Stellungnahme, Religion?!

3 Antworten

  • Ja, Tillich ist schwer verständlich und generell ist die Sprache von Theologen dem Normalbürger kaum zugänglich. Da wird sich in ellenlange Phrasen geflüchtet, anstatt auf den Punkt zu kommen. Sprachbeherrschung und rhetorische Kompetenz besteht eigentlich darin, auch komplexe Ideen so prägnant und präzise formulieren zu können, dass die Mehrheit sie versteht.
  • Konkret zu Deiner Frage: Tillich geht es primär darum, dass er behauptet, dass sehr viele Menschen eigentlich sehr religiös sind -- er misst das daran, dass sie sich für den Sinn des Lebens interessieren und tiefergehende Antworten wünschen (Zitat: "Religiös sein bedeutet, leidenschaftlich nach dem Sinn unseres Lebens zu fragen und für Antworten offen zu sein, auch wenn sie uns tief erschüttern."). Er meint aber, dass diese Mehrheit sich bei den modernen Religionen nicht zuhause fühlt, weil die Religionsgemeinschaften die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht ins Zentrum rücken, sondern mit Symbolen, Ritualen, Organisationen, Vorschriften überfrachtet sind, die letztlich mit dem Sinn des Lebens und des Daseins nichts zu tun haben.

Ich denke, Richard Dawkins gibt in seinen büchern und Vorträgen interessante antworten auf die Problemekreise, die da angesprochen werden.

du könntest z.b. sagen, dass die Religion nur fiktive (nicht wahre) antworten auf die Frage gibt "Was ist der Sinn des Lebens" und ausführen, dass eine falsche Antwort noch schlechter ist als keine Antwort, denn eine falsche Gewissheit ist weiter von der Wahrheit als wenn man zugibt, dass man es nicht weiss.

Du könntest darauf hinweisen, dass die Religionen ständig ein Rückzugsgefecht führen: früher, als sie viel Macht hatten, versuchten sie die Wahrheit zu verbieten, wenn sie nicht mit der religiösen Tradition übereinstimmte (siehe Giordano bruno oder Galileo Galilei, dem verobten wurde, zu behaupten, dass sich die Erde um sich selbst dreht, nicht die Sonne um die Erde, um den Effekt von Tag und Nacht zu erzielen). 1992 wurde Galilei rehabilitiert, weil heute niemand mehr abstreiten kann, dass es so ist. Deshalb versuchen die Religiösen nun, "Wissenschaft und religion" in einklang zu bringen. Früher vertraten die Religionen sehr überzeugt falsche wissenschaftliche Ansichten. Alles, was man nicht erklären kann, wird mit Gott erklärt, das nennt man "the God of the Gaps", sobald man eine Erklärung findet, stellt sich heraus, dass die religiös inspirierte Erklärung falsch war...