Unsicher über Studienwahl
Liebe Community,
Vorgeschichte: Ich habe dieses Jahr angefangen Physik in München zu studieren. Das war für mich ein ziemlich interessanter und neuer Lebensabschnitt, da ich zuvor in einer kleinen Stadt in NRW gelebt habe. Physik hat mich schon immer sehr interessiert, weshalb ich auch den Mathe und Physik Leistungskurs für mein Abitur wählte. Kurz vor dem Abschluss hatte ich dann aber schon erste Zweifel ob ich wirklich Physik studieren sollte. Das lag nicht daran, dass ich den "Stoff" nicht verstanden habe, ich hatte einfach Zweifel. Also suchte und suchte ich nach Alternativen und kam schließlich bei der Kriminalistikabteilung der Bundespolizei bzw. beim LKA an. Das war für mich selbst schon sehr verwunderlich, dass ich dort reges Interesse zeigte, da es nicht die größten Parallelen zwischen dem Polizeiberuf und der Physik gab. Bei meiner Entscheidung stand immer der Spaß für den jeweiligen Beruf im Vordergrund und nicht das Gehalt. Ein halbes Jahr später musste ich mich dann entgültig entscheiden. Und die Entscheidung fiel auf das Physikstudium in München. Ich kann gar nicht genau sagen warum, vllt waren es die Jobmöglichkeiten, die nach einem Physikstudium wirklich riesig sind. Das Physikstudium macht Spaß aber trotzdem habe ich Zweifel, ich habe das Gefühl, dass wenn ich nicht vorher den Polizeiberuf/studium ausprobiere nicht die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Das hört sich jetzt vllt bescheuert an, da das Studium ja erst am 01.10 dieses Jahres begonnen hat. Ich habe bisher auch noch mit niemanden über meine Zweifel gesprochen, da ich mich irgendwie auch schäme. Der Umzug und die Wohnungssuche war nicht einfach und hat viel Geld und Zeit in Anspruch genommen, und bei einem Abbruch würde das doch alles Umsonst gewesen sein. Deshalb verblieb ich dabei jedem der mich fragte zu sagen, dass alles toll sei. Man kann also nicht sagen, dass dieses Gefühl nur kurzfristig sei und der Tipp: Mach dein Studium doch erstmal weiter, das ändert sich bestimmt schnell wieder, würde mir persönlich nicht unbedingt helfen. Ich habe mir schon länger über beide Wege Gedanken gemacht. Ein Abbruch würde bedeuten, ich bewerbe mich noch dieses Jahr (Bewerbungsfrist ist 31.10.14). Falls das aber nicht klappt würde das heißen ich müsste noch ein Jahr warten, und das möchte ich ja bestimmt nicht mit nichts füllen. Aber es ist für mich schwierig mit dem Gedanken weiter zu studieren. Ich komm nicht wirklich dazu für längere Zeit zu lernen, da immer wieder zweifel überwiegen. Aber gerade das Lernen ist für das Physikstudium so wichtig. Also was kann ich tun? Ratschläge aller Art sind erwünscht und Danke an die, die sich die Zeit genommen habe bis hier zu lesen.
2 Antworten
Hallo,
Prinzipiell kann ich deine Situation exakt zu nachempfinden. Klar "meine Geschichte" ist ein wenig anders verlaufen, aber ich denke das Prinzip ist gleich.
(Falls dir nur die Ratschläge wichtig sind, dann lese ab der gestrichelten Linie weiter :-))
Ich selbst war in der Schule bzw. generell an fast allem interessiert. Oder anders formuliert, es gab nichts, was mich völlig kaltgelassen hätte.
Meine Hauptrichtungen waren in dem Fall die Naturwissenschaften und die Geisteswissenschaften. Kurz vor und nach dem Abitur war dann natürlich die Frage, ja was machst du den jetzt ?
Beruflich sind beide Sparten nicht die Besten, in den Naturwissenschaften sieht es vielleicht ein wenig besser aus, aber da kommt es auch darauf an was (z.B. nicht Biologie ;-)).
Da ich mich in der Oberstufe aber für ein sprachliches Profil entschieden hatte, somit Latein und Geschichte nebst drei weiteres LKs hatte, dachte ich mir, dass das nicht umsonst sein sollte. Obwohl ich nach dem Abitur eher in die Richtung Naturwissenschaft bzw. in dem Moment Informatik tendiert habe.
Schlussendlich habe ich dann in Freiburg mit Geschichte und Archäologie angefangen und nach anderthalb Semestern abgebrochen. Ich hatte mich einfach nicht wirklich wohl mit der Entscheidung bzw. dem Fach gefühlt und fand die Inhalte auf Dauer doch eher langweilig.
Die Entscheidung "umzusatteln" fiel dann aber sehr schnell und ein Monat später war ich wieder zuhause. Danach habe ich ein paar Praktika gemacht, mich an meiner naheliegendsten Universität beraten lassen, Vorlesungen besucht etc. und habe mich jetzt für Chemie entschieden.
So das erstmal zu meiner Geschichte.
Ich denke Zweifel wird es immer geben, solange man mehrer Möglichkeiten offen hat, was nach einem Schulabschluss immer gegeben ist. Ich weiß nicht genau, was du für Zweifel hattest, aber solange diese nur aus der Frage bestehen, soll ich oder nicht und es sonst keine anderen Unsicherheiten gibt (Geld etc.), dann ist das normal.
