Therapeutin etwas verschwiegen?
Ich habe meiner Therapeutin bis heute etwas verschwiegen, das nun jedoch meine Eltern ihr in einer Mail mitgeteilt haben, da es mit etwas zusammenhing, das ihnen an mir Sorgen bereitet. Meine Therapeutin wies sie natürlich darauf hin, dass sie keine Angaben o.ä. an sie machen kann wg. ihrer Schweigepflicht. Dass ich dieses Verhalten von meinen Eltern vollkommen daneben finde ist klar, ich bin 23. Sie haben es mir auch erst nachher mitgeteilt.
Nun habe ich Angst vor meiner Therapiestunde morgen, dass mir Vorwürfe gemacht werden, dass ich dieses Detail bis heute nicht mitgeteilt hatte. Ist es i.O., Dinge für sich zu behalten in einer Therapie?
6 Antworten
Du bestimmst die Geschwindigkeit der Therapie. Du musst auch nichts erzählen, was du noch nicht willst/kannst.
Wahrscheinlich wird sie versuchen rauszufinden, wieso du nicht bereit warst, das zu sagen (was löst das für Gefühle aus, wenn du darüber redest/dich öffnest? Bist du noch nicht bereit das zu bearbeiten? Wie fühlst du dich nach der Aktion deiner Eltern? Deine eigene Einschätzung auf die Sache?)
Vorwürfe darf es in einer Therapie nicht geben.
Ist es i.O., Dinge für sich zu behalten in einer Therapie?
Ja. Man muss nicht über alles reden und es ist IMMER die eigene Entscheidung. Man sollte für sich nur abwägen ob das der Therapie an sich nicht schadet.
Ich habe die Erfahrung gemacht dass eine Therapie - für mich - nur dann sinnvoll ist wenn Therapeut*in mich selbst meine Entscheidungen treffen lassen, ansonsten verschließe ich mich nämlich. Das beinhaltet auch "über dieses Thema will ich nicht reden" oder "diesen ungesunden Copingmechanismus will ich weder diskutieren noch ändern".
Tatsächlich habe ich in einer Stunde der Verzweiflung auch einmal mit der Therapeutin meiner Mutter telefoniert und ihr von einem Vorfall berichtet.
Daher kann ich nur aus eigener Erfahrung sagen, Angehörige tun dies nicht aus Hass und um dir eins reinzuwürgen, sondern aus Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit. Weil das, was sie wissen zu krass für sie alleine ist. Weil sie keinen eigenen Therapeuten haben, der ihnen sagt wie sie damit umgehen könnten. Daher kann ich persönlich deine Eltern sehr gut verstehen.
Ansonsten kannst du einer Therapie sagen oder nicht sagen was immer du willst. Es ist nicht die Polizei. Die Frage die du dir selber nur stellen solltest ist - kann eine Therapie, in der du Dinge verschweigst, überhaupt das therapieren, was notwendig wäre? Kann deine Therapeutin die richtige Behandlung wählen, wenn sie nicht das Ausmaß der Erkrankung kennt? Schneidest du dir vielleicht eher ins eigene Fleisch damit?
Sonst würde ich mir an deiner Stelle keine Sorgen machen. Sprich es einfach selbst an, wie wütend du auf deine Eltern bist, dass du nun Sorge hast was die Therapeutin sagt etc. Du hast jedenfalls nichts falsch gemacht. Etwas nicht (sofort) zu sagen ist etwas anderes als zu lügen.
Es handelt sich dabei weniger um ein Detail mehr einer Erkrankung als eher eines, das mit meinem Umfeld zusammenhängt. Ich würde die Relevanz eher gering einschätzen, meine Eltern haben einfach eine Implikationen misinterpretiert.
Die Therapie ist da um dir zu helfen. Dinge zu verschweigen bringt also euch beiden nichts. Auch wenn es für dich unangenehm ist.
Was du ihr erzählst ist natürlich deine Entscheidung.
Also erstens mal ist eine Psychotherapie keine Beichtstunde. Du hast das Recht zu entscheiden, was du preisgeben willst und was nicht.
Und zweitens, wenn du bei einer wirklich professionellen Therapeutin bist, wird sie das Verhalten deiner Eltern (dass sie sich in die Intimsphäre ihrer erwachsenen Tochter einmischen) thematisieren und sich dafür interessieren, wie es DIR dabei ergangen ist, dass sie sich hinter deinem Rücken bei ihr melden.