Uhr öffnen und abdichten?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Lohnt sich der Aufwand zur Herstellung der Wasserdichtigkeit?

Puh, das sind gleich mehrere Fragen in einer, ich gebe mein Bestes...

Undicht: Sobald eine Uhr nicht mehr dicht ist, kann Feuchtigkeit eindringen. Das ist bei deiner Uhr der Fall und du hast schon einmal richtig gehandelt!

⇨ Die Uhr muss so schnell wie möglich geöffnet werden, damit die Feuchtigkeit entweichen kann. Andernfalls fangen bestimmte Teile an zu Rosten und die Batterie bekommt einen Kurzschluss.

Warum undicht? Das Uhrengehäuse wird durch Kautschukdichtungen vor Feuchtigkeit geschützt. Diese befinden sich im Kronenhals (kleiner O-Ring) und eine im Gehäuseboden (Im Durchmesser des Gehäusebodens).

⇨ So eine Kautschukdichtung im Gehäuseboden sollte jährlich getauscht werden oder spätestens beim nächsten Batteriewechsel, da diese hart wird sobald der Weichmacher raus ist.

  • Wo gibt es solche Dichtungen? Wir Uhrmacher kaufen solche Dichtungen einzeln beim Uhrengroßhandel, ansonsten gibt es Sortimente.

Welche Dichtung? Das kommt jetzt auf den Innendurchmesser der Gehäusebodens an. Auch muss der Durchmesser (Stärke) der Dichtung richtig gewählt werden.

Mit ein wenig Glück kannst du eine passende Dichtung in diesem Sortiment finden:

https://www.ebay.de/itm/100-Uhrendichtungen-O-Ringe-Uhren-Dichtringe-sortiert-14-30-mm/232754076069?hash=item36313959a5:g:EosAAOSw~e5ZQZnZ

Aber: Das Problem liegt darin, dass die Dichtung die gleichen Abmessungen haben muss wie die Vorherige, sonst bekommst du den Deckel nicht mehr zu oder die Uhr bleibt undicht.

Und hier kommt das nächste Problem: Die Uhr kann nur mit Bestimmtheit wasserdicht sein, wenn sie einem Wasserdichtigkeitstest nach der DIN-Norm unterzogen wurde.

Du glaubst gar nicht wie viele undichte Stellen eine Uhr haben kann!

  • Wo gibt es diesen "Greifarm", mit dem man Uhren öffnen und schließen kann?: Deine Uhr hat einen Sprengdeckel mit einer Kerbe seitlich. Um die Uhr öffnen zu können benötgt man ein Uhrenmesser. Du hast es ja mit einem Messer geschafft.

Der Deckel wird dann einfach wieder darauf gedrückt, falls zu schwer, mit einer Presse.

Ich denke du kannst die Batterie selbst tauschen, aber wenn es um die Wasserdichtigkeit geht, würde ich das lieber von einem Fachmann machen lassen.

Jetzt kommt es natürlich auch darauf an, wie viel wasserdicht deine Uhr überhaupt ist?

Denn Uhren mit einem Sprungdeckel können nur bis 5 bar wirklich wasserdicht sein. Erst Uhren ab 10 bar sind zum Schwimmen, duschen und baden erst geeignet.

Also ist deine Uhr eh nur 'spritzwassergeschützt' und der ganze Aufwand mit den Dichtungen und abdrücken würde eh weniger Sinn ergeben. Du musst halt in Zukunft jeglichen Kontakt mit Feuchtigkeit meiden.

Bild zum Beitrag

Kosten beim Uhrmacher/Juwelier: ca. 8,- € Gehäusedichtung, Wasserdichtigkeitstest je nach Angabe ca. 5,- bis 15,- €, Batterie ca. 5-15,- €.

  • Nicht zuletzt: wo gibt es Batterien für Uhren, die von der Qualität so sind, dass man sie einbaut (also nicht nach zwei Wochen aufgebraucht oder so)? Die besten Batterien gibt es von Energizer, was Batterielaufzeit, Auslaufsicherheit usw. angeht.

Klar kann man durchaus Batterien von Varta, Maxell oder sp verwenden, tun aber gescheite Uhrmacher nicht.

Batterien mit einer AG-Angabe oder chinesischen Zeichen komplett meiden!

Gerne Fragen!

