Stimmt es, dass es in den USA keine Ausbildung im deutschen Sinne gibt?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
In Amerika ist ja das College das etwaige Pendant zur Uni. Das, was bei uns die Ausbildung ist, soll ja da das Community College sein.

Das ist da alles ein bisschen komplizierter, weil Colleges da sehr viel unterschiedlichere Aufgaben wahrnehmen und verschiedene Einrichtungen mit verschiedenen Zielen College genannt werden.

Habe ich mich da verlesrn oder stimmt das wirklich?

Das stimmt, mehr oder weniger, wirklich. Das Problem in den USA ist, dass deren föderale System, was bei uns ja beispw auch zu dem Unding führt, dass wir 16 verschiedene Schulesysteme haben, bei denen einfach völlig den Vogel abschießt.

Das liegt daran, dass man in den USA die Sachen gerne von unten nach oben aufzäunt. Sprich, so wenig wie möglich Kompetenzen an die nächsthöhere Stelle abtreten.

Das sorgt dafür, dass es kein einheitliches Schulsystem in den High schools im selben Bundesland gibt, ja nicht mal in derselben Stadt, weil die Schulen so autonom sind und abhängig davon, wie viel Geld zur Verfügungs steht.

Das zieht sich dann auch auf das college/uni System und auch über das nichtvorhandene Ausbildungssystem. Es gibt Zertifikate, die man sich halt erwerben kann. Gerade da kommt das community college rein. Man kann sich also weiterbilden und dann Zertifikate sammeln, die dann entweder angesehen sind (oder eben auch nicht). Man kann sich meist nicht mal in den einzelnen Bundesstaaten auf Standards einigen, geschweige denn in den USA.

Jein.

Was es nicht gibt, ist das sogenannte duale Ausbildungssystem, also das System, wo du in einem Unternehmen ausgebildet wirst und gleichzeitig zu einer staatlichen Schule gehst. Es gibt zwar Training-on-the-job Möglichkeiten in manchen Bereichen, aber da hat man halt im Zweifel auch keinen Nachweis über die erlernten Fähigkeiten. Hier muss der Ausbilder sicherstellen, dass du das gesamte Spektrum lernst. Beim Training-on-the-Job reicht es völlig aus, dass du das lernst, das in dem konkreten Unternehmen gebraucht wird - und das macht es dann schwieriger, in einem andere Unternehmen anzufangen.

Für viele Berufe (z. B. Elektriker, um bei dem Beispiel zu bleiben), die bei uns in einer dualen Ausbildung erlernt werden., gehst du auf eine spezialisierte Schule/Hochschule, um eine Lizenz zu bekommen, damit du in dem Beruf arbeiten kannst. Dafür wird dann oft Schulgeld fällig, du bekommst die Ausbildung also nicht umsonst.

Ganz ohne Ausbildung geht es auch in den USA nicht. Es wird zwar oft weniger darauf geschaut, welche Abschlüsse man hat und man kann in vielen Berufen auch ohne Abschluss arbeiten - aber sich einfach bewerben und losarbeiten, das wird in der Regel nix.

Willst du hier Elektriker werden, musst du dich auch bewerben, und wenn du genommen wirst, kannst du anfangen. Der Unterschied ist nur, dass du hier noch fachbezogenen Berufsschulunterricht hast. Da lernst du die Theorie, und im Betrieb die Praxis. Nicht umsonst hat das duale Ausbildungssystem einen guten Ruf in der ganzen Welt.