habe manches Leben und Ziele für die ich bereit wäre alles zu tuen und zu opfern. Du hast aber Recht in dem das evolutionär gesehen keinen Sinn macht sich um andere zu sorgen außer um die die einen selbst interessieren.
Genauso ist es. Und wie weit man geht, ist immer eine sehr persönliche und individuelle Sache. Es gibt halt auch Leute die können ohne Reue töten und auch die gehören zur Gattung homo sapiens. Deswegen gibt es auch kein"unnormales" menschliches Verhalten. Es ist nur die Häufigkeit mit der bestimmtes Verhalten auftritt, das sozusagen einen Unterschied ausmacht. Und für die meisten ist normal eben nur das was sie selbst denken fühlen und tun. Dabei gibt es ein so breites Spektrum menschlichen Verhaltens.
Und Empathie und Mitgefühl zu haben, macht niemanden zu einem besseren Menschen. Es ist nur grad modern und wird gerne überall signalisiert. Ich finde das ziemlich abstossend.
Und Ziele zu haben, und dafür vieles zu opfern, was andere vielleicht nicht verstehen, ist für bestimmte Dinge eben auch eine Notwendigkeit. Man tut das, was man glaubt, tun zu müssen.
danke, ich werde mich dann jetzt bestätigt fühlen und brauche mir keine Gedanken zu machen ob ich nach jemanden Moralvorstellungen die Ausgeburt der Hässlichkeit bin. Ich bin Ich.
Kenne ich, aber leider habe ich viele Menschen in meinem Umfeld die das nicht kennen. Sie rennen lieber mit anderen und fühlen sich dann stark und nehmen nicht einmal Geld dafür.
Ja man kann nicht gezielt einzelne Gefühle unterdrücken, ich zeige generell keine Emotionen. Es ist allerdings nützlich ab und zu Mitgefühl zu symbolisieren und das geht am besten wenn man es versucht nach zu empfinden. Dazu streng ich mich in gewisser Weise an in die andere Person hineinzugeraten und versuche die Emotionen nachzufüllen und das "Schauspiel" was ich dann abliefere wirkt auf mich gewisser Weise natürlich.