Unterstützen Veganer wegen Kupfer Tierleid?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Dieses Argument ist absolut unnsinnig. Tierknochen bestehen aus Magnesium und Calcium. Zwei Mineralstoffe die überall verfügbar sind. Niemand würde Tiere extra für Knochenleim züchten, um damit Kupfer herzustellen. Das wäre absolut unwirtschaftlich. Die Knochen werden verwertet, weil sie als Schlachtabfälle anfallen.

Tiere werden für Fleisch, Milch, Eier, Leder, Pelz, Wolle und Daunen gezüchtet und geschlachtet. Die Meidung dieser Dinge senkt die Nachfrage nach Schlachtvieh. Aber sicher nicht Knochenleim.

Das ist ein typisches Pseudoargument um bei Veganern ein Haar in der Suppe zu finden aus dem man ihnen einen vermeintlichen moralischen Strick drehen möchte. Es ist absolut lächerlich suggerieren zu wollen, nur weil man ein Elektrogerät mit Kupfer drin besitzt würde es keinen Unterschied machen, wenn man Fleisch isst und Leder trägt. Das ist schlicht falsch.

GoldTheodor 
Fragesteller
 25.07.2020, 21:09

Vielen Dank. So sehe ich das auch.

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Seagull420  15.04.2021, 00:06

Knochenleim oder auch Glutinleim besteht aber nicht direkt aus Knochen. Die Knochen werden ausgekocht, dadurch entsteht eine Gallerte, deren Hauptbestandteil Glutin ist. Dieser Kleber ist nicht anders herstellbar.
Dies wiederum zerstört aber auch das Argument der Anti-Veganer. Es ist alternativlos und somit nicht änderbar. Ein Veganer kann in puncto Ernährung, Kosmetik usw. Alternativen finden. Wenn er dies tut, darf er sich auch gerne Veganer nennen. Ich finde bloß die Aussage: „Ich verzichte komplett auf tierische Produkte" ziemlich prätentiös. Man sollte einfach nicht zu pedantisch mit dem Thema umgehen.

PS: Bei der Herstellung des Fairphones wird auf Knochenleim verzichtet. Dies wäre zumindest schon mal eine Alternative in Sachen Smartphones.

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Nein. Bei diesem Argument werden drei Dinge nicht betrachtet:

  • Kupfer ist zu einem sehr hohen Grad recyclingfähig
  • In der Theorie auch zu 100%
  • Kupfer ist kein kritischer Rohstoff

Aber im Detail:

Das besondere an Kupfer ist: Es ist zu einem sehr hohen Grad recyclingfähig: Es lässt sich praktisch zu unendlich wiederverwenden und ohne Qualitätsverlust recyceln. Seine ursprünglichen Eigenschaften behält es auch nach vielen Verarbeitungen. In sehr vielen Anwendungen wird Kupfer eingesetzt. Vergleicht man es mit manch anderen Werkstoffen wird klar: Abnehmende Qualität gibt es hier nicht.

Gerade Schrott eignet sich laut Behrendt bestens für eine Kreislaufwirtschaft, denn Metalle lassen sich relativ verlustfrei wiederaufbereiten. Besonders Elektroschrott bietet aufgrund der Vielfalt an verschiedenen Metallen noch erhebliches Potenzial.

https://www.welt.de/sonderthemen/energiewende/article120062543/Schrott-ist-fuer-die-Wirtschaft-ueberlebenswichtig.html

Die modernsten Recyclingtechnologien sind so weit fortgeschritten, dass Kupfer selbst aus Legierungen nahezu verlustfrei wiedergewonnen werden kann.

Aufgrund der hohen Nutzungszeit ergibt sich nach Berechnungen des Deutschen Kupferinstituts eine Recyclingrate um die 80 Prozent:

Nimmt man eine durchschnittliche Lebensdauer aller Kupferprodukte von ca. 33 Jahren an und bezieht die Altkupfermenge auf die Kupferproduktion im selben Zeitraum, so steigt der Anteil an Kupfer aus Schrotten auf etwa 80 Prozent. Dieser Wert ist die echte Recyclingrate. (3; 4)

http://copperalliance.de/uploads/2018/06/recycling-von-kupferwerkstoffen-final-pdf.pdf

Der hohe Recyclinganteil trägt also zur Versorgungssicherheit bei.

