Stottern Lese-Rechtschreib geschwächte auch?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Dem kann ich nicht zustimmen. Ich arbeite seit vielen Jahren mit Kindern und Erwachsenen, die von einer Legasthenie bzw. Lese-Rechtschreib-Schwäche betroffen sind. Und dabei war noch niemand, der auch mit dem Stottern Probleme hatte. Ich persönlich denke daher nicht, dass hier ein größerer Zusammenhang besteht als der ganz normale, wenn das Sprachzentrum oder die auditive Wahrnehmung beeinträchtigt sind.

Also eher anders herum. Wenn ein Mensch Probleme mit der akustischen Wahrnehmung oder mit der Umsetzung von Gehörtem in Sprache hat, wird er vermutlich öfter von Sprachproblemen betroffen sein, und eventuell auch mit dem Umsetzen von Gehörtem in die Schrift.

Aber, wie gesagt, bei all meinen vielen Schülern hatte ich noch keinen solchen Fall. Ein junge Frau, die stark unter ihrem Stottern leidete, hat gute Erfahrungen gemacht in einem speziellen Training bei einer Psychologin.

Bennykater  11.09.2014, 09:43

Vielen Dank für das Sternchen :)

0

Die Frage nach der LRS und Stottern ist sehr interessant.

Man kann ja mit Google nach "dyslexia" für LRS und "stuttering" für Stottern suchen und findet nichts Erhellendes. Mit anderen Worten, es scheint keine Untersuchung zu geben, die zeigt, dass Stotterer überdurchschnittlich oft eine LRS haben oder dass Menschen mit LRS überdurchschnittlich oft Stotterer sind. (Ich hätte schreiben wollen "überdurchschnittlich oft stottern", aber das hätte als eine Aussage über die Häufigkeit von Stotterereignissen verstanden werden können.)

Ich habe aber einen Aufsatz gefunden, der mir, aus mehreren Gründen, sehr bemerkenswert erscheint. https://www.mnsu.edu/comdis/ISAD3/papers/smith.html

Bemerkenswert daran ist,

  • dass der Autor Pete Smith hier eine ungewöhnlich genaue und ausführliche Falldarstellung gibt, an der man gut nachvollziehen kann, was sich der Therapeut überlegt hat, wie er vorgegangen ist und wie der Patient reagiert hat.
  • dass hier die Arbeit an der Lese- und (Recht)Schreibkompetenz für die Stottertherapie benutzt wurde. Dabei ging es um die Laut-Buchstaben-Bewusstheit, die für beides (LRS und Stottern) nützlich ist und um die sukzessive Entschlüsselung von Wörtern (LRS) und die sukzessive Verfolgung von Artikulationsstellungen und -übergängen in der Aussprache von Wörtern (Stottern). Wir hochwirksam der zweite Teil (bez. des Stotterns) ist, war Pete Smith vielleicht gar nicht bewusst. Das ähnelt sehr stark dem, was ich mit meinen stotternden Patienten in der Therapie mache.

Pete schreibt aus Michigan, dem Bundesstaat, in dem Van Riper gelebt und gelehrt hat (und ich studiert habe). Ich werde versuchen, ihn zu erreichen und ihm zu sagen, für was für eine Kostbarkeit ich seinen Aufsatz halte.

Einer meiner Jungs ist Legastheniker. Er hat ein großes, sehr flüssig sprechendes Mundwerk. Also nein, LRS ist nicht automatisch mit Stottern verbunden.