U7rmacher

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
 - (Technik, Kosten, Reparatur)
Mauritan 
Fragesteller
 13.09.2019, 18:59

WOW, ganz lieben Dank für diese ausführliche Antwort. Auch das, was nicht auf diese Uhr zutrifft davon, brauche ich für andere. Ich fürchte, ich erbte eine Sammlung, die mich ratlos macht. Sie scheint ziemlich wertlos zu sein.

Doch zurück zu dieser Uhr. Nein, sie hat keinen Sprungdeckel. Die Scherenspitze hat nur einen gigantichen Hebel, mit dem ich den Deckel drehen konnte. Mit jedem Schraubendreher wäre ich abgerutscht, weil ich ihn nicht auf den perfekten Kraft-Punkt gebracht hätte.

Diese Uhr hat auch keine Batterie (andere meiner schon), sondern ist eine Automatik. Zur Zeit liegt sie mit Papier abgedeckt in der Sonne, auf dass sie trockne und niemand hineintappe. Wie lange dauert das ungefähr, bis sie trocken ist (sie geht)?

Wenn wir auf Spritzwasserdichtigkeit hoffen, ist es gut. Die Uhr ist ja uralt. Da lohnt nicht mal der Dichte-Test.

Bleibt die Krone. Die müsste der Logik nach undicht sein.

cit: "Kronenhals (kleiner O-Ring) " - das verstehe ich leider nicht. Wenn ich die richtige Dichtung des Deckels bekommen sollte, kann ich sie selbst tauschen. Für Geld wird sie mir der Uhrmacher wohl auch geben. Das sieht nicht so schwer aus. Wie steht das mit der Kronenhalsdichtung?

Danke!!!!

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U7rmacher  13.09.2019, 19:08
@Mauritan

Wenn die Uhr älter ist, muss man schauen, ob überhaupt eine Kronendichtung vorhanden war?

Welche Angabe befindet sich denn auf dem Rückdeckel bezüglich der Wasserdichtigkeit?

Um den Schraubdeckel verschließen zu können ist so ein Öffner empfehlenswert samt Stativ zum Festhalten: https://www.ebay.de/itm/Uhren-Gehause-Ruckseite-Offner-verstellbar-Halterung-fur-Uhr-Reparaturen/173981302942?hash=item288218009e:g:KfcAAOSwTmRdP~an

ACHTUNG: Die Uhr darf nicht in die Sonne gelegt werden, das fördert den Rost. Das Uhrwerk sollte einfach auf eine lauwarme Heizung gelegt werden. Am besten für mind. 24 Stunden um auf Nummer sicher gehen zu können.

Auch empfiehlt sich ein trockenes Reisbett.

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Mauritan 
Fragesteller
 13.09.2019, 19:18
@U7rmacher

DANKE!

Sonne fördert den Rost?! Zum Glück war es heute nicht extrem heiß. Da fällt mir ein: Ich habe auch noch einige Korrosionskugelsackerln von den Kameras.

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Mauritan 
Fragesteller
 14.09.2019, 10:26
@U7rmacher

*Deine Antwort in eine Office-Dokument rüberkopier*

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U7rmacher  14.09.2019, 11:02

Danke für den Stern 🌟

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Nach meiner Erfahrung war es vielleicht, vielleicht nicht der Boden, der Wasser reinließ, sondern das Glas.

Allerdings, wenn eine Schere den Boden öffnen konnte, war er vielleicht schonmal geöffnet und nicht wieder fest genug geschlossen? Druckboden oder Schraubboden?:

Ist in der Regel ein einfacher Dichtungsring. Bei Selva, zum selber reinlegen?

Markenbatterien sollen am besten sein, die teuren.

Aber da wissen sicher die Batterieuhren-Kenner besser Bescheid, oder?

Blindipop  13.09.2019, 14:24

Manchmal war die Uhr dicht, aber das Glas in der Sonne und dadurch undicht geworden.

Nur bei richtig alten Uhren müssen sämtliche Dichtungen erneuert werden, wie du richtig vorschlägst, auch an der Krone. Die Drücker haben bei mir eine integrierte Dichtung.

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Blindipop  13.09.2019, 14:29

wenn du den Stoppzeiger laufen lässt, ist die Batterie schnell alle. Falls Chronograph.

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Mauritan 
Fragesteller
 13.09.2019, 16:11

Danke für die Antwort.