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe bestätigt, dass Kupfer derzeit nicht als höchst kritischer Rohstoff angesehen wird:

Die Lebensdauerkennziffer (statische Reichweite)errechnet sich aus dem Verhältnis der Reserven zur Weltbergwerksförderung und gibt einen Hinweis auf den Stand der Exploration. Die Lebensdauerkennziffer liegt für 2010 bei 40 Jahren. Parallel zu den Kupfervorräten ist sie in den letzten Jahren seit dem historischen Tiefstand im Jahr 2001 (24,6 Jahre) wieder angestiegen. Dementsprechend liegt sie im mäßigen, an der Grenze zum unkritischen Bereich.

https://www.bgr.bund.de/DE/Gemeinsames/Produkte/Downloads/DERA_Rohstoffinformationen/rohstoffinformationen-16.pdf?__blob=publicationFile&v=7

Wenn ein Konsument also Elektroartikel kauft, dann kauft er mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit (aufgrund der Recyclingrate von 80 Prozent) diese Elektroartikel aus recyceltem Kupfer. Zumal auch: Wenn er diese Elektroartikel eine sehr lange Zeit nutzt trägt er also auch zu diesem Wert bei.

Ein weiterer wichtiger Punkt, den ich ansprechen möchte ist: Die Alternative. Bei der Diskussion um die Alternative wurden schon einige Beispiele genannt. Wie z.B. Störleim, Reisleim, Birkenpech (Birkenrinde), …

Ja aus wirtschaftlicher und kaufmännischer Sicht ist Knochenleim wohl die günstigste Variante. Dies lässt sich korrelativ auf den Konsum von Fleisch oder tierischen Produkten zurückführen:

https://de.statista.com/outlook/40020000/137/verarbeitetes-fleisch/deutschland

Die Alternativen sind gegeben. (siehe oben). Welche wird genutzt? Die wohl günstigste. Aus wirtschaftlicher und kaufmännischer Sicht ist daran auch nichts verwerflich.

Aufgrund des ganzen Wissens stelle ich mal die Frage. Welche Personen tragen zu einen hohen Grade dazu bei, dass mehr Knochenleim (in der aktuellen Situation) benutzt wird?

  • A: Ein Veganer, der Elektroartikel kauft und diese sehr viele Jahre nutzt?
  • B: Ein Veganer, der Elektroartikel kauft nach einem kurzen Zeitraum wieder neue kauft und sich nicht um Recycling bemüht?
  • C: Ein Fleischesser, der Elektroartikel kauft und diese sehr viele Jahre nutzt?
  • D: Ein Fleischesser, der Elektroartikel kauft nach einem kurzen Zeitraum wieder neue kauft und sich nicht um Recycling bemüht?

A und C könnten für eine ähnliche Nachfrage nach Knochenleim sorgen, während B und D zu einem hohen Bedarf an Leim beitragen.

Wie man an diesem Beispiel sieht: Die Nachfrage nach Knochenleim (und damit Tierleid) hängt vielmehr von den Kaufgewohnheiten ab, als von den Ernährungsgewohnheiten. Wobei C einen indirekten Beitrag auch dazu leistet – Zumindest nur, wenn sein Fleischkonsum weiter steigt. Dann sinkt auch der Einkaufspreis von Knochenleim (weil das Angebot höher wird). Sinkt der Konsum von tierischen Produkten (in dem Beispiel rapide), dann werden die Alternativen aus wirtschaftlicher Sicht interessanter: Wenn keiner mehr tierische Produkte konsumieren würde, wie sähe es dann mit Knochenleim aus? Würde es das noch geben?

Und was zusätzlich wichtig ist. Aufgrund der obigen Dinge, die ich genannt habe. Kupfer lässt sich also auch zu 100% wieder recyclen. Ebenfalls ein Grund, dass es mehr von den Konsum- und Recyclingverhalten der Leute abhängt:

„Kupfer ist hier in einer Vorreiterrolle“, erklärt Dr. Ladji Tikana, Experte für Life-Cycle-Fragen beim Deutschen Kupferinstitut. Anders als viele Materialien könne Kupfer ohne Qualitätsverlust zu 100 Prozent recycelt werden und lasse sich auch problemlos aus Verbindungen mit anderen Elementen in Legierungen lösen.

https://www.wlz-online.de/waldeck/korbach/kupfer-kann-zu-100-prozent-recycelt-werden-und-hat-damit-eine-vorreiterrolle-bei-nachhaltigen-produktion-11554989.html

Woher ich das weiß:Recherche
GoldTheodor 
Fragesteller
 25.07.2020, 21:09

Sehr schöne Antwort :-)

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Und dadurch würden Veganer die Massentierhaltung auch unterstützen?

Eigentlich zeigen solche Argumentationsversuche vor allem, dass der allgemeinen Wald- und Wiesen-Antiveganer mental so stumpf wie ein Löffel ist. Dabei offenbart sich ein immer wiederkehrendes und bekanntes Muster, wonach die Vehemenz, mit der die vermeintliche Ideologie der anderen abgelehnt und verfolgt wird, nur das Ergebnis grenzenloser Ideologie sein kann. Das geht so weit, dass man sich oft nicht sicher ist .. handelt es sich hier um eine Parodie?

