Tischlern / Schreineren - daneben gebohrt?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Vielleicht als erstes das falsche Loch mal wieder verschließen. Dazu notfalls passend aufbohren und dann ein passendes Rundholz einleimen, je nach Durchmesser geht da alles Mögliche, Zahnstocher, Schaschlikspieß, Holzdübel. Um es bündig abzulängen, ohne die Oberfläche drumherum zu beschädigen, gibt es im Handel eigens kleine ungeschränkte Dübelsägen, kann ich sehr empfehlen - damit kann man nämlich nicht nur Dübel sägen.

Das einzige Problem ist, dass die meisten Rundhölzer, Holzdübel und dergleichen aus Hartholz bestehen. Dadurch hast du dann eine harte Stelle in der weichen Oberfläche, und wenn deren Rand dann knapp neben der korrekten Stelle liegt, kannst du womöglich wieder nicht ganz exakt bohren. Im Zweifel einen größeren Pfropf einsetzen oder Rundholz aus weichem Nadelholz besorgen.

Zum Einspannen/Fixieren empfehlen sich in der Regel Schraubzwingen. Nicht umsonst heißt es, dass Holzwerker nie zu viele davon haben können. Wenn du noch gar keine Schraubzwingen hast, kuck vielleicht mal auf Ebay, ob jemand gerade ein ganzes Konvolut gebrauchte Schraubzwingen verhämmert, womöglich zusammen mit anderem brauchbaren Werkzeug.

Um das Werkzeug zu stabilisieren, kannst du dann beispielsweise ein dickes Stück Kantholz auf die Werkbank spannen und daran dann wiederum dein Kästchen festspannen. Oder einfach stumpf ein Brett als provisorische Versteifung an die Seite klemmen oder irgendwie so was. Wenn du einer kleineren Investition nicht abhold bist, kauf dir ein, zwei kleinen Aufspannwinkel. Diese gefrästen oder sogar geschliffenen Winkelplatten aus Gusseisen sind "eigentlich" für die Metallverarbeitung gedacht, beispielsweise um Werkstücke auf Fräsmaschinen aufzuspannen, wo schnell wesentlich größere Kräfte als beim Holzwerken anfallen.

Mauritan 
Fragesteller
 26.11.2020, 09:41

danke für die Antwort.

Was ich bisher verwendete, waren Zahnstocher (die Lochdurchmesser sind winzig). Optimal scheinen sie mir nicht, weil ich eben die Oberfläche nicht glatt bekam und sie auch nicht gut passten. Ich goß etwas Leim hinterher. Alles nicht richtig "schön".

Das Problem mit Einspannen ist dies: Zwingen in allen Größen hätte ich genug. Nur das Holz ist derart weich, dass ich es nicht mal mit Unterlage einspannen will. Nur an den Schnittstellen kann ich es am Werktisch anstehen lassen, auf die andere Seite kommt eine Zwinge GELEGT und nach oben hin hält es mein Mann fest. Ich kann das Holz mit dem Fingernagel eindrücken, so weich ist es (Palauwnia, weiß nicht, ob ich damit noch mal arbeite).

Dort wo ich die Fehlbohrung habe, müsste ich das gesamte Werk wieder zerlegen, um hinzukommen mit der Borhmaschine. d.h. bevorzugt würde ich mit irgendeinem manuellen Werkzeug operieren.

Du kannst Dir das Ganze vorstellen als das hinterste Winkelchen in einem Kästchen, wo jedes Fläche druckempfindlich ist und die schon vor Montage befestigten (nachher einschlagen würde schief) Regalstifte beim Ankommen brechen.

Mir fehlte eben jede Erfahrung im Arbeiten und auch Materialkauf.