Hast du zum Thema Polizei den Praktika gemacht ? Es ist wichtig, dass man seine Entscheidungen irgendwie an praktische Erfahrungen knüpfen kann. Sonst hättest du die gleichen Zweifel, wenn du dich andersherum entschieden hättest.
Was genau möchtest du den mit einem Physikstudium machen. Wie du richtig erkannt hast, gibt es viele Möglichkeiten, aber gibt es eine Richtung ? Vielleicht hast du ja deswegen deine Zweifel. Eine Ausbildung oder Studium bei der Polizei gibt einem eine gewisse Sicherheit, weil man weiß wo man am Ende hinkommt. Magst du Eigenverantwortung ?
Gedanken, wie das alles umsonst wäre sollte man bei dem Thema unterlassen. Auch ich hatte Phasen nach dem Abbruch, wo ich mir gedacht habe, war das Jahr jetzt völlig umsonst. Meiner Ansicht nach nein, überhaupt gar nicht. Es war eigentlich eins der sinnvollsten Jahre meines Lebens überhaupt, weil ich mich aktiv mit mir selbst auseinandergesetzt habe, neue Erfahrungen gemacht habe, zum ersten Mal alleine wo gewohnt habe etc.
Ich denke man kann allgemein nie sagen, dass "im Leben" irgendwas umsonst war, zumindest nich was dich als Mensch angeht.
Das Wichtigste: Keine übereilten Entscheidungen. Ich kenne das, man zweifelt und irgendwann denkt man sich "Sch*** drauf" und macht eine spontane Entscheidung.
Das ist in diesen Fällen nicht ratsam. Bevor du abbrichst, mach dir klar, dass man nicht ewig hin- und herwechseln kann. Versuch dir in dem Fall Informationen über den neuen Bereich zu suchen (Praktika, Beratungen etc.).
Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit mit einem Bachelor in Physik irgendwas bei der Polizei anzufangen oder mit dem Master ? Das wär dann wahrscheinlich nicht die "Polizeiarbeit", wie man sie kennt, aber dort gibt es ja auch Labore, KTU etc.
Die Quintessenz des ganzen Textes, den ich jetzt geschrieben habe ist die: Keine überestürzten Entscheidungen, Beratungen einholen, mit Freunden und Familie darüber sprechen (oft sind die Personen verständnisvoller als man denkt), sich darüber klar sein, dass immer Zweifel bestehen können.
Was meinst du mit 100% bei der Sache ? Hier gabs grade einen interessanten Artikel auf der "Zeit": http://www.zeit.de/campus/2014/05/entscheidungen-treffen-stress-zufriedenheit
Ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber am Ende bist du nie zufrieden.
2 sachen:
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in den ersten 3 semestern kommt es sehr häufig vor, dass der studiengang gewechselt wird. sprich: du bist damit nicht allein und sicherlich haben auch andere viel geld und aufwand in das erste studium investiert. aber hey, wenn man mit diesem geld und dieser zeit feststellen konnte, dass man DEFINITIV nicht physik studieren will, dann ist dies sicherlich auch eine "sinnvolle investition" in die zukunft gewesen ^^.
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wir leben nicht mehr in der zeit, in der man einen beruf lernte und dann den rest seines lebens in ein und demselben unternehmen arbeitete. heutzutage sind berufliche 180° wendungen fast schon normal. wenn du nun also doch physik studieren würdest und vllt auch abschließen würdest und dann feststellst, dass das nichts für dich ist, dann kannst du immer noch zur polizei! also... egal, wie du dich entscheidest: die jeweils andere option ist dann nicht für immer und ewig für dich verloren. du hast im grunde jederzeit im leben die wahl ^^.
ich weiß, dass dir das nicht konkret weiterhilft, aber vllt gehörst du einfach zu denen, die sich nach dem schulabschluss ein orientierungsjahr gönnen sollten, in dem sie sich in verschiedenen bereichen ausprobieren (wird seit der einführung des turbo-abis grad eh zum trend - und die unternehmen haben sich erhofft, dass die jungen leute nun 1 jahr früher ins berufsleben einsteigen xDDDD)
Das mit dem Orientierungsjahr klingt sehr interessant! Hast du da vllt noch mehr Informationen zu?
nein, ich kenn's eher nur aus den medien. das ist eher eine informelle sache, also nichts organisertes - leider. die einen machen halt ein freiwilliges soziales, die anderen ein freiwilliges ökologisches, wiederum andere gehen für ein weilchen ins ausland (evtl. mit work'n'travel) oder man organisiert sich einfach selbst ein paar praktika :).
vllt gibt es mittlerweile auch institutionen, die einem bei der orientierung helfen, aber ich weiß nichts davon. evtl. kannst du ja beim job center anrufen und nachfragen, ob die einen bei so etwas unterstützen oder ob sie jemanden kennen, der das tut.
wenn man im übrigen bei google "orientierungsjahr nach der schule" eingibt, bekommt man z.b. folgendes als ergebnis: http://www.orientierungsjahr.de/#/welcome
vllt machst du dich da ja mal schlau :)
ja weil ich hatte auch schon ein wenig gesucht, aber irgendwie gab es das alles nur in verbindung mit bibelschule und so :D
Danke erstmal für deine Antwort. Ich habe mich jetzt dazu entschieden nach Praktika ausschau zu halten, weil ich meines Erachtens in meiner jetzigen Lage nicht weiter Physik studieren kann, weil ich nicht mit 100% bei der Sache wäre. Ich muss also erstmal für mich klar machen ob Polizei nicht vllt doch die bessere Entscheidung gewesen wäre, oder eben auch nicht. Zurück zur Uni kann man ja immer :)