Bild zum Beitrag

 - (Ernährung, Deutschland, Tiere)
GoldTheodor 
Fragesteller
 25.07.2020, 21:10

Ja, dieses Argument bzw. das alles ist echt stumpf.

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Igi667ONE  11.10.2022, 15:01

Hey, die Rechenbeispiele kommen vom RKI, oder?

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Im Prinzip nichts weiter als einer der üblichen Angriffe auf die Person statt zur Sache (ad hominem), hier in Form eines "tu quoque".

Die Fremdmoralapostel² werfen den Veganern vor, ja nicht zu 100,00000000% konsequent zu sein, indem die Forderung der Veganer Tierleid zu vermeiden hoch 10 und absolut gehalten wird, und da die Verarbeitung von Kupfer ja ohne Knochenleim "nicht möglich" sei, wird den Veganern dann pauschal "Heuchelei" unterstellt.

² Fremdmoralapostel: Den übertriebenen Moralanspruch, den sie andern unterstellen, würden diese selbstverständlich niemals für sich selber gelten lassen. Soviel zu Heuchlern.

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Gegenwärtig ist das wirtschaftlichste halt Knochenleim - es gibt selbstverständlich Alternativen, nur sind diese weniger effizient und aufgrund der Unmengen an Schlachtabfällen ist Kochenleim einfach schei**billig. (Dazu wird vergleichsweise wenig davon gebraucht)

Wenn keine Schlachtiere mehr anfallen würde, würden die Alternativen den Preis von Kupfer halt um ein paar Euro je Tonne steigen lassen - das wäre alles.
Oder die Produktion aus der Tierkadaververwertung würde eventuell aureichen. Dazu müsste man die jeweiligen Mengen mal genauer recherchieren.

GoldTheodor 
Fragesteller
 25.07.2020, 22:32

Vielen Dank. Das beantwortet das ebenso sehr gut :)

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wickedsick05  26.07.2020, 14:53
Im Prinzip nichts weiter als einer der üblichen Angriffe auf die Person statt zur Sache (ad hominem), hier in Form eines "tu quoque".

Richtig, das ist das Argument von Verzichtern zum Thema Massentierhaltung.

Die Veganmoralapostel² werfen den Mischköstlern vor, ja nicht zu 100,00000000% konsequent zu sein, indem die Vegane "Tierhätschelforderung" ad absurdum geführt wird, und da artgerechte Haltung von Tieren ja ohnehin "nicht möglich" sei, wird den Mischköstlern dann pauschal "Heuchelei" unterstellt.

Den übertriebenen Moralanspruch, den sie andern unterstellen, würden diese selbstverständlich niemals an anderer Stelle für sich selber gelten lassen. Soviel zu Heuchlern.

Gegenwärtig ist das wirtschaftlichste halt Massentierhaltung - es gibt selbstverständlich Alternativen(Weidehaltung, Wild, Angeln gehen usw.), nur sind diese weniger effizient und aufgrund der aufwändigeren Produktion teurer.

Dein GANZES Geschreibe lässt sich 1 zu 1 auf Veganismus und die scheinargumente Übertragen im Grunde beschreibst du GENAU das was Verzichter so schreiben: "tu quoque"

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Danless  26.07.2020, 15:00
@wickedsick05
Gegenwärtig ist das wirtschaftlichste halt Massentierhaltung - es gibt selbstverständlich Alternativen(Weidehaltung, Wild, Angeln gehen usw.), nur sind diese weniger effizient und aufgrund der aufwändigeren Produktion teurer.

Also gibst du hier zu, dass Massentierhaltung und Weidehaltung unterschiedliche Dinge sind. Interessant :-) Denn die Alternative zu Massentierhaltung ist dann (laut deinem Text) Weidehaltung. Gut zu wissen.

Gleichzeitig rechtfertigst du jetzt auch die Massentierhaltung. Geht es dir jetzt auch explizit darum, speziell diese Haltungsform zu rechtfertigen und nicht die Weidehaltung?

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War mir bisher nicht bekannt, sicherlich wird es dafür spätestens in naher Zukunft Alternativen geben. Theoretisch müsste man als Veganer auch auf sämtliche moderne Medizin (Tierversuche), Windstrom/Wasserkraft und Lebensmittel (Insektizide) verzichten. Das ist aber bekanntermaßen unmöglich, und kein Mensch ist perfekt. Solange man auf sämtliche Tierprodukte und tierische Unterhalter verzichtet, ist man meiner Ansicht nach Veganer.

GoldTheodor 
Fragesteller
 25.07.2020, 21:10

Stimme dir da zu

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