Mit anderen Worten:

  • hast Du noch weitere Tips zur Zahnstocherbearbeitung? Zur Zeit kürze ich sie mit einem Seitenschneider (ca 0,5 mm bleiben dabei stehen) und leime sie rein. Gar nicht schön. Die Oberfläche wird nicht eben (mit einer Säge komme ich dort nicht hin).
  • hast Du Tips, womit ich am besten neue Löcher ohne Bohrmaschine machen kann? Die passt in die Ecke nämlich nicht mehr hin. Die gute Nachricht: das Holz ist so weich, dass ich schon überlege, ob ich die Schrauben ohne Vorbohren hineindrehen kann. Allerdings ist das neben einer Fehlbohrung vermutlich keine gute Idee.
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Skinman  26.11.2020, 16:46
@Mauritan

Klingt für mich nach Brennholz. Wenn man das Holz nicht mal anfassen kann, ohne Druckstellen zu hinterlassen, ist es nicht wirklich geeignet für so Alltagsgegenstände. Besser dieses Projekt den Flammen überantworten, als Lehrgeld betrachten und noch mal von vorn anfangen. Das ist normal. Grundsätzlich nächstes Mal vielleicht als erstes einen Prototyp aus irgend einem billigen heimischen Nadelholz anfertigen und dann das endgültige Projekt aus ansprechendem Hartholz.

Bohrer kann man zum Beispiel in Überlänge kaufen, was sich aber hauptsächlich anbietet, wenn man auch wirklich sehr tiefe Löcher bohren muss. Bei diesem weichen Holz kann man aber auch mit der Hand durchbohren. Entweder Handbohrer kaufen, also so was hier:

https://www.amazon.de/Kraftmann-Handbohrersatz-2-5-4-teilig-2022/dp/B001ILHXJ6/ref=sr_1_5?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&dchild=1&keywords=handbohrer&qid=1606405290&sr=8-5

oder

https://www.amazon.de/Handbohrer-Bohrmaschine-Spiralbohrer-0-5-3-0mm-Verpackung/dp/B07KYPJPST/ref=sr_1_6?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&dchild=1&keywords=handbohrer&qid=1606405290&sr=8-6

oder aus dem vorhandenen Bohrer einen provisorischen Handbohrer herstellen => irgend eine kleine Leiste oder Rundholz, das schlanker ausfällt als das Bohrfutter, anbohren und den Bohrer mit Sekundenkleber einleimen, oben irgend einen Quergriff dran und fertig.

Würd ich mir hier aber echt sparen.

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Mauritan 
Fragesteller
 26.11.2020, 17:04
@Skinman

WOW, danke!

Diesen Handbohrer, so etwas habe ich! Ich war nur nicht sicher, was das ist. Ich habe Massen von altem Werkzeug. Es beginnt bei einem Nutenhobel und endet bei einem geschmiedeten(!) Schraubendreher. Hier das Brauchbare vom Verrosteten/Verbogenen zu trennen, erledige ich dabei auch. Dazu muss ich natürlich erstmal wissen, was diese Dinge überhaupt sind. Also bin ich stolze Besitzerin eines Handbohrers.

So wie Du es vorschlägst zum Thema Brennholz, so habe ich es auch gesehen. Ich habe einfach aus einem Heft von "make:" ein paar Seiten zur Holzbearbeitung gelesen und zu zeichnen begonnen. Paulownia ist nicht so teuer, Holzzuschnitt auch nicht. Da dachte ich: Wird es nichts, dann werfe ich es weg. Erstversuche werden oft nicht so richtig gut ;-)

Noch etwas habe ich gefunden: flüssiges Holz oder so. Das ist so eine Knetmasse. Die werde ich mal mit einem Schraubendreher reintupfen und dann den Handbohrer probieren. Die gute Nachricht ist, dass das alles unter einem Beschlag verschwindet.

und die Moral von der Geschicht: Nie wieder werde ich messen, wo ich auch in der Natur anzeichnen kann. Die Löcher sind genau um das Linieal und die Strichbreite davor versetzt. Statt dessen hätte ich auch den Beschlag als Schablone verwenden können, was ich das nächste mal ganz sicher tun werde.

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Du kannst die Löcher mit einem Dübel zumachen. Also aufbohren auf dübelgröße (zb. 6mm) und dann Buchedübel einleimen.

Den Leim über Nacht aushärten lassen!

Dann neu bohren. Ohne Bohrmaschine? Geht nicht ...

Für solche Arbeiten solltest du in Zukunft mindestens auf Fichte zurück greifen. Das ist günstig und in allen möglichen Maßen im Baumarkt zu bekommen. Es ist leicht zu verarbeiten und günstig.

Widerstandsfähiger ist Buche. Die lässt sich auch gut verarbeiten, ist etwas teurer, aber hält eben mehr aus.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Gelernter Schreiner, Möbel, Wintergärten, Orgelbau.