Die Fachausdrücke kenne ich nicht, doch das Ding sieht so aus:

https://browse.startpage.com/do/show_picture.pl?l=deutsch&rais=1&oiu=https%3A%2F%2Fi.pinimg.com%2Foriginals%2F2d%2F0d%2Fa6%2F2d0da67bc6558ce26e2153276c42c33d.png&sp=3ee6cc499deebeb9187b1f801c44973f&t=default

Ich habe mit der Scherenspitze in so eine Kerbe hineingedrückt, das ging mit der Zeit immer leichter und schließlich konnte ich die Scheibe abdrehen. Da liegt eine Dichtung in der Fuge - und viel Dreck ;-)

Vielleicht ist ALLES undicht?

Die Uhr gehört meinem Mann. Wenn er schwitzt, ist sie ebenso beschlagen, wie, wenn es regnet. Das war schon lange so, verging aber bald wieder. Ich nahm sie ihm schließlich weg, als die Nässe gar nicht mehr verschwand und meinte, sie muss jetzt trocken. Es ist eine wohl 30 Jahre alte Citizen. Sie ist nicht mal angerostet, zumindest nicht, wenn man keine Uhrmacherlupe hat und nicht besonders gut sieht. Es ist eine mechanische Automatik.

Wie bekommt man denn das Glas herunter?

Selva sieht ja total spannend aus! Da muss ich mich mal vertiefen, was es dort so alles gibt. Danke für den Tipp.

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U7rmacher  13.09.2019, 18:09
@Mauritan

Das Glas wird seitlich von einer weißen Kunststoffdichtung gehalten. Nach der Zeit kann auch diese Dichtung brüchig werden. Mit einer Lupe kann man das gut erkennen. Dann passiert aber erst nach vielen Jahren.

Das Glas kann dann nur von einem Fachmann sicher geöffnet und drauf gedrückt werden. Ich denke, dass bei dir entweder durch die Krone oder Boden die Feuchtigkeit eindringt.

Wenn dein Mann viel schwitzt, würde ich gleich zu einer anderen Uhr tendieren, die mind. 10 bar, noch besser 20 bar, abgedrückt ist.

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Mauritan 
Fragesteller
 13.09.2019, 18:41
@U7rmacher

durch den Boden sicher. Je länger ich die Sache gedanklich drehe und wende... Das Glas sollte eher dicht sein. Denn sonst würde die Feuchtigkeit nach oben verdampfen, statt immer wieder zu beschlagen.

Ich könnte mir vorstellen, dass eine neue Dichtung die Sache behebt. Bzw. schon ein festeres Festdrehen des Deckels.

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U7rmacher  13.09.2019, 18:47
@Mauritan

Wenn du einen Sprengdeckel hast, kann dieser nicht zugedreht werden. Der Deckel wird einfach draufgedrückt. Erst wenn seitlich mehrere Einkerbungen zu sehen sind, ist es ein Schraubdeckel.

Sofern ein Glas über die Dichtung die Uhr nicht mehr dicht hält, sind es meist winzig kleine Öffnungen. Das ist einfach zu wenig für die Feuchtigkeit zu entweichen.

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Mauritan 
Fragesteller
 13.09.2019, 19:07
@U7rmacher

ok, Schraubdeckel und "vielleicht Glas doch undicht".

Wenn ich darf und es finde, dann poste ich gleich noch ein Foto von einer "Rollex". Darf ich Dich bitten zu sagen "wirf sie gleich weg" oder "zeige sie vorher noch einem Fachmann"?

*Foto such*

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Damit Uhren wasserdicht sind muss nicht nur eine Dichtung vorhanden sein (und die nicht nur unten, im Deckel an der Rückseite, sondern z.B. auch am Eingang der Krone oder irgendwelchen Knöpfen). - Die Uhren müssen auch bei Unterdruck in trockener Umgebungsluft verschlossen werden, damit der Luftdruck von außen immer größer ist als der Druck innen im Gehäuse. Dadurch wird das Gehäuse zusammen gedrückt und die Dichtungen liegen fest an und halten dicht.

Deine Aktion war jetzt nicht wirklich hilfreich. Sie nach dem Austrocknen "einfach wieder zu zu machen" dichtet die Uhr nicht zuverlässig ab.

Schicke die Uhr selber direkt an den Hersteller, damit er sie abdichtet oder gebe sie zu einem Uhrmacher, der selber über entsprechende Möglichkeiten verfügt bzw. die Uhr dann zu jemandem weiterschickt, der das kann.