Unterschied Boogie Woogie und Lindy Hop?
Wie seht ihr das?
Es gibt "Tanzschulen" die trennen beide Tänze sehr konsequent voneinander. Warum ist das so?
An die Lindy Hop Tänzer(innen). Tanzt ihr ungeführt einen 8-Count? Sprich: Habt ihr von Grund auf als Grundschritt 8-Count gelernt?
Das sähe ich als größtest Problem an, wollte ein Lindy Hopper mit einem Boogie Tänzer tanzen...
1 Antwort
"Es gibt "Tanzschulen" die trennen beide Tänze sehr konsequent voneinander. Warum ist das so?" - Weil es zwei verschiedene Tänze sind. Boogie Woogie, wie er heute unterrichtet wird, ist eine europäische Erfindung. Wettkämpfe finden vorwiegend in Europa statt und die europäischen Nationen sind darin führend.
Lindy hat in seiner Ursprünglichkeit viel Ähnlichkeit mit Jitterbug. Das sind aber auch nicht derselben Tänze. Während Lindy in seinen Anfängen vorwiegend in den Ballroooms von Harlem in New York getanzt wurde, ist Jitterbug ein weisser Tanz, der aus Chicago stammt. Das Herumgehampel hat äusserlich wirklich viel Ähnlichkeit und Lindy hat die Jitterbug-Tänzer auch stark inspiriert, vor allem unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, als die GIs über New York zurück kamen. Sie lernten Lindy kennen nahmen diesen Tanz mit nach Hause und adaptierten daraus, was sie für cool hielten. Aber sowohl Lindy, als auch Jitterbug sind seither das geblieben, was sie damals waren.
Andere Tänze haben sich dahingehend entwickelt, dass Inspiration, Figuren, Wechsel zwischen 6- und 8-count u.a. aus anderen Stilen übernommen wurde: Houston Whip und Dallas Push sind sehr vom Western Style (Linedance u.a.) beeinflusst.
Der Bal-Swing aus Kalifornien und der britische Quickstep (eigentlich der schnelle Foxtrott) sind auf ähnliche Weise beisammen, aber wohl eher, weil die Musik aus Amerika während des Krieges nach Grossbritanien exportiert worden war und die Briten ebenfalls grosse Swing-Bands bildeten. (Britischer Swing von grösseren Formationen gespielt ist eine echte Klasse für sich! Es funktioniert dazu Bal-Swing, Quickstep und natürlich auch schneller Fox. Sehr empfehlenswert!)
Die Weiterentwicklungen von Tänzen basiert m.M.n. nicht mehr auf Kreation. Man kann einen menschlichen Körper schliesslich nur in einer endlichen Weise bewegen. Wenn es zudem zu Musik passen sollte, hat es einfach Grenzen. So sind die wirklich grossen Schöpfer von Tanzstilen vorüber: Frankie Manning (Lindy), Dean Collins (WCS), Maxi Dorf (Balboa) aber auch Fred Astaire sind nicht mehr unter uns. Sie prägten, besser gesagt: Sie schufen Tänze!
Heute kenne ich in ähnlicher 'Liga' noch Sylvia Sykes (WCS, Balboa) und Jonathan Bixby, die man heute noch an bedeutenden Veranstaltungen antrifft.
Die Klassifizierung von Tänzen ist keine exakte Wissenschaft. Es gibt Gremien, die sich manchmal demokratisch, manchmal aus reinen Geschäftsgründen zusammen finden. Wenn diese genügend kritische Masse besitzen, prägen sie einen Tanz dadurch, dass sie als "Open" Veranstaltung auch Tänzer anderer Stile zu Wettkämpfen zulassen. So werden eben Einflüsse, Figuren, Bewegungsfolgen ausgetauscht und ins "Standard Repertoire" übernommen. Es lebt davon, dass man sich aus unterschiedlicher Richtung trifft und vom anderen übernimmt, was man für cool hält. Der Austausch von Lindy-Tänzern mit anderen Stilrichtungen ist ja doch eher bescheiden, was der Grund sein dürfte, dass er geblieben ist, was er seither war. (-alles meine persönliche Meinung, basierend auf Beobachtung und vielen, vielen Gesprächen-)
"Wie ist es jetzt mit Grundschritt beim Lindy Hop? Wenn ich mit einem reinen Lindy Hopper Follower tanze, tanzt er dann ungeführt 8-Count?" - Da kann ich mich nicht zu äussern; ich bin Boogieaner, Westie und Balboa-Tänzer.
Es ist echt schade, dass anscheinend so viele Lindy Hopper in ihrem Stil so unter sich bleiben!
Ich denke, das hängt auch mit der Musik zusammen. Lindy beschränkt sich mit der Musik schon auf den Jazz der 1930er und frühen 40er. Aber diesbezügliche Experimente stehen jedem offen und fördern letztlich auch die eigene Kreativität. Der RTSF wäre natürlich ideal, um diese Dinge zu erörtern und gleich mal eine Runde auszuprobieren :-)
Sehr interessant
Ich (oder wir) als Lindy Hop Tänzer nehme allerdings alles was für mich sinnvoll ist oder Spaß macht auf, egal von welchem Tanz es kommt. Das ist auch unsere Philosophie denke ich. Und so sollte es auch sein. Das wichtigste am Lindy Hop ist der Spaß am Tanzen und da sollte es keine Grenzen geben.
Es ist halt trotzdem so, dass es sehr viele Gemeinsamkeiten im Lindy und Boogie gibt sodas Tänzer von beiden eigentlich miteinander klarkommen sollten. Ich sage immer das der größte Unterschied der Stil oder Style ist. Wenn ich mir Nils und Bianca anschaue, die beide Contests beim RockThatSwing damals gewonnen haben, kann man vom von einem sehr ähnlichen Stil sprechen, finde ich. Der Slowboogie in den Championships ist ja eh nicht weit vom Lindy entfernt. Wenn man überhaupt einen Unterschied festmachen kann.
Der Boogie Woogie ist wohl entstanden um einen bewertbaren Tanz für Turniere zu haben. Was ihn wieder sehr einschränkt, finde ich.
Wie ist es jetzt mit Grundschritt beim Lindy Hop? Wenn ich mit einem reinen Lindy Hopper Follower tanze, tanzt er dann ungeführt 8-Count?